Měrćin Nowak-Njeschorñski (Martin Nowak-Neumann)

Der „Maler des sorbischen Volkes“ verlieh in seinem grafischen Werk den Mythen und Traditionen der slawischen Minderheit sinnfällig Ausdruck. Als Publizist und Erzähler unterstützte er während des 20. Jahrhunderts die nationalen und politischen Bestrebungen der Sorben in beiden Lausitzen. – Bereits 1906 bis 1914 an der Volksschule in Wurschen (sorb. Worcyn) wurde N.s zeichnerische Begabung entdeckt, mit 16 erwarb er - gefördert vom Vater - ein Diplom im Fernunterricht. Aus Einnahmen als Aushilfsbriefträger und Illustrator finanzierte er 1920 bis 1922 Studien an der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig und der Kunstgewerbeakademie in Dresden. Zu dieser Zeit erkannte er Eigenheit und Wert der sorbischen Volkskultur. Er wurde 1923 Mitbegründer der ersten Vereinigung sorbischer bildender Künstler und trat der Domowina, der Maćica Serbska und der Turnvereinigung Sokoł bei. 1923 bis 1927 studierte er an der Akademie der Künste in Prag und wurde dort 1926 Vorsitzender der Studentenvereinigung Serbowka. 1927 bis 1929 war er Meisterschüler an der Akademie der Schönen Künste in Warschau. Nachdem seine Zeichnungen schon ab 1916 in deutschsprachigen Zeitschriften, u.a. in den Münchner „Fliegenden Blättern“ sowie in „Gemütlicher Sachse“, erschienen waren, druckte die Bautzener Tageszeitung „Serbske Nowiny“ (Sorbische Zeitung) 1924 erstmals literarische Feuilletons des Künstlers. 1926 bis 1928 redigierte N. die Monatsschrift „Serbski Student“ und begann aus anderen slawischen Sprachen ins Sorbische zu übersetzen. Nach Rückkehr in die Lausitz 1929 arbeitete er in der Redaktion der Zeitung und publizierte - auch in weiteren Periodika - zahlreiche Beiträge unterschiedlicher Genres für Erwachsene und Kinder. V.a. wegen seiner Reportagen über das slawische Ausland verboten die NS-Behörden im April 1933 kurzzeitig die „Serbske Nowiny“ und nahmen leitende Redakteure, darunter N., in Schutzhaft. 1934 wurde er Mitglied in der Reichskammer der bildenden Künste. 1934 bis 1939 veröffentlichte er unter Pseudonym bzw. war für Zeitschriften des Verbands der Polen in Deutschland (ZPN) künstlerisch tätig. 1936/37 wurden zwei seiner Reportagebände über Jugoslawien bzw. die Lausitz konfisziert. Nach erneuter Inhaftierung war er 1941 bis 1945 Soldat und Unteroffizier der Wehrmacht und geriet 1945/46 in französische und amerikanische Gefangenschaft. Nach dem Krieg betrachtete sich N. als freier Künstler und Schriftsteller, wobei er jedoch diverse Funktionen übernahm: 1947 bis 1950 war er Chefredakteur der neuen sorbischen Zeitung „Nowa doba“ (Neue Epoche), 1949 bis 1978 Vorsitzender des Kreises sorbischer bildender Künstler (ab 1952 zugleich Mitglied im Verband Bildender Künstler, ab 1954 im Schriftstellerverband der DDR) und 1952 bis 1969 verantwortlicher Redakteur der kulturellen Monatsschrift „Rozhlad“ (Umschau). Einige seiner literarischen Arbeiten wurden ins Deutsche, Polnische, Tschechische, Slowakische und Slowenische übertragen, er selbst übersetzte gelegentlich aus dem Russischen und Tschechischen. 