Martin Planer

P.s Kunstgezeuge (Einrichtungen zum Heben von Wasser bzw. Fördergut) und seine Kunstgrabenbauten (Wasserzuführungen) trugen entscheidend zur technischen Weiterentwicklung des sächsischen Bergbaus und Salinenwesens bei. – P. entstammte einer Schneeberger Bergmannsfamilie. Frühzeitig sammelte er Berufserfahrungen als Erzjunge und Bergmann und stieg bis zum Kunststeiger auf. Außerdem hielt er in Schneeberg Bergwerksanteile. 1555 und 1556 mutete P. auch Grubenfelder in Freiberg (d.h. beantragte die Genehmigung zu ihrer Ausbeutung) und erwarb das dortige Bürgerrecht. 1556 wurde er Knappschaftsältester und im Quartal Luciae 1557 zum Freiberger Bergmeister in Nachfolge Simon Bogners bestellt. 1560 war P. an der Erstellung einer Arbeitsordnung für die Bergschmiede beteiligt. In seiner Funktion als landesherrlicher Bergbeamter führte er bis 1570 mindestens 15 Stollenvortriebe weiter, z.B. den Barbarastollen in Brand und den Fürstenstollen bei Halsbrücke, der später den Namen Planer-Stollen erhielt. Dabei beeinträchtigten ihn immer stärkere Grundwasserzuflüsse, die nur mit sehr hohem Personalaufwand abgeleitet werden konnten. Da er aus seiner Tätigkeit als Kunststeiger mit dem bergmännischen Maschinenwesen inklusive der Kunstgezeuge zur Wasserfreihaltung bestens vertraut war, erkannte er die Notwendigkeit, die technische Wasserhebung zu verbessern. P.s Initiativen zur Anlegung neuer Kunstgezeuge und zur Ausmauerung der Wasserradstuben wurden von Kurfürst August finanziell unterstützt. Zwischen 1558 und 1578 installierte P. insgesamt 36, nach anderen Angaben 38 Kunstgezeuge im Freiberger Revier. Diese technischen Hilfen zählten für die nächsten 300 Jahre zu den unentbehrlichen Ausstattungen der erzgebirgischen Bergwerke und ermöglichten es, den Bergbau auf lange Sicht weiter rentabel zu betreiben. P.s Tätigkeit sicherte in dieser Beziehung den anhaltenden wirtschaftlichen Erfolg der Freiberger Gruben, während die Erzförderung in anderen sächsischen Revieren zurückging. – Nach seiner Ernennung zum Bergvogt am 22.12.1558 und zum Bergverwalter am 3.1.1569 erreichte P. am 3.3.1574 den Höhepunkt seiner Karriere mit der Ernennung zum Oberbergmeister als Nachfolger Markus Röhlings. Damit übte er nach dem Berghauptmann die zweithöchste Aufsichtsfunktion über den sächsischen Bergbau aus. Gleichzeitig sind noch bis 1576 Mutungen P.s im Freiberger und Marienberger Bergbau belegt, obwohl die kursächsische Bergordnung von 1554 dies den Bergbeamten eigentlich untersagte, um Interessenkollisionen zu vermeiden. Seine Finanzkraft ermöglichte P. sogar den alleinigen Weiterbetrieb einiger Gruben, nachdem sich seine Mitgewerken zurückgezogen hatten. So tauchten parallel zu P.s Aufstieg immer wieder Bestechungsvorwürfe auf. Auch war P. zunehmenden Beschwerden der Freiberger Handwerksmeister ausgesetzt, da er zur Fertigung seiner Anlagen vornehmlich Fachleute aus Schneeberg rekrutierte. Gegen den Verdacht der Vorteilsnahme seiner Familienmitglieder sah er sich 1578 sogar zur Abfassung einer Verteidigungsschrift genötigt. Insgesamt blieb P.s Amtsführung umstritten, da er als Bergverwalter die Erzführung der Gruben untersuchte und anhand der gewonnenen Erkenntnisse darüber entschied, wo technische Neuerungen sinnvoll waren und welcher Wert den Kuxenausgaben (also der Ausgabe von Anteilen an bergrechtlichen Gewerken) zugrunde gelegt wurde. – Eine eigenständige Würdigung verdienen P.s Floßgraben- und Brunnenbauten. Seit 1558 projektierte er ein Wasserzuführungssystem für den Freiberger Bergbau mit Kunstgräben und Kunstteichen zur Gewinnung von Aufschlagwasser. Die Linienführung der Gräben bestimmte er durch eigene Vermessungen. Eine besonders intensive Bautätigkeit entfaltete P. im Gebiet zwischen Freiberg, Brand und Großhartmannsdorf. So ist seiner Initiative beispielsweise die Entstehung der Zethauer und Müdisdorfer Kunstgräben, des Großen Großhartmannsdorfer Teichs und des Berthelsdorfer Hüttenteichs zu verdanken. Das ambitionierte Projekt eines Floßgrabens von der Flöha zur Freiberger Mulde über Cämmerswalde konnte erst nach P.s Tod zwischen 1624 und 1629 realisiert werden. – P.s technisches Geschick qualifizierte ihn außerdem für den Brunnenbau auf kurfürstlichen Burgen und Schlössern. 1561 entstand ein Feldgestänge mit Wasserrad für die Burg Stolpen. 1562 bis 1571 folgte die Grabung des ca. 152 Meter tiefen Brunnens der Festung Königstein. Auch an dem 1572 vollendeten 170 Meter tiefen Brunnen des Jagdschlosses Augustusburg war P. beteiligt. Als Spätwerk gilt die Anlegung des Neugrabens zur Wasserversorgung von Annaburg. Außerdem entwickelte P. Pläne zur Wasserzufuhr nach dem Ostragehege in Dresden und fasste die Thermalquelle Wiesenbad neu ein. Als erstem Techniker gelangen ihm zudem wichtige qualitative Verbesserungen des Salinenwesens. Zwar scheiterte P. ebenso wie ein hessischer Kunstmeister an dem Versuch, einen Salzbrunnen in Auleben bei Nordhausen anzulegen, doch war er in gleichem Auftrag in Artern und Poserna erfolgreich. Der in diesem Zusammenhang von P. über 50 Kilometer geführte Floßgraben zur Überwindung der Wasserscheide zwischen Weißer Elster und Saale galt bei seiner Fertigstellung 1582 als die bedeutendste Floßanlage Kursachsens. – Von Kurfürst August wurde P. am 20.10.1566 mit der Teichmühle Großhartmannsdorf belehnt. Dort und in Freiberg erinnern Gedenktafeln an den verdienstvollen Bergbautechniker.

