Nickel Pflugk
Urkundlich trat N. erstmals 1427 in Erscheinung, als dem Kurfürsten Friedrich I. (der Streitbare) berichtet wurde, dass N.s Vater in der Schlacht bei Aussig gefallen war. 1445 gehörte N. zu den Mitgliedern der Landstände, die, nachdem die Differenzen zwischen den Brüdern Kurfürst Friedrich II. (der Sanftmütige) und Herzog Wilhelm III. (der Tapfere) nicht mehr zu überbrücken waren, diesen die Teilung des Landes vorschlugen. Während des Bruderkriegs kämpfte N. auf der Seite des Kurfürsten und geriet beim Versuch, die belagerte Stadt Gera zu befreien, am 15.10.1450 zusammen mit Kunz von Kaufungen in Gefangenschaft der böhmischen Hilfstruppen von Herzog Wilhelm und musste für 8.000 Schock Groschen freigekauft werden. Nur mit Hilfe von Verwandten war es möglich, das sehr hohe Lösegeld aufzubringen, ohne dass der Kurfürst, sein Kriegsherr, ihn dafür voll entschädigte. N.s Tapferkeit bei diesen und anderen kriegerischen Auseinandersetzungen brachten ihm den Beinamen „der Eiserne“ ein. – Sein beachtliches Vermögen setzte N. für den Erwerb verschiedener Landsitze in der Nähe von Leipzig, Pegau und Groitzsch sowie den Kauf eines Freihauses in Leipzig, d.h. ein nicht der Gerichtsbarkeit und dem Steuerrecht der Stadt unterliegendes Gebäude, ein und baute damit den Familienbesitz um Knauthain maßgeblich aus. Er war der Begründer der osterländischen Linie der Pflugks und legte den materiellen Grundstein für den Aufstieg der Familie im 15. Jahrhundert. Ausgestattet mit diesem Besitz wurde N. zu einem wichtigen Kreditgeber der Kurfürsten und des Kaisers
Friedrich III. – 1459 setzte er neben anderen meißnischen und thüringischen Räten sein Siegel unter den berühmten Vertrag von Eger und begleitete Herzog Albrecht (der Beherzte) zu seiner Vermählung mit der böhmischen Königstochter Sidonia. Nach dem Tod des Kurfürsten Friedrich II. wurde N. ein enger Vertrauter von Kurfürst Ernst und reiste mit ihm zu verschiedenen Verhandlungen, u.a. 1471 zum Reichstag nach Regensburg. Häufig war er mit dem Kanzler und Landrentmeister Hans von Mergenthal zur Kontrolle und Visitation der Ämter unterwegs. Als Amtmann von Leipzig, Borna und Pegau und Heimlicher Rat, also ein Rat des Kurfürsten, der für geheime Angelegenheiten der Landesherrschaft verantwortlich war, erreichte er den Höhepunkt seiner Karriere. – N. war einer der bedeutendsten Räte des Kurfürsten Friedrich II. und später von dessen Söhnen Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht. Er erreichte eine herausragende Stellung in der Landesverwaltung und hatte wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung der wettinischen Innen- und Außenpolitik im 15. Jahrhundert.
Quellen Codex diplomaticus Saxoniae regiae, II. Hauptteil, Bd. 8-10: Urkundenbuch der Stadt Leipzig, 3 Bde., hrsg. von J. Förstemann, Leipzig 1894; R. Freiherr v. Mansberg, Erbarmannschaft Wettinischer Lande, Bd. 1, Dresden 1903; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Wittenberger Archiv, Loc. 4319, 4343, 4346, Copiale; Stadtarchiv Leipzig, Urkundenbestand.
Literatur A. Gündel, Landesverwaltung und Finanzwesen in der Pflege Groitzsch-Pegau von der Mitte des XIV. bis zur Mitte des XVI. Jahrhunderts, Leipzig 1911; F. Fischer, Ahnenreihenwerk Geschwister Fischer 4/1, Rüningen 1964; W. Lorenz, Die Ehefrauen Nickel P.s und seines Sohnes Cesar, in: Familie und Geschichte 1/1997, S. 415ff. – Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 92, Limburg/Lahn 1987.
Porträt Grabstein, Universitätskirche Leipzig, heute in der Thomaskirche Leipzig, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Jens Kunze
16.1.2006
Empfohlene Zitierweise:
Jens Kunze, Artikel: Nickel Pflugk,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10689 [Zugriff 21.12.2024].
Nickel Pflugk
Quellen Codex diplomaticus Saxoniae regiae, II. Hauptteil, Bd. 8-10: Urkundenbuch der Stadt Leipzig, 3 Bde., hrsg. von J. Förstemann, Leipzig 1894; R. Freiherr v. Mansberg, Erbarmannschaft Wettinischer Lande, Bd. 1, Dresden 1903; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Wittenberger Archiv, Loc. 4319, 4343, 4346, Copiale; Stadtarchiv Leipzig, Urkundenbestand.
Literatur A. Gündel, Landesverwaltung und Finanzwesen in der Pflege Groitzsch-Pegau von der Mitte des XIV. bis zur Mitte des XVI. Jahrhunderts, Leipzig 1911; F. Fischer, Ahnenreihenwerk Geschwister Fischer 4/1, Rüningen 1964; W. Lorenz, Die Ehefrauen Nickel P.s und seines Sohnes Cesar, in: Familie und Geschichte 1/1997, S. 415ff. – Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 92, Limburg/Lahn 1987.
Porträt Grabstein, Universitätskirche Leipzig, heute in der Thomaskirche Leipzig, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Jens Kunze
16.1.2006
Empfohlene Zitierweise:
Jens Kunze, Artikel: Nickel Pflugk,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10689 [Zugriff 21.12.2024].