Johann Friedrich Bause

B. zählt zu den berühmtesten deutschen Kupferstechern des 18. Jahrhunderts. Er widmete sich vorrangig dem Porträtstich und trug mit dieser Tätigkeit dazu bei, das äußere Erscheinungsbild zahlreicher bedeutender Persönlichkeiten seiner Zeit bekannt zu machen. Schon zu Lebzeiten B.s erschienen erste Verzeichnisse seines druckgrafischen Werks, einen umfangreichen und kritischen Katalog veröffentlichte Johann Georg Keil 1849. Die meisten der 247 darin aufgeführten Druckgrafiken sind reproduzierende Arbeiten. Nur wenige Blätter führte B. nach eigenen Vorlagen aus. – Der in Halle/Saale geborene B. beschäftigte sich schon in seiner Jugend autodidaktisch mit dem Kupferstich und arbeitete in seiner Heimatstadt zunächst für dort ansässige Buchhändler. 1759 begab er sich nach Augsburg, um sich bei dem Kupferstecher Johann Jakob Haid weiterzubilden. Hier machte er die Bekanntschaft des Malers Anton Graff, mit dem ihn in Zukunft nicht nur eine Freundschaft, sondern auch eine produktive künstlerische Zusammenarbeit verbinden sollte. Bereits während ihrer gemeinsamen Zeit in Augsburg begann Graff ein erstes Porträt B.s. Auch B.s Ehefrau Henriette Charlotte Bause sowie dessen Töchter Friederike Charlotte Bause und Juliane Wilhelmine Bause hielt Graff später im Porträt fest. In Augsburg lernte B. die druckgrafischen Arbeiten des in Paris tätigen Johann Georg Wille kennen, dem er 1766 den Kupferstich „Die fleißige Hausfrau“ nach Gerrit Dou widmete. Es entwickelte sich daraufhin ein freundschaftlicher Austausch der beiden Kupferstecher. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Augsburg kehrte B. 1760 nach Halle/Saale zurück und arbeitete dort erneut für mehrere Buchhändler. Darüber hinaus fertigte er in dieser Zeit eine Reihe von Porträtstichen an, die v.a. europäische Herrscher und Angehörige des Adels zeigten. 1766 folgte B. dem Ruf des Direktors Adam Friedrich Oeser an die zwei Jahre zuvor gegründete Leipziger Kunstakademie, wo er als Lehrer und ab 1805 als Professor für Kupferstichkunst unterrichtete. In Leipzig hatte B. eine seiner produktivsten Schaffensphasen zu verzeichnen, wobei er auch von der aktuellen Mode profitierte: Ausgehend von Frankreich wurde es in dieser Zeit auch in den deutschen Staaten zu einer beliebten Gepflogenheit, das eigene Porträt in Kupfer stechen zu lassen. Diese Entwicklung kam B. zugute, der nicht nur zahlreiche Leipziger Persönlichkeiten im Kupferstich festhielt, sondern auch viele literarische und geistige Größen seiner Zeit auf diese Weise abbildete. Vielfach fanden seine Stiche in Büchern und Zeitschriften Verwendung. Die Bekanntschaft mit Graff, der als erfolgreicher Porträtmaler ab 1766 am Dresdner Hof angestellt war, erwies sich für die Tätigkeit B.s als besonders förderlich. Die Gemälde Graffs dienten ihm in vielen Fällen als Vorlagen für seine Arbeiten, und so schuf er insgesamt 45 Porträtstiche nach den Werken dieses Malers. Damit war Graff nicht nur ein wertvoller Partner für B., auch umgekehrt profitierte Graff davon, dass seine Gemälde als Kupferstiche verbreitet wurden. Darüber hinaus gab B. in seiner Leipziger Schaffensphase über einen Zeitraum von 30 Jahren eine Reihe an Kupferstichen unter dem Titel „Folge der Gelehrten“ heraus. Darin versammelte er die Bildnisse bedeutender Persönlichkeiten, bei denen es sich mit Ausnahme von Gottfried Wilhelm Leibniz ausschließlich um Zeitgenossen handelte. Die Reihe enthielt u.a. Bildnisse von Immanuel Kant, Gotthold Ephraim Lessing und Moses Mendelssohn. Neben dem Kupferstich nutzte B. für seine druckgrafischen Arbeiten ebenso Techniken wie die Radierung, die Schabkunst oder die Crayonmanier. Auch die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufkommende Technik der Aquatinta versuchte B. sich früh auf experimentelle Weise anzueignen. In seinen frühen Jahren in Leipzig machte er die Bekanntschaft Johann Wolfgang Goethes, der während seiner dortigen Studienzeit 1765 bis 1768 in den Kreisen der ansässigen Künstler verkehrte. Vor der Völkerschlacht im Oktober 1813 verließ B. Leipzig und begab sich zusammen mit seiner Frau Henriette Charlotte und seiner Tochter Juliane Wilhelmine, die 1813 verwitwet war, nach Weimar. Dort verstarb er nach wenigen Monaten an Altersschwäche. Obwohl seine Stiche hochgeschätzt wurden, hatte B. bereits zu Lebzeiten einige Kritiker. So unter anderem Friedrich Schiller, der sein Porträt nicht von ihm stechen lassen wollte. B. besaß eine umfangreiche Kupferstichsammlung, die später in den Besitz von Johann Georg Keil gelangte, der ab 1814 mit Juliane Henriette Löhr, der Enkelin B.s, verheiratet war. Nach dem Tod Keils wurde die Sammlung zwischen 1859 und 1861 versteigert. Neben der Dresdner Kunstakademie war B. seit 1786 Ehrenmitglied der Berliner und 1796 der Stockholmer Kunstakademie.

