Christian Meltzer
M. zählt zusammen mit Christian Lehmann und Johann Christian Engelschall zu den bedeutendsten Vertretern der erzgebirgischen Chronistik im Barockzeitalter. Seinem Schaffen verdankt die sächsische Landesgeschichte wertvolle Zeugnisse über den erzgebirgischen Bergbau und die Entwicklung der Bergstädte Schneeberg und Buchholz. – M. wuchs in der Bergstadt Wolkenstein auf, wo er seit dem fünften Lebensjahr die Schule besuchte und erste Anregungen für die Beschäftigung mit dem erzgebirgischen Bergbau erhielt. Seine Aufenthalte als Schüler am Freiberger Gymnasium (1670-1676) und als Theologiestudent an der Universität Leipzig (seit 1676) schlossen ebenfalls den Erwerb umfassender bergbaulicher Kenntnisse ein. Selbst die erste wissenschaftliche Profilierung gelang M. auf diesem Gebiet, und zwar 1680 mit einer öffentlichen Disputation über die erzgebirgischen Silberbergwerke, die auch in mehreren Auflagen gedruckt wurde. – Dennoch sah M. seine eigentliche Berufung darin, ein Predigtamt zu übernehmen. Aus Angst vor der Pest verließ er am 12.8.1680 Leipzig, ohne den erhofften Magistertitel erworben zu haben und trat wenig später eine Stelle als Hauslehrer bei dem Schneeberger Stadtsyndicus
Johann Höltzel an. In Schneeberg hielt M. 1681 seine erste öffentliche Predigt. In den nächsten drei Jahren intensivierte er die Predigttätigkeit und ließ sich am 5.11.1684 vor dem Oberkonsistorium in Dresden für das geistliche Amt examinieren. Inzwischen hatte M. auch sein Studium wieder aufgenommen, das er am 29.1.1685 mit dem lange angestrebten Magistertitel abschloss. Etwa zeitgleich entstanden zwei bedeutende Werke M.s: 1684 eine historische Beschreibung Schneebergs und 1685 eine Erörterung über die rückläufige Entwicklung des sächsischen Bergbaus. Letztere Schrift, unter dem Titel „Gangraena metallica in Hermunduris“ erschienen, beeindruckte die Mitglieder des Dresdner Oberkonsistoriums derart, dass sie M. die baldige Anstellung als Pfarrer in einer Bergstadt zusicherten. Tatsächlich wurde M. knapp zwei Jahre später die vakante Pfarrstelle in Buchholz angeboten. An der dortigen Katharinenkirche wirkte er nach bestandener Probepredigt am 3.7.1687 fast 46 Jahre lang. In dieser Zeit widmete sich M. intensiv der chronistischen Arbeit. Für seine beiden Dienstorte Schneeberg und Buchholz verfasste er detaillierte Stadtchroniken. Die Schneeberger Chronik baute auf der von M. bereits 1684 herausgegebenen Beschreibung dieser Bergstadt auf und erschien 1716 unter dem Titel „Historia Schneebergensis renovata“. Das Werk bietet auf 1.570 Seiten Nachrichten zur Schneeberger Stadtgeschichte von den ersten Silberfunden 1470 bis zum Jahr 1716, die großen Wert für die sächsische Landesgeschichte besitzen. Inhaltlich und stilistisch weist die Chronik M. als sprachgewaltigen Barockschriftsteller und akribischen Sammler historischer Nachrichten aus, aber auch als reisenden, das Alltagsleben der Menschen genau studierenden Volksforscher in der Tradition Lehmanns. Dieses Werk steht damit exemplarisch für das gesamte Schaffen M.s, das wiederum nachfolgende Chronisten, wie Engelschall und Johann Paul Oettel, stark beeinflusste. – Weitaus weniger Bedeutung erlangte M.s Stadtchronik von Buchholz, die zu seinen Lebzeiten unveröffentlicht blieb und erst 1929 von
Heinrich Carl August Harms zum Spreckel wiederentdeckt und zusammen mit einer Würdigung des Chronisten herausgegeben wurde. Doch dokumentiert auch dieses Werk die enormen bergbaulichen Fachkenntnisse des Verfassers, der als Kuxeninhaber selbst aktiv am Buchholzer Bergbau beteiligt war. Ob M. darüber hinaus, wie gelegentlich in der Literatur behauptet wird, auch eine Chronik seiner Geburtsstadt Wolkenstein geschrieben hat, ist unsicher. Ein entsprechendes Manuskript ist nicht bekannt und muss entweder als unvollendet oder verschollen gelten. – In seinen letzten Lebensjahren litt M. an Lähmungserscheinungen. Eine schwere Erkrankung im November 1732 führte fünf Monate später zu seinem Tod. M.s Hauptwerk, die „Historia Schneebergensis renovata“, erschien 1995 als Reprintausgabe.
