Hermann Samson

Hermann Samson gehörte in den 1840er-Jahren zu den Gründungsmitgliedern der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig und war der erste von einer Mitgliederversammlung gewählte Gemeindevorsteher. Er ist zu den Vertretern der Reformbewegung im Judentum zu zählen. – Samson war der Sohn des Bankiers und Hoffaktors Hirsch Herz Samson. Die Familie war in Braunschweig ansässig. Samson wuchs in einem wohlhabenden Elternhaus auf. 1813 bis 1816 war er Schüler der Samsonschen Freischule in Wolfenbüttel, einer Stiftung seines Verwandten Philipp. Anschließend absolvierte Samson eine Ausbildung in einer Hamburger Manufakturwarenhandlung. Hier arbeitete er auch einige Zeit als kaufmännischer Mitarbeiter. Danach wechselte er zur Manufakturwarenhandlung S. Michaelis & Co., dessen Inhaber Bernhard Michaelis war, und leitete die Filiale in Hamburg. Das Stammhaus befand sich in Manchester (England). Eine weitere Firmenniederlassung bestand in Braunschweig. 1827 wurde Samson Teilhaber der Firma S. Michaelis & Co., die nun Michaelis & Samson hieß, und übernahm die Geschäftsführung der Braunschweiger Filiale. 1832 wurde in Leipzig eine weitere Niederlassung eröffnet, nachdem Bernhard Michaelis als getaufter Jude im Jahr zuvor das Leipziger Bürgerrecht erhalten hatte. 1836 beabsichtigte Samson mit seiner Familie in Leipzig wohnhaft zu werden. Sein erstes Niederlassungsgesuch und auch ein zweites 1838 scheiterten am Widerstand der Leipziger Kramermeister und Handelsdeputierten. Erst 1840 erteilte das sächsische Ministerium des Innern Samson die Erlaubnis, sich in Leipzig niederzulassen. Er übernahm das Unternehmen Michaelis & Samson und führte es als Großhandelsgeschäft für Manufakturwaren Hermann Samson weiter. Ebenfalls 1840 erhielt Samson vom Rat der Stadt Leipzig das Bürgerrecht verliehen, das Jüdinnen und Juden seit einem Gesetz der sächsischen Regierung von 1838 beantragen konnten. Als 1840 Samsons Verwandter Isaac Herz die Verwaltung der Stiftung Samsonsche Freischule in Wolfenbüttel niederlegte, wurde ein neuer Verwaltungsrat, bestehend aus drei Familienangehörigen, gebildet, dem Samson bis 1846 angehörte. – 1843 wurden Statuten der zu gründenden Leipziger Israelitischen Religionsgemeinde formuliert, die sich an denen der Jüdischen Gemeinde zu Braunschweig orientierten. Diese Bezugnahme ging auf Samson zurück, der knapp zehn Jahre das Ehrenamt eines jüdischen Gemeinderepräsentanten in Braunschweig ausgeübt hatte. Bis 1846 erfolgten einige Änderungen der nun als Provisorische Statuten der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig bezeichneten Gemeindesatzung, die schließlich vom sächsischen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts genehmigt wurde. – Nach mehreren Anläufen und einen Tag vor dem offiziellen Gründungsdatum der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig erfolgte am 1.6.1847 die Wahl des Gemeindevorstands. Zum Vorsteher wurde mit deutlicher Mehrheit Samson gewählt. Im Frühjahr 1849 unterstützte Samson die Interventionen des Advokaten Isidor Kaim beim Rat der Stadt Leipzig und bei der sächsischen Regierung für eine Gleichstellung jüdischer Händler mit den christlichen auf der Leipziger Messe. Als Gemeindevorsteher hatte Samson großen Anteil daran, dass der Bau einer Synagoge geplant und realisiert und diese schließlich am 10.9.1855 eingeweiht wurde. Das vom Architekten Otto Simonson geschaffene Bauwerk strahlte in den 1850er- und 1860er-Jahren stilprägend auf den Synagogenbau in Deutschland aus. 1855 wurde Samson zum Stadtverordneten in Leipzig gewählt. Ein Jahr später schied Samson nach neun Jahren intensiven Wirkens als Gemeindevorsteher aus dem Amt. – 1865, unmittelbar nach seinem Tod, stiftete seine Witwe Selly Samson einen größeren Geldbetrag zur Anschaffung einer Orgel für die Gemeindesynagoge. Angefertigt und aufgestellt wurde das Instrument 1868 vom Weißenfelser Orgelbauer Ladegast. Das von Samson gegründete Unternehmen bestand, zuletzt als Aktiengesellschaft Kleiderstoffgroßhandlung Hermann Samson, bis 1933.

