Johann Georg Wagner

W. war bereits zu Lebzeiten hochgeschätzt. Er stand im Ruf eines Wunderkinds und galt unter den zahlreichen sächsischen Malern des 18. Jahrhunderts als eines der hoffnungsvollsten Talente. Aus einer Künstlerfamilie stammend besaß er für seine Laufbahn gute Voraussetzungen. Erste Unterweisungen erhielt er durch seinen Vater und v.a. durch seine Mutter, eine Landschaftsmalerin und Tochter des Weimarer Hofmalers Johann Georg Dietrich und Schwester des bekannten Dresdner Hofmalers Christian Wilhelm Ernst Dietrich, der W. seit 1758 unterrichtete. Aus jener Zeit befinden sich etliche Zeichnungen nach Vorlagen in der Grafischen Sammlung der Albertina Wien. Joseph Roos, der ihn unterrichten sollte, lehnte dies wegen W.s fortgeschrittenen Fähigkeiten ab und versorgte ihn stattdessen mit Aufträgen. Sein Einfluss auf W. drückte sich v.a. in der stilistischen Auffassung der Tierdarstellung aus. Seit 1765 war W. Pensionär und zugleich Unterlehrer an der Dresdner Kunstakademie. An seiner raschen Bekanntheit hatte der Pariser Kupferstecher und Kunsthändler Johann Georg Wille großen Anteil. Er setzte den Handel mit W.s Werken auch nach dessen Tod fort und trug so zu dessen Präsenz auf den Kunstmärkten in Frankreich wie in Deutschland bei. Anfangs ähnelten W.s Werke sehr denen seines Onkels Christian Wilhelm Ernst Dietrich, doch ist die Bevorzugung der Gouache auf W. selbst zurückzuführen. Angeregt durch W.s Beispiel schuf der Schweizer Künstler Salomon Gessner zahlreiche Ideallandschaften in Gouache. Auch François Boucher hatte sich diese Technik angeeignet und propagierte sie in der Pariser Gesellschaft, sodass kleine Kabinette mit Gouachegemälden und Handzeichnungen „coloriés d’après Wagner“ bzw. „dans la manière de Wagner“ in Mode kamen. Von Paris verbreitete sich diese Stilrichtung auch in Deutschland und speziell in Meißen, wo wie in Dresden die Erinnerung an den mit gerade einmal 23 Jahren verstorbenen W. noch lange lebendig gehalten wurde. Beispielsweise schufen in Meißen Carl Gottlob Ehrlich und Johann Friedrich Nagel ihre schönsten Blätter in dieser Technik. Doch auch W.s Mutter sowie Friedrich Christian Klass, Johann Christian Klengel und noch Caspar David Friedrich begaben sich mit spätbarocken Landschaften in Gouache in seine Nachfolge. Seine Zeichnungen wurden zudem von vielen Künstlern als Stichvorlagen genutzt, so z.B. in Paris von Wille und dessen Schülern bzw. in Dresden von Johann Philipp Veith, Johann Gottlob Schumann, Johann Adolf Darnstädt und Adrian Zingg. Von W. selbst, der durch seinen Onkel dazu angehalten worden war, sich als Malerradierer zu üben, sind neun eigenhändige Radierungen überliefert. Sein Onkel ermunterte ihn auch zur Ölmalerei. Mit seinem charakteristisch durchgeformten Hügelgelände, mit Inventionen landschaftlicher Bildräume, die häufig Anklänge an die Meißner Umgebung zeigen, und mit der kunstvollen Variation weniger Bildelemente nahm W. einen wichtigen, lange zu wenig gewürdigten Platz in der sächsischen Kunst des 18. Jahrhunderts ein.

Werke Hügelige Landschaft mit Ochsentreiber, 1763, Pinsel in Bister, laviert, weiß gehöht, Staatliches Museum Schwerin, Kupferstich-Kabinett; Landschaft mit Kühen, 1763, Gouache, Stadtmuseum Meißen; Bauernhaus, 1766, Gouache, Städel-Museum Frankfurt/Main; Landschaft mit Hirtinnen, 1767, Pinsel in Bister, Staatliches Museum Schwerin, Kupferstich-Kabinett; Arkadische Parklandschaft, Aquatinta in Braun, Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg; Felsenlandschaft, Öl auf Leinwand, Bayerische Staatsgemäldesammlung München.

Literatur Vermischte Nachrichten, in: Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 4/1767, S. 353f.; J. F. Freiherr zu Racknitz, Skizze einer Geschichte der Künste, besonders der Malerei in Sachsen, Dresden 1811, S. 79; W. Loose, Lebensläufe Meißner Künstler, Meißen 1888, S. 89; H. Tietze (Bearb.), Die Zeichnungen der deutschen Schulen bis zum Beginn des Klassizismus, Bd. 4, Wien 1933, S. 134-136; A. Fröhlich, Landschaftsmalerei in Sachsen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Weimar 2002, S. 230-234; dies., Von Meißen nach Paris, in: Weltkunst 72/2002, H. 7, S. 1097f. – ADB 40, S. 508; DBA I, II; Thieme/Becker, Bd. 35, Leipzig 1999, S. 38f.; G. K. Nagler (Hg.), Neues allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 23, Linz ²1913, S. 427-430.

Anke Fröhlich
15.11.2011


Empfohlene Zitierweise:
Anke Fröhlich, Artikel: Johann Georg Wagner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4028 [Zugriff 29.3.2024].

Johann Georg Wagner



Werke Hügelige Landschaft mit Ochsentreiber, 1763, Pinsel in Bister, laviert, weiß gehöht, Staatliches Museum Schwerin, Kupferstich-Kabinett; Landschaft mit Kühen, 1763, Gouache, Stadtmuseum Meißen; Bauernhaus, 1766, Gouache, Städel-Museum Frankfurt/Main; Landschaft mit Hirtinnen, 1767, Pinsel in Bister, Staatliches Museum Schwerin, Kupferstich-Kabinett; Arkadische Parklandschaft, Aquatinta in Braun, Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg; Felsenlandschaft, Öl auf Leinwand, Bayerische Staatsgemäldesammlung München.

Literatur Vermischte Nachrichten, in: Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 4/1767, S. 353f.; J. F. Freiherr zu Racknitz, Skizze einer Geschichte der Künste, besonders der Malerei in Sachsen, Dresden 1811, S. 79; W. Loose, Lebensläufe Meißner Künstler, Meißen 1888, S. 89; H. Tietze (Bearb.), Die Zeichnungen der deutschen Schulen bis zum Beginn des Klassizismus, Bd. 4, Wien 1933, S. 134-136; A. Fröhlich, Landschaftsmalerei in Sachsen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Weimar 2002, S. 230-234; dies., Von Meißen nach Paris, in: Weltkunst 72/2002, H. 7, S. 1097f. – ADB 40, S. 508; DBA I, II; Thieme/Becker, Bd. 35, Leipzig 1999, S. 38f.; G. K. Nagler (Hg.), Neues allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 23, Linz ²1913, S. 427-430.

Anke Fröhlich
15.11.2011


Empfohlene Zitierweise:
Anke Fröhlich, Artikel: Johann Georg Wagner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4028 [Zugriff 29.3.2024].