Simon Bondi

Als jüdischer Gelehrter, Ältester der Judenschaft und Geschäftsmann gehörte B. am Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts zu den einflussreichsten Persönlichkeiten aus dem Verwandtschaftsnetz der Familie Bondi in Dresden. – B., der Enkel des kursächsischen Hoffaktoren Simon Isaac Bondi und Sohn des Wechselhändlers Wolf Simon Bondi, erhielt zunächst eine traditionelle jüdische Ausbildung, die sich sehr stark auf das Erlernen des Hebräischen sowie auf die Einführung in den Pentateuch, die heiligen Schriften und in den Talmud konzentrierte. Mit etwa 14 Jahren ging B. nach Mainz, um seine jüdische Bildung an der Jeschiwa von Herz Scheuer, dem Schwiegervater seines Bruders Jonas, zu vervollkommnen. – Bedingt durch die französische Besetzung von Mainz 1792 kehrte B. nach Dresden zurück und unterstützte fortan die Geldgeschäfte seiner Eltern. Seine jüdischen Studien hielt er jedoch aufrecht und soll mehrmals öffentliche Disputationen mit Kennern und Freunden des Talmuds abgehalten haben. Zudem erweiterte er sein Wissen auf dem Gebiet der hebräischen Literatur und der Philosophie. Zwar kam ein von ihm geplantes Werk über den reinen Mosaismus nicht zum Abschluss, doch veröffentlichte er 1812 zusammen mit seinem Bruder Marcus das Wörterbuch „Or Ester“ zu Fremdwörtern im Talmud. B. besaß eine umfangreiche Sammlung hebräischer Schriften; ein nach seinem Tod erstellter hebräischer Auktionskatalog listete nicht weniger als 825 Titel. – Obwohl B. in seinen Ansichten kaum über die traditionellen religiösen Auffassungen des Judentums hinausging, beschäftigte er sich auch mit den Werken von Aristoteles, Platon, Euklid, Avicenna sowie den philosophisch-aufgeklärten Schriften von John Locke, David Hume, Jean-Jacques Rousseau, Gottfried Wilhelm Leibniz, Christian Wolff, Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem, Johann Gottfried Herder, Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn, Friedrich Heinrich Jacobi, Johann Joachim Spalding und Immanuel Kant. Zudem kam er mit Vertretern der jüdischen Aufklärung wie dem Dessauer Freischullehrer Moses Philippson in Kontakt und subskribierte Schriften von Gotthold Salomon und Joseph Wolf, die ebenfalls in Dessau lehrten. – Ansehen erwarb sich B. durch die Übernahme unterschiedlicher Ämter innerhalb der von Konflikten zwischen verschiedenen wohlhabenden jüdischen Familien gezeichneten Dresdner Judenschaft: Nach dem Tod seines Schwiegervaters Isaak Simon Bondi übernahm er das Amt eines Gemeindeältesten und verwaltete die Gemeindekasse. Die Belastungen infolge der Schlacht bei Dresden 1813, die notwendig gewordene Unterstützung von Familienangehörigen und die Verhandlungen mit der Verwaltung des Generalgouvernements Sachsen, die auch ein sächsisches Judenedikt zum Inhalt hatten, beeinträchtigten B.s Gesundheit. Er starb im Dezember 1816 im Alter von nur 42 Jahren. – Zum Andenken an ihren Vater richtete Rosalie Zunz 1867 bei der Israelitischen Religionsgemeinde Dresden eine Simon-Bondi-Stiftung mit 2.000 Talern ein, deren Zinsen Studenten der jüdischen Theologie an einem deutschen Rabbiner- oder Lehrerseminar, vorzugsweise dem Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau (poln. Wrocław), zukommen sollten.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10079 Landesregierung, Loc. 31018, Bd. 25, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 2377/02; Stadtarchiv Dresden, 2.1. Ratsarchiv, Nr. C.XLII.65, Nr. C.XLII 90.

Werke mit Marcus Bondi, ראסת אור oder: Beleuchtung der im Talmud von Babylon und Jerusalem, in den Targumim und Midraschim vorkommenden fremden, besonders lateinischen Wörter, Dessau 1812.

Literatur Marcus Bondi, Simon B., in: Sulamith 5/1817, H. 1, S. 33-39; ders., Simon B. Rückblick auf dessen Leben, in: Jedidja 1/1817, H. 1, S. 117-125; [Privatmitteilung aus Dresden], in: Allgemeine Zeitung des Judentums 32/1868, H. 13, S. 250f. – Johann Georg Meusel, Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, Lemgo 1820, S. 215; Israel Berlin/Louis Ginzberg, B., Simon, in: Isidore Singer (Hg.), The Jewish Encyclopedia, Bd. 3, New York/London 1902, S. 304; Salomon Wininger, Große Jüdische National-Biographie, Bd. 1, Czernowitz [1925], S. 422.

Daniel Ristau
20.5.2020


Empfohlene Zitierweise:
Daniel Ristau, Artikel: Simon Bondi,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27863 [Zugriff 22.12.2024].

Simon Bondi



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10079 Landesregierung, Loc. 31018, Bd. 25, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 2377/02; Stadtarchiv Dresden, 2.1. Ratsarchiv, Nr. C.XLII.65, Nr. C.XLII 90.

Werke mit Marcus Bondi, ראסת אור oder: Beleuchtung der im Talmud von Babylon und Jerusalem, in den Targumim und Midraschim vorkommenden fremden, besonders lateinischen Wörter, Dessau 1812.

Literatur Marcus Bondi, Simon B., in: Sulamith 5/1817, H. 1, S. 33-39; ders., Simon B. Rückblick auf dessen Leben, in: Jedidja 1/1817, H. 1, S. 117-125; [Privatmitteilung aus Dresden], in: Allgemeine Zeitung des Judentums 32/1868, H. 13, S. 250f. – Johann Georg Meusel, Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, Lemgo 1820, S. 215; Israel Berlin/Louis Ginzberg, B., Simon, in: Isidore Singer (Hg.), The Jewish Encyclopedia, Bd. 3, New York/London 1902, S. 304; Salomon Wininger, Große Jüdische National-Biographie, Bd. 1, Czernowitz [1925], S. 422.

Daniel Ristau
20.5.2020


Empfohlene Zitierweise:
Daniel Ristau, Artikel: Simon Bondi,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27863 [Zugriff 22.12.2024].