Heinrich von Friesen

F. immatrikulierte sich 1594 an der Universität Jena, wo er fünf Jahre Philologie, Philosophie und Jura studierte. Nach dem Tod seines Vaters 1599 übernahm er mit 21 Jahren das Rittergut Rötha und die Vormundschaft über seine Geschwister. Dieser Umstand verhinderte, dass er die damals übliche Kavaliersreise unternehmen konnte. Seine Karriere blieb zunächst auf Tätigkeiten innerhalb Sachsens beschränkt, wobei sich besonders seine juristische Ausbildung auszahlte. Mehrmals amtierte er als Assessor beim Hofgericht in Leipzig. 1613 übernahm er die Stelle eines Appellationsrats. 1629 wurde F. zum Präsidenten des Appellationsgerichts ernannt. Seine Laufbahn als Verwaltungsbeamter begann F. 1625 als Amtshauptmann von Colditz, Rochlitz, Leisnig und Borna. Diesen Posten hatte er bis 1640 inne. Seine Fähigkeiten in Finanzangelegenheiten kamen besonders seit 1629 in der Funktion des Obereinnehmers der Land- und Tranksteuer zum Tragen. Eine Vielzahl von überlieferten Registern belegt seinen mit großer Akribie unternommenen Versuch, das steuerbare Vermögen zu erfassen und die Einnahmen des Kurfürstentums zu verbessern. Vier Jahre später wurde er zum Direktor des Steuereinnahmekollegiums ernannt, eine Position, die er bis 1655 ausübte. Ab 1637 fungierte er als Geheimer Rat, und ein Jahr später folgte die Ernennung zum Dompropst von Merseburg. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte F., als er 1640 das Amt des Kanzlers übernahm. – Nachdem F. zunächst v.a. innerhalb des Kurfürstentums tätig war, wurde er in der Folgezeit zunehmend mit diplomatischen Aufgaben betraut. Erste Erfahrungen in der Reichspolitik hatte er schon sehr früh sammeln können. Bereits als 15-Jähriger begleitete er seinen Vater, der Bevollmächtigter des Herzogtums Altenburg war, auf den Reichstag nach Regensburg. Später war er in verschiedenen Missionen u.a. als Heiratsvermittler der kurfürstlichen Familie unterwegs. Seine bedeutendste Reise führte ihn 1653 im Gefolge des Kurfürsten Johann Georg I. auf den Reichstag nach Regensburg. Für den Sinneswandel des Kurfürsten, der schließlich nach Zögern den Vorsitz im Corpus Evangelicorum übernahm, wird F. eine entscheidende Rolle zugesprochen. Der Kaiser, der den sächsischen Kurfürsten als habsburgfreundlichen und in Religionsfragen auf Ausgleich orientierten Landesfürsten schätzte, würdigte F.s Einsatz. Am 15.8.1653 wurde F. mit seinen beiden Söhnen Heinrich und Carl in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhoben. – F. gehörte in der Zeit während und nach dem 30-jährigen Krieg gemeinsam mit seinen Söhnen Heinrich und Carl zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des sächsischen Adels. In verschiedenen Ämtern, z.T. an führender Stelle, nahm er maßgeblich Einfluss auf die kursächsische Innen- und Außenpolitik und hatte wesentlichen Anteil daran, dass Sachsen die Folgen des Kriegs schneller als andere deutsche Territorien überwinden konnte.

Quellen Katalog der fürstlich Stolberg-Stolberg’schen Leichenpredigten-Sammlung, Bd. 1, Leipzig 1927, Nr. 9755 und 9756 (P); R. Lenz (Hg.), Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig, Stuttgart 2003; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Rittergut Rötha.

Literatur E. Freiherr von Friesen, Geschichte der reichsfreiherrlichen Familie von Friesen, 2 Bde., Dresden 1899. – Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 21, Limburg/Lahn 1959.

Porträt J. C. Höckner, 1656, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Jens Kunze
19.5.2004


Empfohlene Zitierweise:
Jens Kunze, Artikel: Heinrich von Friesen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17925 [Zugriff 22.12.2024].

Heinrich von Friesen



Quellen Katalog der fürstlich Stolberg-Stolberg’schen Leichenpredigten-Sammlung, Bd. 1, Leipzig 1927, Nr. 9755 und 9756 (P); R. Lenz (Hg.), Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig, Stuttgart 2003; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Rittergut Rötha.

Literatur E. Freiherr von Friesen, Geschichte der reichsfreiherrlichen Familie von Friesen, 2 Bde., Dresden 1899. – Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 21, Limburg/Lahn 1959.

Porträt J. C. Höckner, 1656, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Jens Kunze
19.5.2004


Empfohlene Zitierweise:
Jens Kunze, Artikel: Heinrich von Friesen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17925 [Zugriff 22.12.2024].