Christoph Friedrich von Ammon
Aufgrund seiner Sprachgewalt auf der Kanzel und seiner profunden Kenntnisse der klassischen Philologie, Orientalistik, neutestamentlichen Wissenschaft sowie Philosophie zählte A. zu den herausragendsten Gelehrten seiner Zeit. – Nach seinem Philosophie- und Theologiestudium in Erlangen erhielt A. ebendort bereits 1789 eine außerordentliche Professur an der Philosophischen und im Folgejahr auch an der Theologischen Fakultät. 1794 wurde er hier schließlich ordentlicher Professor für Theologie und zugleich Universitätsprediger. Aufgrund des hohen Ansehens, das er sich mit seinem bedeutendsten Werk, dem 1792 erschienenen „Entwurf einer rein biblischen Theologie“, erworben hatte, erhielt er 1794 einen Ruf nach Göttingen. Dort wirkte er als Theologieprofessor, Erster Universitätsprediger, Leiter des Theologischen Seminars und seit 1803 auch als Konsistorialrat. 1804 wechselte er zurück nach Erlangen, wo er erneut eine Professur an der Theologischen Fakultät bekleidete. Außerdem wurde er zum Konsistorialrat und zum Superintendenten von Ansbach ernannt. Im Frühjahr 1813 schließlich trat er die Nachfolge des 1812 verstorbenen Dresdner Oberhofpredigers und Konsistorialrats Franz Volkmar Reinhard an. Nach der durch die Septemberunruhen von 1830 erzwungenen Umstrukturierung der zentralen Landesbehörden ernannte man A., der seit 1826 dem gelehrten Kreis „Accademia Dantesca“ des sächsischen Prinzen Johann angehörte, außerdem zum Geheimen Kirchenrat im neu geschaffenen Kultusministerium sowie zum Staatsrat und Vizepräsidenten des evangelischen Landeskonsistoriums, das seit 1835 die Konsistorien Dresden und Leipzig ersetzte. Aufgrund seiner Funktion als Oberhofprediger erfolgte dann im Januar 1833 die Berufung als einer der vier Vertreter der evangelischen Landeskirche in die Erste Kammer des neu konstituierten Landtags. Allerdings trat A. hier im Gegensatz zum Leipziger Superintendenten Christian Gottlob Leberecht Großmann nur selten in Debatten ein. Seine Ämter bekleidete er bis Ende 1849, als er aus Altersgründen aus dem Berufsleben ausschied. – In seiner theologischen Haltung ist A. den Rationalisten zuzuordnen, wobei er versuchte, einen vermittelnden Standpunkt zwischen Vernunft und Offenbarung einzunehmen. Allerdings entfernte er sich vorübergehend von der rationalistischen Theologie, als er 1817 den Thesen des Kieler Archidiakons
Claus Harms zustimmte, der anlässlich des Reformationsjubiläums gegen den Rationalismus argumentierte und für eine Wiederbelebung der orthodoxen lutherischen Glaubenslehre plädierte. Damit zog sich A. einen scharfen Angriff von
Friedrich Schleiermacher zu („So laviert das Schiffchen, so gleitet der Aal“). Erst nach dem Sturz des Ministeriums Einsiedel 1830 kehrte A. zu seinen rationalistischen Ansätzen zurück.
Quellen A. Francke, Rede am Grabe des Dr. Christoph Friedrich von A., Leichenpredigt, Dresden 1850.
Werke Entwurf einer rein biblischen Theologie, 3 Bde., Erlangen 1792; Christliche Religionsvorträge, 6 Bde., Erlangen 1793-1796; Predigten zur Beförderung eines reinen moralischen Christentums, 3 Bde., Erlangen 1798-1802; Summa theologiae christianae, Göttingen 1803, Leipzig 41830; mit C. Harms, Bittere Arznei für die Glaubensschwäche der Zeit, Hannover/Leipzig 1817, 41818; Religionsvorträge zur dritten Reformationsjubelfeier, Dresden 1817; Antwort auf die Zuschrift des Herrn D. F. Schleiermacher, Hannover/Leipzig 1818; Handbuch der christlichen Sittenlehre, 3 Bde., Reutlingen 1823-1829; Leipzig 21838; Zwei Predigten am Jubelfeste des … Bekenntnisses, Dresden 1830; Fortbildung des Christentums zur Weltreligion, 4 Bde., Leipzig 1833-1840; Die Geschichte des Leben Jesu, 2 Bde., Leipzig 1842-1844; Die wahre und die falsche Orthodoxie, Leipzig 1849.