Quellen Stadtarchiv Leipzig, 0056 Wahl- und Listenamt, Fallakten/Aufnahme- und Bürgerakten, Nr. 3880 Samson, Herrmann, 0008 Ratsstube, Titelakten LI, Nr. 93 (K) Hermann Samsons Gesuch um Gestattung des Aufenthalts in Leipzig, 0031 Kapitelakten, Kap. 42 F, Nr. 1, Bd. 1, Bd. 2; Stiftung „Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum“, Gesamtarchiv der deutschen Juden, 75 A, Le 1, Leipzig.

Literatur Philipp Ehrenberg, Die Samsonʼsche Freischule zu Wolfenbüttel. In ihrer Vergangenheit und Gegenwart, Leipzig 1844; Der neue israelitische Tempel in Leipzig, Bd. I: Von der Grundsteinlegung bis zur Vollendung des Baues, Leipzig 1855; Moritz Rosenstock, Festschrift zur hundertjährigen Jubelfeier der Samsonschule zu Wolfenbüttel am 4. Juni 1886, Wolfenbüttel 1886; Jacob Jacobson, Die Entstehung der Israelitischen Religionsgemeinde, in: Aus Geschichte und Leben der Juden in Leipzig. Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Leipziger Gemeindesynagoge, ND Berlin 1994, S. 27-43; Hans-Heinrich Ebeling, Die Juden in Braunschweig. Rechts-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte von den Anfängen der Jüdischen Gemeinde bis zur Emanzipation (1282-1848), Braunschweig 1987; Josef Reinhold, Zwischen Aufbruch und Beharrung. Juden und jüdische Gemeinde in Leipzig während des 19. Jahrhunderts, Dresden 1999.

Steffen Held
21.7.2025


Empfohlene Zitierweise:
Steffen Held, Artikel: Hermann Samson,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27567 [Zugriff 10.8.2025].

Hermann Samson



Quellen Stadtarchiv Leipzig, 0056 Wahl- und Listenamt, Fallakten/Aufnahme- und Bürgerakten, Nr. 3880 Samson, Herrmann, 0008 Ratsstube, Titelakten LI, Nr. 93 (K) Hermann Samsons Gesuch um Gestattung des Aufenthalts in Leipzig, 0031 Kapitelakten, Kap. 42 F, Nr. 1, Bd. 1, Bd. 2; Stiftung „Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum“, Gesamtarchiv der deutschen Juden, 75 A, Le 1, Leipzig.

Literatur Philipp Ehrenberg, Die Samsonʼsche Freischule zu Wolfenbüttel. In ihrer Vergangenheit und Gegenwart, Leipzig 1844; Der neue israelitische Tempel in Leipzig, Bd. I: Von der Grundsteinlegung bis zur Vollendung des Baues, Leipzig 1855; Moritz Rosenstock, Festschrift zur hundertjährigen Jubelfeier der Samsonschule zu Wolfenbüttel am 4. Juni 1886, Wolfenbüttel 1886; Jacob Jacobson, Die Entstehung der Israelitischen Religionsgemeinde, in: Aus Geschichte und Leben der Juden in Leipzig. Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Leipziger Gemeindesynagoge, ND Berlin 1994, S. 27-43; Hans-Heinrich Ebeling, Die Juden in Braunschweig. Rechts-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte von den Anfängen der Jüdischen Gemeinde bis zur Emanzipation (1282-1848), Braunschweig 1987; Josef Reinhold, Zwischen Aufbruch und Beharrung. Juden und jüdische Gemeinde in Leipzig während des 19. Jahrhunderts, Dresden 1999.

Steffen Held
21.7.2025


Empfohlene Zitierweise:
Steffen Held, Artikel: Hermann Samson,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27567 [Zugriff 10.8.2025].