Gustav Frölich
F. führte zusammen mit Gustav Dunger 1889 bis 1902 einen tief greifenden Umbau des Dresdner Residenzschlosses durch. Gemeinsam schufen sie die grandios inszenierten Schlossfassaden, die das Bild dieses für die sächsische Geschichte wichtigen Orts prägen. Der erfahrene Baubeamte konnte die verschiedenen historischen Stile souverän handhaben, bevorzugte aber einen stark plastischen Barockstil. Seine Bauten und Entwürfe für den Dresdner Hof und andere Adlige in Sachsen verraten ein feines Gespür für Formen und Linien. – Der in der Steiermark geborene F. besuchte die Baugewerkeschule in Dresden und studierte dann 1878 bis 1881 bei Hermann Nicolai an der Dresdner Kunstakademie. 1881 trat er als Hofbauinspekteur in das Hofbauamt ein, wo er unter dem Hofbaumeister Dunger kleinere Entwürfe ausführte. Nachdem die Landstände anlässlich der 800-Jahr-Feier des Hauses Wettin finanzielle Mittel für eine künstlerische Bekleidung des Dresdner Schlosses bereitgestellt hatten, arbeitete Dunger dafür die Baupläne aus und zog hierfür F. zur Mitarbeit heran. Die teilweise recht schmucklosen Fassaden wurden durch Giebelaufsätze, Balkone, Ecktürme und reiche Fenstereinfassungen aufgewertet. Das Schloss erhielt einen neuen Südflügel und mit dem Georgentor, das prächtig überformt wurde, ein triumphales Eingangsbauwerk. D. und Frölich griffen auf die Renaissance- und Barocktradition des Dresdner Schlosses zurück, entwickelten daraus aber eine eigene Stilmischung. Während die Ornamente des zuerst ausgeführten Westflügels noch recht trocken wirken, kam man im Lauf der Jahre zu einer immer lebhafteren Fassadengliederung. Das ist vor allem F. zu verdanken, der den älteren Dunger in künstlerischer Hinsicht weit übertraf und seine Vorliebe für den reich bewegten süddeutschen Barock einbrachte. F. legte weiterhin Entwürfe für Innenräume des Schlosses vor, u.a. für die Decke des Großen Ballsaals und das Vestibül, gab der Englischen Treppe eine barock geprägte Raumfassung und gestaltete den kupferverkleideten Übergang vom Schloss zur katholischen Hofkirche. Auch die Särge der Könige Albert und Georg sowie der Königin Carola in der Gruft der Hofkirche gehen auf seine Entwürfe zurück. Der Baumeister wurde 1898 zum Hofarchitekten, 1901 zum Hofbaurat und 1910 zum Hofoberbaurat ernannt. – In Dresden errichtete F. die Sekundogenitur an der Brühlschen Terrasse (1896/97), die eine heitere, reich bewegte Barockfassade erhielt, die Villa Eschebach am Albertplatz (1903/04), die in opulenten Barockformen gestaltet ist, und den Königspavillon am Bahnhof Dresden-Strehlen (1905, 1945 zerstört). 1902 gestaltete er das Gelbe Teezimmer im Wasserpalais des Schlosses Pillnitz. Die stilvolle Ausstattung wird durch zarte chinesische Elemente geprägt, aber auch der Jugendstil klingt an. – Als Mitglied der Königlichen Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler setzte sich F. für bedrohte historische Bauten in Sachsen ein. Die Wiederherstellung des 1905 abgebrannten Schlosses Lichtenwalde bei Chemnitz (1905-1909) ist als beachtenswerte denkmalpflegerische Leistung zu beurteilen. Nach F.s Plänen wurde das Waldenburger Schloss für Fürst Otto Victor II. von Schönburg-Waldenburg erweitert und ausgebaut (1909-1913) sowie das kleine Schloss in Zschorna bei Radeburg mit einer neuen Innengestaltung versehen (1909). Der Hofbaumeister wurde 1919 in den Ruhestand versetzt.
Literatur H.-G. Hartmann, Pillnitz. Schloß, Park und Dorf, Weimar 1981; F. Löffler, Das alte Dresden, Leipzig 1981; V. Helas, Architektur in Dresden 1800-1900, Braunschweig/Wiesbaden 1985; H. Magirius, Geschichte der Denkmalpflege. Sachsen, Berlin 1989; Das Dresdner Schloß. Monument sächsischer Geschichte, hrsg. von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Dresden 1989. – AKL, Bd. 45, München/Leipzig 2005, S. 368; DBA II; Thieme/Becker, Bd. 12, Leipzig 1999, S. 511; Vollmer, Bd. 2, Leipzig 1999, S. 168.
Matthias Donath
3.5.2012
Empfohlene Zitierweise:
Matthias Donath, Artikel: Gustav Frölich,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1572 [Zugriff 19.11.2024].
Gustav Frölich
Literatur H.-G. Hartmann, Pillnitz. Schloß, Park und Dorf, Weimar 1981; F. Löffler, Das alte Dresden, Leipzig 1981; V. Helas, Architektur in Dresden 1800-1900, Braunschweig/Wiesbaden 1985; H. Magirius, Geschichte der Denkmalpflege. Sachsen, Berlin 1989; Das Dresdner Schloß. Monument sächsischer Geschichte, hrsg. von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Dresden 1989. – AKL, Bd. 45, München/Leipzig 2005, S. 368; DBA II; Thieme/Becker, Bd. 12, Leipzig 1999, S. 511; Vollmer, Bd. 2, Leipzig 1999, S. 168.
Matthias Donath
3.5.2012
Empfohlene Zitierweise:
Matthias Donath, Artikel: Gustav Frölich,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1572 [Zugriff 19.11.2024].