Werke Bericht des Bergverwalters Martin P. über den Stand des Freiberger Bergbaues im Jahre 1570, hrsg. von Richard Wengler, in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 35/1898, S. 57-83.

Literatur Otto Fürsen, Geschichte des kursächsischen Salzwesens bis 1586, Leipzig 1897; Hermann Hoffmann, Die Freiberger Wasserversorgung einst und jetzt, in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 56/1926, S. 139-169; Otto Merker, Die Bergwerksteiche, ihre Gräben und Röschen, in: ebd. 60/1930, S. 5-31; Otfried Wagenbreth, Oberbergmeister Martin P. (1510-1582) und seine Bedeutung für den Bergbau und das Salinenwesen in Sachsen, in: Sächsische Heimatblätter 33/1987, H. 1, S. 24-36; Martin P. - sein Leben und seine Zeit. Zur Geschichte des Montanwesens in Sachsen, hrsg. von der Sächsischen Landesstelle für Volkskultur, Schneeberg 1997. – Werner Lauterbach, Berühmte Freiberger. Ausgewählte Biographien bekannter und verdienstvoller Persönlichkeiten, Teil 1, Freiberg 2000, S. 41-43.

Michael Wetzel
17.3.2021


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Martin Planer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3166 [Zugriff 30.6.2024].

Martin Planer



Werke Bericht des Bergverwalters Martin P. über den Stand des Freiberger Bergbaues im Jahre 1570, hrsg. von Richard Wengler, in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 35/1898, S. 57-83.

Literatur Otto Fürsen, Geschichte des kursächsischen Salzwesens bis 1586, Leipzig 1897; Hermann Hoffmann, Die Freiberger Wasserversorgung einst und jetzt, in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 56/1926, S. 139-169; Otto Merker, Die Bergwerksteiche, ihre Gräben und Röschen, in: ebd. 60/1930, S. 5-31; Otfried Wagenbreth, Oberbergmeister Martin P. (1510-1582) und seine Bedeutung für den Bergbau und das Salinenwesen in Sachsen, in: Sächsische Heimatblätter 33/1987, H. 1, S. 24-36; Martin P. - sein Leben und seine Zeit. Zur Geschichte des Montanwesens in Sachsen, hrsg. von der Sächsischen Landesstelle für Volkskultur, Schneeberg 1997. – Werner Lauterbach, Berühmte Freiberger. Ausgewählte Biographien bekannter und verdienstvoller Persönlichkeiten, Teil 1, Freiberg 2000, S. 41-43.

Michael Wetzel
17.3.2021


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Martin Planer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3166 [Zugriff 30.6.2024].