Pauline Schanz
S. wurde als Tochter eines wohlhabenden Buchhändlers geboren. Nach dem finanziellen Ruin des Vaters ließ sie sich zur Erzieherin ausbilden und lebte danach zwei Jahre in Chemnitz. Nach dem Tod des Vaters übersiedelte die Familie nach Dresden, wo S. später ihre kranke Mutter pflegte. 1853 heiratete sie Julius August Schanz, trennte sich aber 1865 von ihm und erzog ihre drei Kinder allein in Dresden. Finanziell wurde sie in dieser Zeit durch die Dresdner Schillerstiftung unterstützt. Die letzten Lebensjahre verbrachte sie in Berlin bei ihrer Tochter Frida. – S. verfasste Geschichten für Kinder, Erzählungen für größere Mädchen und Verse für Bilderbücher. Einige davon wurden von Oscar Pletsch und Fedor Flinzer illustriert, ihre Märchen-Bearbeitungen wurden von
Theodor Hosemann mit Bildern ausgestattet. Zusammen mit
Julius Lohmeyer und
Clementine Helm veröffentlichte sie auch Almanache und Sammlungen. Posthum erschien die Märchensammlung „Der flammende Baum“ von Pauline und Frida S., nachdem Mutter und Tochter bereits den Geschichtenband „In der Feierstunde“ gemeinsam herausgegeben hatten. Besondere Aufmerksamkeit widmete S. der künstlerischen Erziehung, indem sie Werke von Ludwig Richter in ihren Buchausgaben vorstellte. Ihre Tiergedichte sind eine eigene Gattung und nicht mit der herkömmlichen Fabel vergleichbar. Ihre Erzählungen und Gedichte, z.B. „Für brave Mädchen“, sind im Sinne der herrschenden pädagogischen Tendenz jener Zeit auf die Bildung von Herz und Verstand gerichtet und wollten Artigkeit und Wohlverhalten tugendhafter Mädchen bewirken. Stets findet man in S.s Büchern die Mischung von lehrhaftem Ton und Sentimentalität wie in „Ein Tag aus dem Kinderleben“, das den Tageslauf eines bürgerlichen Mädchens schildert. Die zeitgenössische Kinderbuchkritik vertritt die Auffassung, dass der Reiz dieser Bücher viel mehr von den ganzseitigen Farblithografien ausgeht als vom Text. – S.s Verdienst liegt in ihrer Vielseitigkeit als Erzählerin, Lyrikerin und Bearbeiterin. Sie war auch eine exzellente Übersetzerin, v.a. aus dem Französischen, aber auch aus dem Italienischen, Spanischen, Englischen, Schwedischen und Dänischen. So übersetzte sie z.B. 1873 „Paul und Virginie“ von
Bernardin de Saint-Pierre für den Dresdner Meinhold-Verlag.
Werke (Hg.), Das Rosenmärchen, Berlin 1854; Ein Tag aus dem Kinderleben, Dresden 1866; Ferientage, Dresden 1866; Für junge Herzen, Dresden 1866; Erzählungen für das Volk, 3 Bde., Zwickau 1866-1870; Deutsche Märchen, 2 Bde., Dresden 1871/74; B. de Saint-Pierre, Paul und Virginie, Dresden 1873 (Übersetzung aus dem Französischen); (Hg.), Deutsche Sagen, Dresden 1874; Erzählungen für die Jugend, Zofingen/Leipzig 1875; F. Caballero, Spanische Novellen, 2 Bde., Wien/Budapest/Leipzig 1878 (Übersetzung aus dem Spanischen); Erzählungen für die reifere weibliche Jugend, 2 Bde., Glogau 1887; Das Engelchen, Stuttgart 1894; Für Herz und Haus. Eine Sammlung unserer schönsten Lyrik, Leipzig 31894; mit F. Schanz, Für brave Mädchen, Stuttgart 41896, 131925; Fern der Heimat, Berlin [um 1910]; mit F. Schanz, In der Feierstunde, Stuttgart 1911; mit F. Schanz, Der flammende Baum, Berlin/Wien 1916, Fürth 31929.
Literatur DBA I, II, III; DBE 8, S. 564; W. Haan (Hg.), Sächsisches Schriftsteller-Lexicon, Leipzig 1875, S. 300f.; S. Pataky (Hg.), Lexikon deutscher Frauen der Feder, Bd. 2, Berlin 1898, S. 231f.; Kürschners Literaturkalender 1901-1935, Nekrolog, Berlin/Leipzig 1936, Sp. 620f.; K. Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Weinheim/Basel 1982, S. 484f.; H. Wegehaupt, Alte deutsche Kinderbücher. Bibliographie 1851-1900, Berlin 1985, S. 265f.; A. Klotz, Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840-1850, Bd. 4, Stuttgart 1996, S. 167-169; M. Altner, Pauline S., in: Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon, Meitingen 2006.
Manfred Altner
30.8.2008
Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Pauline Schanz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18324 [Zugriff 5.10.2024].
Pauline Schanz
Werke (Hg.), Das Rosenmärchen, Berlin 1854; Ein Tag aus dem Kinderleben, Dresden 1866; Ferientage, Dresden 1866; Für junge Herzen, Dresden 1866; Erzählungen für das Volk, 3 Bde., Zwickau 1866-1870; Deutsche Märchen, 2 Bde., Dresden 1871/74; B. de Saint-Pierre, Paul und Virginie, Dresden 1873 (Übersetzung aus dem Französischen); (Hg.), Deutsche Sagen, Dresden 1874; Erzählungen für die Jugend, Zofingen/Leipzig 1875; F. Caballero, Spanische Novellen, 2 Bde., Wien/Budapest/Leipzig 1878 (Übersetzung aus dem Spanischen); Erzählungen für die reifere weibliche Jugend, 2 Bde., Glogau 1887; Das Engelchen, Stuttgart 1894; Für Herz und Haus. Eine Sammlung unserer schönsten Lyrik, Leipzig 31894; mit F. Schanz, Für brave Mädchen, Stuttgart 41896, 131925; Fern der Heimat, Berlin [um 1910]; mit F. Schanz, In der Feierstunde, Stuttgart 1911; mit F. Schanz, Der flammende Baum, Berlin/Wien 1916, Fürth 31929.
Literatur DBA I, II, III; DBE 8, S. 564; W. Haan (Hg.), Sächsisches Schriftsteller-Lexicon, Leipzig 1875, S. 300f.; S. Pataky (Hg.), Lexikon deutscher Frauen der Feder, Bd. 2, Berlin 1898, S. 231f.; Kürschners Literaturkalender 1901-1935, Nekrolog, Berlin/Leipzig 1936, Sp. 620f.; K. Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Weinheim/Basel 1982, S. 484f.; H. Wegehaupt, Alte deutsche Kinderbücher. Bibliographie 1851-1900, Berlin 1985, S. 265f.; A. Klotz, Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840-1850, Bd. 4, Stuttgart 1996, S. 167-169; M. Altner, Pauline S., in: Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon, Meitingen 2006.
Manfred Altner
30.8.2008
Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Pauline Schanz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18324 [Zugriff 5.10.2024].