Carl von Friesen

F. studierte an der Universität Wittenberg Philosophie und Rhetorik. Schon in jungen Jahren begleitete er seinen Vater auf Reisen im Auftrag des Kurfürsten. So war er u.a. in Prag anwesend, als Kurfürst Johann Georg I. 1638 von Kaiser Ferdinand III. die Herrschaft über die Ober- und Niederlausitz übertragen bekam. Eine Bildungsreise führte den 19-Jährigen bis 1640 nach Venedig, Rom, Neapel, Florenz, durch die Lombardei und nach Regensburg. Danach setzte er sein Studium an der Universität Leyden fort. Mit 24 Jahren erhielt F. 1643 seine erste Anstellung als Hofmeister der Söhne des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein und bewährte sich hier bei verschiedenen diplomatischen Missionen. Im Auftrag des Pfalzgrafen Christian August von Sulzbach nahm er als dessen Geheimer Rat zeitweise am Friedenskongress in Osnabrück teil. Auf Wunsch des Vaters kehrte F. 1649 nach Sachsen zurück und nahm 1651 zunächst die untergeordnete Stellung eines Kammerrats an, obwohl ihm mehrfach höher angesehene Ämter in anderen Territorialstaaten angeboten wurden. Während der folgenden Jahre investierte er viel Zeit und Kraft in den Wiederaufbau des durch den Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogenen Familienguts Rötha und baute u.a. das Schloss neu auf. – Sein Dienst für den Landesherrn führte F. 1652 bis 1656 in die Grafschaft Henneberg. Dort fungierte er als Statthalter im Auftrag des Gesamthauses Wettin, d.h. sowohl der ernestinischen als auch der albertinischen Linie, und organisierte den Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg. Im Gefolge des Kurfürsten Johann Georg I. reiste F. 1653 gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder Heinrich nach Regensburg zum Reichstag, wo sie am 15.8.1653 das Freiherrendiplom erhielten. 1656 wurde F. zum Geheimen Rat ernannt. Damit war die Familie von Friesen mit F., seinem Bruder Heinrich und dem Vater Heinrich d.Ä. bis zu dessen Tod 1659 mit drei Mitgliedern im Geheimen Rat des Kurfürstentums vertreten. Gleichzeitig hatte F. bis 1660 das Amt des Obersteuereinnehmers inne und fungierte danach als Präsident des Oberkonsistoriums. In dieser Position beaufsichtigte er die Kirchen und Universitäten des Landes. Sein Wirken in diesem Amt wurde von Zeitgenossen besonders hervorgehoben. 1680 erhielt er eine Bestallung zum Oberhofrichter. – F. gehörte in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg gemeinsam mit seinem Vater Heinrich d.Ä. und seinem Bruder Heinrich zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des sächsischen Adels. In verschiedenen Ämtern, z.T. an führender Stelle, nahm er maßgeblich Einfluss auf die kursächsische Innen- und Außenpolitik und hatte wesentlichen Anteil daran, dass Kursachsen die Folgen des Krieges schneller als andere deutsche Territorien überwinden konnte. Besondere Verdienste erwarb sich F. nach dem Tod des Kurfürsten Johann Georg I. Er war maßgeblich daran beteiligt, die Streitigkeiten zwischen dem neuen Kurfürsten Johann Georg II. und seinen Brüdern zu schlichten und einen Erbvergleich zu vermitteln.

Quellen S. B. Carpzov, Das freudige, selige und wohlgegründete Vertrauen des ... Carln, Freyherrn von Friesen ... in einer Christlichen Gedächtnis-Predigt ..., Dresden 1686, in: R. Lenz (Hg.), Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig, Stuttgart 2003; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Rittergut Rötha.

Literatur E. Freiherr von Friesen, Geschichte der reichsfreiherrlichen Familie von Friesen, 2 Bde., Dresden 1899. – Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 21, Limburg/Lahn 1959.

Porträt J. C. Höckner, 1657, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Jens Kunze
26.8.2005


Empfohlene Zitierweise:
Jens Kunze, Artikel: Carl von Friesen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18413 [Zugriff 29.3.2024].

Carl von Friesen



Quellen S. B. Carpzov, Das freudige, selige und wohlgegründete Vertrauen des ... Carln, Freyherrn von Friesen ... in einer Christlichen Gedächtnis-Predigt ..., Dresden 1686, in: R. Lenz (Hg.), Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig, Stuttgart 2003; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, Rittergut Rötha.

Literatur E. Freiherr von Friesen, Geschichte der reichsfreiherrlichen Familie von Friesen, 2 Bde., Dresden 1899. – Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 21, Limburg/Lahn 1959.

Porträt J. C. Höckner, 1657, Kupferstich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Jens Kunze
26.8.2005


Empfohlene Zitierweise:
Jens Kunze, Artikel: Carl von Friesen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18413 [Zugriff 29.3.2024].