Literatur F. Blanckmeister, Pastorenbilder aus dem alten Dresden, Dresden 1917; R. Groß, Als Oberhofprediger in der Ständeversammlung, in: Landtagskurier 3/1993, S. 7; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Formierungen und Brüche des Zweikammerparlaments (1833-1868), Dresden 2007, S. 11; J. D. Schmidt, Die theologischen Wandlungen des Christoph Friedrich von A., Diss. Erlangen 1953 [MS]. – ADB 1, S. 405f., 7, S. 795; BBKL 1, Sp. 148f.; DBA I, II, III; DBE 1, S. 117; NDB 1, S. 253f.; TRE 2, Berlin/New York 2007, S. 453-455; H. D. Betz u.a. (Hg.), Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 1, Tübingen 2008, S. 326.
Porträt J. G. Schmidt, 1794, Kupferstich nach Zeichnung von C. W. Bock; W. Schrey, um 1880, Stadtgeschichtliche Museen Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Wolfgang Flügel
17.12.2010
Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Flügel, Artikel: Christoph Friedrich von Ammon,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/164 [Zugriff 22.11.2024].
Christoph Friedrich von Ammon
Quellen A. Francke, Rede am Grabe des Dr. Christoph Friedrich von A., Leichenpredigt, Dresden 1850.
Werke Entwurf einer rein biblischen Theologie, 3 Bde., Erlangen 1792; Christliche Religionsvorträge, 6 Bde., Erlangen 1793-1796; Predigten zur Beförderung eines reinen moralischen Christentums, 3 Bde., Erlangen 1798-1802; Summa theologiae christianae, Göttingen 1803, Leipzig 41830; mit C. Harms, Bittere Arznei für die Glaubensschwäche der Zeit, Hannover/Leipzig 1817, 41818; Religionsvorträge zur dritten Reformationsjubelfeier, Dresden 1817; Antwort auf die Zuschrift des Herrn D. F. Schleiermacher, Hannover/Leipzig 1818; Handbuch der christlichen Sittenlehre, 3 Bde., Reutlingen 1823-1829; Leipzig 21838; Zwei Predigten am Jubelfeste des … Bekenntnisses, Dresden 1830; Fortbildung des Christentums zur Weltreligion, 4 Bde., Leipzig 1833-1840; Die Geschichte des Leben Jesu, 2 Bde., Leipzig 1842-1844; Die wahre und die falsche Orthodoxie, Leipzig 1849.
Literatur F. Blanckmeister, Pastorenbilder aus dem alten Dresden, Dresden 1917; R. Groß, Als Oberhofprediger in der Ständeversammlung, in: Landtagskurier 3/1993, S. 7; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Formierungen und Brüche des Zweikammerparlaments (1833-1868), Dresden 2007, S. 11; J. D. Schmidt, Die theologischen Wandlungen des Christoph Friedrich von A., Diss. Erlangen 1953 [MS]. – ADB 1, S. 405f., 7, S. 795; BBKL 1, Sp. 148f.; DBA I, II, III; DBE 1, S. 117; NDB 1, S. 253f.; TRE 2, Berlin/New York 2007, S. 453-455; H. D. Betz u.a. (Hg.), Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 1, Tübingen 2008, S. 326.
Porträt J. G. Schmidt, 1794, Kupferstich nach Zeichnung von C. W. Bock; W. Schrey, um 1880, Stadtgeschichtliche Museen Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Wolfgang Flügel
17.12.2010
Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Flügel, Artikel: Christoph Friedrich von Ammon,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/164 [Zugriff 22.11.2024].