1951 erhielt er gemeinsam mit Jurij Brězan und Jurij Winar den Nationalpreis III. Klasse sowie 1956 als einer der Ersten den Ćišinski-Preis, die höchste sorbische Auszeichnung. Hinzu kam 1965 und 1970 der Vaterländische Verdienstorden der DDR. – Als Maler und Grafiker versagte sich der junge N. bewusst den modernen und avantgardistischen Strömungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nachdem er in jungen Jahren seine slawische Herkunft entdeckt hatte, stellte er sein Talent ganz in den Dienst der sorbischen Kulturentwicklung. Ab den 1920er-Jahren repräsentierte er mit seinen Grafiken wie kein anderer das sorbische Volksleben nach außen, aber auch im Selbstverständnis der Sorben selbst. Beim programmatischen Versuch zur Begründung eines nationalen Stils orientierte er sich an der sorbischen Volkskunst und an den Traditionen anderer slawischer Kulturen, die ihm durch Studienaufenthalte vertraut wurden. N. war nicht der erste sorbische Maler bzw. Grafiker, doch seine Kunst gewann für die Sorben „kanonischen“ Charakter; er traf die „Seele“ seines Volks und bereicherte mit der Vielfalt seiner Themen die traditionelle Heimatkunst. Durch die häufige Nutzung der Illustration suchte er seinen Arbeiten eine weite Verbreitung unter der autochthonen Minderheit zu sichern. Als Publizist wandte sich N. in der Zwischenkriegszeit gegen kleinbürgerliche Verhaltensweisen in den Lausitzen, wozu er auch die bemühte Assimilation an deutsche Kultur und Sprache zählte. Zur Zeit der Weimarer Republik attackierte er mit polemischem Temperament sowohl „Sorbenfresser“ unter den Deutschen als auch konservative, loyalistische und defätistische Sorben, die den sozialen und kulturellen Fortschritt des Ethnikums zu behindern suchten. Er schrieb kaum herkömmliche Belletristik, nutzte vielmehr operative Genres, etwa Bericht, Reportage, Feuilleton, Skizze, Satire und Märchen. Insbesondere die Satire führte er auf ein Niveau, wie es die Literatur der Minderheit bis dahin nicht kannte. Mit umfangreichen Reportagezyklen aus dem In- und Ausland trug er zur politischen und historischen Aufklärung bei; er besuchte slawische Siedlungen bzw. deren Überreste in Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg und Thüringen. Von Berichten über Polen, die Tschechoslowakei, Jugoslawien, Bulgarien oder die Sowjetunion versprach er sich eine Schärfung des Bewusstseins der Sorben für ihre eigene Lage sowie eine Stärkung der sog. slawischen Wechselseitigkeit. In der NS-Zeit hatte er für seine regimekritische, proslawische Einstellung mehrfach Sanktionen zu erdulden. Nach 1945 begrüßte N. daher den gesellschaftlichen Wandel und wandte sich als engagierter Zeitzeuge in Kunst und Literatur dem Aufbau der neuen Ordnung zu. Als Kenner von Natur, Landschaft und Menschen in der Ober- und Niederlausitz verfolgte er die Veränderungen in der Region und übte Kritik an einzelnen Fakten und Vorgängen. Dazu dienten ihm häufig (Kunst-)Märchen sowie satirische oder allegorische Geschichten, mit denen er das dörfliche Publikum zu erreichen hoffte. Ihm gelang insgesamt eine originelle Reflexion der Wirklichkeit, die bis heute durch Exaktheit und Gedankentiefe besticht. Dabei kamen dem Autor, der die Phase nach der Befreiung vom Faschismus als „goldenes Zeitalter der sorbischen Literatur“ beschrieb (so in „Konfession“ 1970), seine stilistische Wandlungsfähigkeit und eine geschliffene Feder zugute. Die ostdeutsche Kulturpolitik vertrat N. offensiv auch gegenüber Kollegen. Kurz vor seinem Tod bekannte er sich ausdrücklich zu der „neuen Bewegung“, die mittels der Begriffe Glasnost und Perestroika eine veränderte Strategie in der Sowjetunion andeutete (so in einem Leserbrief vom November 1989). Sein Geburts- und Wohnhaus in Nechern, neben dem sich N.s Atelier befindet, ist seit 1999 Gedenkstätte und wird von der Domowina in Bautzen (sorb. Budyšin) verwaltet.