Werke De Hermundurorum metallurgia argentaria, Leipzig 1680 (ND 1690); Bergkläufftige Beschreibung Der Churfürstl. Sächß. freyen und im Meißnischen Ober-Ertz-Geburge löbl. Bergk-Stadt Schneebergk, Schneeberg 1684; Gangraena metallica in Hermunduris, Leipzig 1685 (ND 1741); Historia Schneebergensis renovata, Schneeberg 1716 (ND Stuttgart 1995); Historische Beschreibung des St. Catharinenberges in Buchholz, hrsg. v. H. Harms zum Spreckel, Annaberg 1929.
Literatur F. W. Köhler, Historische Nachrichten von der chursächsischen alten freyen Bergstadt Wolkenstein im meißnischen Obererzgebürge, Schneeberg 1781, S. 155-157; ders., Kurzgefaßte Reformationsgeschichte des Bergstädtgens St. Catharinenberg in Buchholz, Chemnitz 1781, S. 24-26; I. Oreosander, Der Bergprediger Christian M., in: Freyberger gemeinnützige Nachrichten für das Königl. Sächsische Erzgebirge 1804, S. 21-24, 33f., 43-46, 60-64; F. Blanckmeister, Alte Leute, in: Altsachsenland, Bd. 2, Leipzig 1910, S. 40-44; R. Hauck, Magister M., der Verfasser der Schneeberger Chronik, in: Heimatblätter. Beilage des Erzgebirgischen Volksfreunds Aue 1923, Nr. 1; A. Schuster, Vom Leben und Wirken M.s, in: Erzgebirgische Heimatblätter, Beilage zur Obererzgebirgischen Zeitung, 1928, Nr. 11-17; W. Unger, Christian M., ein bedeutender Chronist und Bergbaukenner, in: Glückauf. Kultur und Heimatblätter des Kreises Aue 8/1961, S. 90-92; L. Walther, Christian M., der Chronist Schneebergs, in: ebd. 9/1962, S. 52-55; H. Harms zum Spreckel, Würdigung des Magister M., in: Historia Schneebergensis renovata, Stuttgart 1995, S. 6-30 (WV). – DBA I; R. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch, Bd. 2/2, 1940, S. 588.
Michael Wetzel
12.11.2013
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Christian Meltzer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18531 [Zugriff 22.12.2024].
Christian Meltzer
Werke De Hermundurorum metallurgia argentaria, Leipzig 1680 (ND 1690); Bergkläufftige Beschreibung Der Churfürstl. Sächß. freyen und im Meißnischen Ober-Ertz-Geburge löbl. Bergk-Stadt Schneebergk, Schneeberg 1684; Gangraena metallica in Hermunduris, Leipzig 1685 (ND 1741); Historia Schneebergensis renovata, Schneeberg 1716 (ND Stuttgart 1995); Historische Beschreibung des St. Catharinenberges in Buchholz, hrsg. v. H. Harms zum Spreckel, Annaberg 1929.
Literatur F. W. Köhler, Historische Nachrichten von der chursächsischen alten freyen Bergstadt Wolkenstein im meißnischen Obererzgebürge, Schneeberg 1781, S. 155-157; ders., Kurzgefaßte Reformationsgeschichte des Bergstädtgens St. Catharinenberg in Buchholz, Chemnitz 1781, S. 24-26; I. Oreosander, Der Bergprediger Christian M., in: Freyberger gemeinnützige Nachrichten für das Königl. Sächsische Erzgebirge 1804, S. 21-24, 33f., 43-46, 60-64; F. Blanckmeister, Alte Leute, in: Altsachsenland, Bd. 2, Leipzig 1910, S. 40-44; R. Hauck, Magister M., der Verfasser der Schneeberger Chronik, in: Heimatblätter. Beilage des Erzgebirgischen Volksfreunds Aue 1923, Nr. 1; A. Schuster, Vom Leben und Wirken M.s, in: Erzgebirgische Heimatblätter, Beilage zur Obererzgebirgischen Zeitung, 1928, Nr. 11-17; W. Unger, Christian M., ein bedeutender Chronist und Bergbaukenner, in: Glückauf. Kultur und Heimatblätter des Kreises Aue 8/1961, S. 90-92; L. Walther, Christian M., der Chronist Schneebergs, in: ebd. 9/1962, S. 52-55; H. Harms zum Spreckel, Würdigung des Magister M., in: Historia Schneebergensis renovata, Stuttgart 1995, S. 6-30 (WV). – DBA I; R. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch, Bd. 2/2, 1940, S. 588.
Michael Wetzel
12.11.2013
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Christian Meltzer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18531 [Zugriff 22.12.2024].