Julius Löbel

Dem vielseitig interessierten und kaufmännisch begabten Julius Löbel gelang dank seiner Berufserfahrungen im europäischen Ausland, aber auch dank seines familiären Hintergrunds die Etablierung eines eigenen Geschäfts, das er innerhalb weniger Jahre und mit entsprechendem kommerziellem Erfolg zum führenden Optikergeschäft in der sächsischen Residenzstadt Dresden ausbauen konnte. – Nach seiner Schulzeit absolvierte Löbel 1836 bis 1838 in seinem Wunschberuf eine zweijährige Lehre bei dem Mechaniker Johann Georg Ehrich in Dresden. Anschließend begab er sich auf die Wanderschaft und vervollkommnete seine Ausbildung bei den führenden Optikern seiner Zeit in Berlin, Wien, Frankfurt/Main, Paris und London. 1847 beantragte und erhielt Löbel das Bürgerrecht sowie eine Gewerbekonzession, um sich mit finanzieller Unterstützung seines zu Vermögen gekommenen und gleichfalls nach Dresden zurückgekehrten Vaters Moses Löbel hier selbstständig zu machen. Das Geschäft florierte und entwickelte sich schnell zum führenden Dresdner Optikerinstitut, das ab 1850 immer wieder Aufträge von Mitgliedern des sächsischen Königshauses sowie von in- und ausländischen Fürsten erhielt. Löbels Gesuch 1857 um die Verleihung des prestige- und umsatzsteigernden Prädikats eines Hofoptikers blieb dennoch ohne Erfolg. – Übergangsweise wohnte Löbel zunächst mit seinem Vater zusammen in der Großen Frauengasse 17. Als Geschäftsanschrift wird 1849 erstmals die Schössergasse 12, Ecke Sporergasse angegeben. Nach mehreren Wohnungsumzügen betrieb Löbel sein Geschäft seit 1852 im Parterre des Wohnhauses Schlossgasse 19, wo er in einem der Obergeschosse seit 1855 auch wohnte. 1854 heiratete er in Breslau die aus dem polnischen Kalisch (poln. Kalisz) stammende Charlotte, geb. Redlich. – Der versierte Mechaniker und Optiker Löbel erkannte offenbar frühzeitig die technischen, aber auch kommerziellen Möglichkeiten der sich entwickelnden Fotografie und bot in seinem Ladengeschäft eine große Auswahl von Bildkopien aus der Dresdner Gemäldegalerie auf Glas- und Silberplatten, aber auch auf Papier zum Verkauf an. Neben seiner beruflichen Tätigkeit veröffentlichte er Wetterbeobachtungen, so etwa 1854 in der in Dresden erscheinenden Sächsischen constitutionellen Zeitung. Löbel scheint es in relativ kurzer Zeit zu beträchtlichem Wohlstand gebracht zu haben, da er im Dresdner Adressbuch von 1878 bereits als Privatus, wohnhaft Schlossgasse 19, dem Standort seines Ladengeschäfts, aufgeführt wird. – Ohne selbst besonders hervorzutreten, war Löbel der jüdischen Gemeinde insbesondere über seinen dort sehr aktiven Vater verbunden. Nach dessen Tod 1880 schenkte er der Gemeinde einen aus Familienbesitz stammenden, antiken silbervergoldeten Pokal zur Verwendung bei religiösen Festen. Bereits 1886, also über zwanzig Jahre vor seinem Ableben, entstand eine Julius-Loebel-Stiftung zur Unterstützung von jüdischen Lehrern, über die aber nichts Näheres bekannt ist. – Auf seiner Sterbeurkunde als Rentier und Witwer, nunmehr wohnhaft Schlossstraße 30, bezeichnet, wurde der hochbetagte und als Geschäftsmann erfolgreiche Handwerker auf dem Neuen jüdischen Friedhof in Dresden beigesetzt.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10711 Ministerium des Königlichen Hauses, Loc. 24, Nr. 8; Stadtarchiv Dresden, 2.1.3-C.XXI.20.135 Kirchliche Wochenzettel, Trauungen, Taufanzeigen u. Sterbefälle, 1854, 2.1.3-C.XXI.20.140 Kirchliche Wochenzettel 1857, 2.3.9 Gewerbeamt A, L 4048, 6.4.25-1.3.2-11, Standesamt/Urkundenstelle, Standesamt I, Personenstandsbuch, Eheregister 1881, Nr. 142 (ancestry.de); Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3 (1866-2005); Dresdner Adressbücher; Leipziger Zeitung 1854; Sächsische constitutionelle Zeitung 1854.

Literatur Israelitische Wochenschrift für die religiösen und socialen Interessen des Judenthums 12/1881; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Cornelia Wustmann, „Das Ideal will nicht gelobt, es will gelebt werden“. Jüdische Wohlfahrt am Beispiel der wohltätigen jüdischen Stiftungen in Dresden und Leipzig, St. Katharinen 2002; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932. Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: MEDAON. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, H. 10, S. 1-58.

Jochen Vötsch
26.5.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Julius Löbel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27902 [Zugriff 13.6.2025].

Julius Löbel



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10711 Ministerium des Königlichen Hauses, Loc. 24, Nr. 8; Stadtarchiv Dresden, 2.1.3-C.XXI.20.135 Kirchliche Wochenzettel, Trauungen, Taufanzeigen u. Sterbefälle, 1854, 2.1.3-C.XXI.20.140 Kirchliche Wochenzettel 1857, 2.3.9 Gewerbeamt A, L 4048, 6.4.25-1.3.2-11, Standesamt/Urkundenstelle, Standesamt I, Personenstandsbuch, Eheregister 1881, Nr. 142 (ancestry.de); Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3 (1866-2005); Dresdner Adressbücher; Leipziger Zeitung 1854; Sächsische constitutionelle Zeitung 1854.

Literatur Israelitische Wochenschrift für die religiösen und socialen Interessen des Judenthums 12/1881; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Cornelia Wustmann, „Das Ideal will nicht gelobt, es will gelebt werden“. Jüdische Wohlfahrt am Beispiel der wohltätigen jüdischen Stiftungen in Dresden und Leipzig, St. Katharinen 2002; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932. Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: MEDAON. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, H. 10, S. 1-58.

Jochen Vötsch
26.5.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Julius Löbel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27902 [Zugriff 13.6.2025].