Werke Grafische Zyklen: Ruske byliny [Russische Bylinen], 1927, Holzstiche, Sorbisches Museum Bautzen; Serbske wuměłstwo - ze serbskich ludowych pěsni [Sorbische Kunst - aus sorbischen Volksliedern], 1936, Federzeichnungen, Sorbisches Museum Bautzen; Słowjanske duchi [Slawische Geister], 1942, Federzeichnungen, Sorbisches Museum Bautzen; Kalendrowe łopjena [Kalenderblätter], 1961, aquarellierte Zeichnungen, Sorbisches Museum Bautzen; Struga, 1971, aquarellierte Zeichnungen, Sorbisches Museum Bautzen. – Illustrationen: zu M. Nawka, Na wsy - za wsu [Auf dem Dorf - hinterm Dorf], Bautzen 1925; Pohádky o zvířatech [Tiermärchen], Brno 1930; Měrćin N., Mišter Krabat. Powědka wo dušnym serbskim kuzłarju [Meister Krabat. Die Geschichte vom guten sorbischen Zauberer], Bautzen 1954, 41988; dt.: Meister Krabat. Eine sorbische Sage, Berlin 1954, Bautzen 72008; Serbske ludowe bajki [Sorbische Volksmärchen], Berlin 1955. – Schriften: Allerhand Sachen zum Schauen und Lachen, Zittau 1926; W carstwje Dušana Sylneho. Pućowanske wobrazki z Južneje Serbskeje [Im Reiche Duschans des Starken. Reisebilder aus Südserbien], Bautzen 1936; Po serbskich pućach [Auf sorbischen Wegen], Bautzen 1937; Wusaty Krjepjel a druhe bajki [Der bärtige Kobold und andere Märchen], Bautzen 1950; Zapiski Bobaka [Bobaks Aufzeichnungen], Bautzen 1952; Kołowokoło Błotow. Zběrka wubranych reportažow [Rund um den Spreewald. Sammlung ausgewählter Reportagen], Bautzen 1957; Bołharske podlěćo [Bulgarischer Frühsommer], Bautzen 1958; Wot wčerawša na jutřiše [Von Gestern nach Morgen], Bautzen 1960; Molerjo, spěwarjo, podróžnicy. Zběrka reportažow a skicow [Maler, Sänger, Wandersleut. Sammlung von Reportagen und Skizzen], Bautzen 1961; Pod Pamirom a za Kawkazom. Pućowanske wobrazki z Tadźikistana a Gruzinskeje [Unter dem Pamir und hinter dem Kaukasus. Reisebilder aus Tadschikistan und Georgien], Bautzen 1961; Baćon a žaby a druhe bajki [Der Storch und die Frösche und andere Märchen], Bautzen 1967; Mjez Wardarom a Jadranom. Pućowanske wobrazki z Juhosłowjanskeje [Zwischen Vardar und Adria. Reisebilder aus Jugoslawien], Bautzen 1968; Polemiske nastawki. Wuběrk z publicistiki lět 1924-1934 [Polemische Aufsätze. Auswahl aus der Publizistik 1924-1934], Bautzen 1969; Hólčik, hólčec, listonoš. Dopomnjenki 1. dźěl [Junge, Bursche, Briefträger. Erinnerungen 1. Teil], Bautzen 1974; Šuler, moler, podróžnik. Dopomnjenki 2. dźěl [Schüler, Maler, Wandersmann. Erinnerungen 2. Teil], Bautzen 1979; Powědanja Bobaka-Wšudźebyła [Die Erzählungen des Bobak Überall], Bautzen 1980; Serbska poezija [Sorbische Poesie], Bd. 26, Bautzen 1989; Dundak, moler, nowinarski. Dopomnjenki 3. dźěl [Bummler, Maler, Zeitungsmann. Erinnerungen 3. Teil], Bautzen 1990; Wubrane spisy [Ausgewählte Schriften], Bd. 1: Pućowanske wobrazy [Reisebilder], Bd. 2: Bajki [Märchen], Bautzen 2000.

Literatur J. Páta, Lužickosrbský malíř Martin N. [Der sorbische Maler Martin N.], Prag 1930; Wuměłc serbskeho luda Měrćin N. Wuběr jeho dźěłow [Künstler des sorbischen Volkes Měrćin N.-N. Eine Auswahl aus seinen Werken], Bautzen 1950; P. Nowotny, Wo reportaži Měrćina N. [Über die Reportage von Měrćin N.], in: Rozhlad 11/1961, H. 10, S. 293-304, H. 11, S. 328-340; P. Nedo, Dosłowo [Nachwort], in: Měrćin N., Baćon a žaby a druhe bajki [Der Storch und die Frösche und andere Märchen], Bautzen 1967, S. 127-134; J. Młynk, Předsłowo [Vorwort], in: Měrćin N., Polemiske nastawki [Polemische Aufsätze], Bautzen 1969, S. 5-11; A. