Joseph Elb
Der in Dresden praktizierende Arzt Joseph Levi Elb gehörte auf dem Gebiet der Homöopathie national wie international zu den bedeutenden Forscherpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Für seine Verdienste wurde er u.a. mit dem
hannoverischen Medizinalratstitel ausgezeichnet. Als jüdischer „Pionier“ war der Kreuzschüler durch seine Mitgliedschaft in mehreren Bildungs- und Kulturvereinen bereits zu einem frühen Zeitpunkt in der bürgerlichen Stadtgesellschaft Dresdens bekannt und akzeptiert. – Obwohl seine Eltern als unvermögend galten, erhielt Elb zunächst eine gute schulische Vorbildung und gehörte später als Kreuzschüler zu den wenigen jüdischen Gymnasiasten in Dresden. Er pflegte Freundschaft mit an Bildung und bürgerlichen Lebensformen interessierten Gleichgesinnten und erweiterte nebenbei seine Sprachkenntnisse. 1833 gehörte er vermutlich zum Kreis der Herausgeber bzw. Mitarbeiter der handschriftlich verbreiteten Literaturzeitschrift Akrothinia. Nach einem Medizinstudium und der anschließenden Promotion 1837 zum Dr. med. in Leipzig ließ er sich 1840 als praktischer Arzt in seiner Heimatstadtstadt Dresden nieder. 1844, dem Jahr seiner Eheschließung, wehrte er sich gemeinsam mit den jüdischen Ärzten Bernhard Hirschel und Gustav Gerson gegen die städtische Aufforderung, das Bürgerrecht zu erwerben. Der Bitte um Aufschub bis zum nächsten Landtag, auf dem eine umfassende Klärung des Status jüdischer Bürger zu erwarten war, wurde behördlicherseits nicht entsprochen. 1845 musste der auf der Waisenhausstraße 30 wohnende und praktizierende Elb schließlich das Dresdner Bürgerrecht erwerben. – Neben seiner beruflichen Tätigkeit als schulmedizinisch ausgebildeter Arzt beschäftigte sich Elb intensiv mit Homöopathie und verfasste zahlreiche Fachbeiträge in diesem Bereich, wodurch er auch international Bekanntheit gewann. So berichtete die britische Gesellschaft für Homöopathie 1876 über den nach langer Krankheit erfolgten Tod von Elb. – Innerhalb der jüdischen Gemeinde scheint Elb keine herausgehobene Funktion innegehabt zu haben. 1841 richtete er gemeinsam mit Adolph Fischer eine Petition an den Dresdner Stadtrat gegen die vom Gemeindevorstand verfügte Eintreibung einer direkten Steuer wegen des Defizits bei der Finanzierung des Synagogenbaus. Als Kontrolleur gehörte Elb 1857 zum Vorstand des jüdischen Kranken-Unterstützungs-Instituts, einer als Solidargemeinschaft konzipierten Krankenversicherung. Bereits 1842 wurde der literarisch sehr interessierte Elb als eines der wenigen jüdischen Mitglieder im Literarischen Museum genannt, einem Verein von literaturinteressierten Dresdner Bürgern. – Elb stiftete 1844 ein Stipendium für einen Schüler am Dresdner Kreuzgymnasium.
Quellen Stadtarchiv Dresden, 2.1 Ratsarchiv, CXLII 240a, 240e, 2.3.9 Gewerbeamt A, E 1254, 6.4.25-1.4.2-23 Standesamt/Urkundestelle, Personenstandsbuch, Standesamt I, Sterberegister 1890, Nr. 694, 6.4.25-2.3.2-24 Standesamt II, Eheregister 1887, Nr. 494, 6.4.25-2.4.2-62 Sterberegister 1896, Nr. 1202 (ancestry.com).
Werke De venaesectione, Leipzig 1838.
Literatur Bernhard Beer, Geschichtliche Darstellung der fünfzigjährigen Wirksamkeit des Kranken-Unterstützungs-Instituts für Israeliten zu Dresden, Dresden 1857; The British Journal of Homoeopathy 34/1876; Emil Lehmann, Aus alten Acten. Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, Dresden 1886; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Dresdner Hefte 45/1996; Einst & jetzt: zur Geschichte der Dresdner Synagoge und ihrer Gemeinde, hrsg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 2001; Kerstin Hagemeyer, Jüdisches Leben in Dresden, Dresden 2002; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Michael Schäbitz, Juden in Sachsen - Jüdische Sachsen? Emanzipation, Akkulturation und Integration 1700-1914, Hannover 2006; Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3 (1866-2005); Konstantin Hermann, Vereine in Dresden 1831 bis 1871, in: Dresdner Geschichtsbuch, Bd. 13, hrsg. vom Stadtmuseum Dresden, Altenburg 2008, S. 76-96; Daniel Ristau, Zwischen Einheit und Vielfalt. Die Israelitische Religionsgemeinde Dresden im Kaiserreich (1871-1918), in: NASG 79/2008, S. 161-187; Gunda Ulbricht/Olaf Klöckner (Hg.), Juden in Sachsen, Leipzig 2013.
Jochen Vötsch
26.5.2025
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Joseph Elb,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27869 [Zugriff 13.8.2025].
Joseph Elb
Quellen Stadtarchiv Dresden, 2.1 Ratsarchiv, CXLII 240a, 240e, 2.3.9 Gewerbeamt A, E 1254, 6.4.25-1.4.2-23 Standesamt/Urkundestelle, Personenstandsbuch, Standesamt I, Sterberegister 1890, Nr. 694, 6.4.25-2.3.2-24 Standesamt II, Eheregister 1887, Nr. 494, 6.4.25-2.4.2-62 Sterberegister 1896, Nr. 1202 (ancestry.com).
Werke De venaesectione, Leipzig 1838.
Literatur Bernhard Beer, Geschichtliche Darstellung der fünfzigjährigen Wirksamkeit des Kranken-Unterstützungs-Instituts für Israeliten zu Dresden, Dresden 1857; The British Journal of Homoeopathy 34/1876; Emil Lehmann, Aus alten Acten. Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, Dresden 1886; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Dresdner Hefte 45/1996; Einst & jetzt: zur Geschichte der Dresdner Synagoge und ihrer Gemeinde, hrsg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 2001; Kerstin Hagemeyer, Jüdisches Leben in Dresden, Dresden 2002; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Michael Schäbitz, Juden in Sachsen - Jüdische Sachsen? Emanzipation, Akkulturation und Integration 1700-1914, Hannover 2006; Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3 (1866-2005); Konstantin Hermann, Vereine in Dresden 1831 bis 1871, in: Dresdner Geschichtsbuch, Bd. 13, hrsg. vom Stadtmuseum Dresden, Altenburg 2008, S. 76-96; Daniel Ristau, Zwischen Einheit und Vielfalt. Die Israelitische Religionsgemeinde Dresden im Kaiserreich (1871-1918), in: NASG 79/2008, S. 161-187; Gunda Ulbricht/Olaf Klöckner (Hg.), Juden in Sachsen, Leipzig 2013.
Jochen Vötsch
26.5.2025
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Joseph Elb,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27869 [Zugriff 13.8.2025].