Moses Löbel
Als Kaufmann und Bankier hatte es Moses Löbel während seines zwischenzeitlichen Weggangs aus Dresden zu einigem Vermögen gebracht, ehe er 1847 zeitgleich mit seinem Sohn, dem Mechaniker und Optiker Julius Löbel, in die sächsische Residenzstadt zurückkehrte. Als einer der oppositionellen Wortführer innerhalb der jüdischen Gemeinde forderte er gegenüber dem Vorstand Mitspracherechte für alle Mitglieder ein und wirkte später selbst als langjähriger Gemeindedeputierter. – Über Herkunft, Jugend und Ausbildung Löbels ist bislang nichts bekannt. Um 1830 als Handelsjude bezeichnet, hat er Dresden um 1834/1835 verlassen. In der Fremde offenbar zu Vermögen gekommen, unterstützte er nach seiner Rückkehr die Geschäftsgründung seines Sohns, mit dem er anfangs auch zusammenwohnte (Große Frauengasse 17). Bereits nach wenigen Jahren scheint sich Löbel zur Ruhe gesetzt zu haben, da er seit 1854 als Rentier unter der Anschrift Elbberg 24, dann Waisenhausstraße 16 (1862) in den Dresdner Adressbüchern geführt wird. Vermutlich in reduziertem Umfang war Löbel aber auch später noch im Finanzgeschäft tätig. 1860 reichte er beim Amtsgericht Dresden eine Zivilklage gegen die Hofschauspielerin Gabriele Allram wegen einer Schuldforderung in Höhe von 318 Talern ein. Nachdem die auf dem Vergleichsweg vereinbarte Ratenzahlung nur unvollständig geleistet wurde, erfolgte Anfang 1862 die Pfändung der Schuldnerin. – Als kritisches Mitglied der jüdischen Gemeinde opponierte der junge Löbel schon zu Beginn der 1830er-Jahre mehrfach gegen die Ältesten und die bisherige Form der Gemeindeverwaltung. Er veröffentlichte anonym im Dresdner Anzeiger unter dem Titel „Einer für viele“ im November 1837 eine Aufforderung an die Verweser des Ältestenamts, im Sinne von Mitsprache und Teilhabe bei den wichtigen anstehenden Entscheidungen (Synagogenbau, Gemeindestatut) drei Deputierte aus der Gemeinde wählen zu lassen. Jedoch wurde erst 1848 auf einer Generalversammlung beschlossen, dem Gemeindevorstand neun Ausschussmitglieder sowie drei Stellvertreter zuzuwählen, darunter auch den nach Dresden zurückgekehrten Löbel. Auf der Rechtsgrundlage des nach heftigen innergemeindlichen Konflikten erst 1852 vollzogenen Statuts wurde dieser schließlich 1853 als einer von insgesamt sechs Gemeindedeputierten gewählt. Noch 1868 ist der mittlerweile über Siebzigjährige in dieser Funktion nachweisbar. – Auf seiner Sterbeurkunde wurde Löbel als Rentier, nunmehr wohnhaft Zeughausstr. 1, bezeichnet und vermerkt, dass seine Elternnamen nicht bekannt seien.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 168; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25-1.4.2-6 Standesamt/Urkundenstelle, Standesamt I, Personenstandsbuch, Sterberegister 1880, Nr. 607 (Ancestry.de). – Dresdner Adressbücher 1854, 1862; Daniela Wittig, Das Verzeichniß der Ruhenden auf dem israelitischen Friedhof zu Dresden aus dem Jahre 1852: Auswertung und Ergebnisse, in: Medaon 9/2015, Ausgabe 16, S. 1-67; Emil Lehmann, Ein Halbjahrhundert in der israelitischen Religionsgemeinschaft zu Dresden, Dresden 1890.
Werke Einer für viele, in: Dresdner Anzeiger 11.11.1837, S. 3.
Literatur Emil Lehmann, Aus alten Acten. Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, Dresden 1886; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden. Von den ersten Juden bis zur Blüte der Gemeinde und deren Ausrottung, Darmstadt 1973; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932: Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: Medaon. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, Ausgabe 10; ders., Die Bestellung Wolf Landaus zum Dresdner Oberrabbiner 1854/55: Mikrohistorische Einblicke, in: ebd. 7/2013, Ausgabe 12.
Jochen Vötsch
21.7.2025
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Moses Löbel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27903 [Zugriff 10.8.2025].
Moses Löbel
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 168; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25-1.4.2-6 Standesamt/Urkundenstelle, Standesamt I, Personenstandsbuch, Sterberegister 1880, Nr. 607 (Ancestry.de). – Dresdner Adressbücher 1854, 1862; Daniela Wittig, Das Verzeichniß der Ruhenden auf dem israelitischen Friedhof zu Dresden aus dem Jahre 1852: Auswertung und Ergebnisse, in: Medaon 9/2015, Ausgabe 16, S. 1-67; Emil Lehmann, Ein Halbjahrhundert in der israelitischen Religionsgemeinschaft zu Dresden, Dresden 1890.
Werke Einer für viele, in: Dresdner Anzeiger 11.11.1837, S. 3.
Literatur Emil Lehmann, Aus alten Acten. Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, Dresden 1886; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden. Von den ersten Juden bis zur Blüte der Gemeinde und deren Ausrottung, Darmstadt 1973; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932: Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: Medaon. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, Ausgabe 10; ders., Die Bestellung Wolf Landaus zum Dresdner Oberrabbiner 1854/55: Mikrohistorische Einblicke, in: ebd. 7/2013, Ausgabe 12.
Jochen Vötsch
21.7.2025
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Moses Löbel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27903 [Zugriff 10.8.2025].