Werke Die fleißige Hausfrau, Kupferstich nach Gerrit Dou, 1766; Folge der Gelehrten, Leipzig 1767-1797; Porträt Gotthold Ephraim Lessings, Kupferstich nach Anton Graff, 1772; Porträt Moses Mendelssohns, Kupferstich nach Anton Graff, 1772; Porträt Gottfried Wilhelm Leibnizʼ, Kupferstich nach Andreas Scheits, 1775; Verzeichnis des Kupferstichwerks von Herrn Johann Friedrich B., Leipzig 1786; Porträt Immanuel Kants, Kupferstich nach Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld, 1791.

Literatur Johann Georg Keil, Catalog des Kupferstichwerkes von Johann Friedrich B. mit einigen biographischen Notizen, Leipzig 1849; Ekhart Berckenhagen, Anton Graff. Leben und Werk, Berlin 1967; Rudolf Mayer, Gedruckte Kunst. Wesen, Wirkung, Wandel, Dresden 1984; Susanne Heiland, Anton Graff. Selbstbildnis vor der Staffelei, Leipzig 1986; Nicole Linke, Johann Friedrich B. Ein heute kaum bekannter hallescher Kupferstecher des 18. Jahrhunderts, in: Ralf-Torsten Speler (Hg.), Von Nutzen und Vergnügen. Aus dem Kupferstichkabinett der Universität Halle, Halle/Saale 1999, S. 143-161; Christiane Wiebel, Aquatinta oder „Die Kunst mit dem Pinsel in Kupfer zu stechen“. Das druckgraphische Verfahren von seinen Anfängen bis zu Goya, München/Berlin 2007; Harald Wentzlaff-Eggebert, Weimars Mann in Leipzig. Johann Georg Keil (1781-1857) und sein Anteil am kulturellen Leben der Epoche. Eine dokumentierte Rekonstruktion, Heidelberg 2009; Marc Fehlmann/Birgit Verwiebe (Hg.), Anton Graff. Gesichter einer Epoche, München 2013. – ADB 2, S. 193; DBA I, II, III; DBE 1, S. 354; NDB 1, S. 675; Emmanuel Bénézit, Dictionnaire critique et documentaire des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs et Graveurs, Bd. 1, Paris 31976, S. 531f.; AKL, Bd. 7, München/Leipzig 1993, S. 638f.; Thieme/Becker, Bd. 3, Leipzig 1999, S. 93-95; Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, hrsg. von Pro Leipzig, Leipzig 2005, S. 41.

Porträt Bildnis des Kupferstechers Johann Friedrich B., Anton Graff, um 1775, Öl auf Leinwand, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Foto: Rudolph Kramer, 1964 (Bildquelle).

Alana Möller
4.3.2021


Empfohlene Zitierweise:
Alana Möller, Artikel: Johann Friedrich Bause,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/396 [Zugriff 19.11.2024].

Johann Friedrich Bause



Werke Die fleißige Hausfrau, Kupferstich nach Gerrit Dou, 1766; Folge der Gelehrten, Leipzig 1767-1797; Porträt Gotthold Ephraim Lessings, Kupferstich nach Anton Graff, 1772; Porträt Moses Mendelssohns, Kupferstich nach Anton Graff, 1772; Porträt Gottfried Wilhelm Leibnizʼ, Kupferstich nach Andreas Scheits, 1775; Verzeichnis des Kupferstichwerks von Herrn Johann Friedrich B., Leipzig 1786; Porträt Immanuel Kants, Kupferstich nach Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld, 1791.

Literatur Johann Georg Keil, Catalog des Kupferstichwerkes von Johann Friedrich B. mit einigen biographischen Notizen, Leipzig 1849; Ekhart Berckenhagen, Anton Graff. Leben und Werk, Berlin 1967; Rudolf Mayer, Gedruckte Kunst. Wesen, Wirkung, Wandel, Dresden 1984; Susanne Heiland, Anton Graff. Selbstbildnis vor der Staffelei, Leipzig 1986; Nicole Linke, Johann Friedrich B. Ein heute kaum bekannter hallescher Kupferstecher des 18. Jahrhunderts, in: Ralf-Torsten Speler (Hg.), Von Nutzen und Vergnügen. Aus dem Kupferstichkabinett der Universität Halle, Halle/Saale 1999, S. 143-161; Christiane Wiebel, Aquatinta oder „Die Kunst mit dem Pinsel in Kupfer zu stechen“. Das druckgraphische Verfahren von seinen Anfängen bis zu Goya, München/Berlin 2007; Harald Wentzlaff-Eggebert, Weimars Mann in Leipzig. Johann Georg Keil (1781-1857) und sein Anteil am kulturellen Leben der Epoche. Eine dokumentierte Rekonstruktion, Heidelberg 2009; Marc Fehlmann/Birgit Verwiebe (Hg.), Anton Graff. Gesichter einer Epoche, München 2013. – ADB 2, S. 193; DBA I, II, III; DBE 1, S. 354; NDB 1, S. 675; Emmanuel Bénézit, Dictionnaire critique et documentaire des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs et Graveurs, Bd. 1, Paris 31976, S. 531f.; AKL, Bd. 7, München/Leipzig 1993, S. 638f.; Thieme/Becker, Bd. 3, Leipzig 1999, S. 93-95; Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, hrsg. von Pro Leipzig, Leipzig 2005, S. 41.

Porträt Bildnis des Kupferstechers Johann Friedrich B., Anton Graff, um 1775, Öl auf Leinwand, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Foto: Rudolph Kramer, 1964 (Bildquelle).

Alana Möller
4.3.2021


Empfohlene Zitierweise:
Alana Möller, Artikel: Johann Friedrich Bause,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/396 [Zugriff 19.11.2024].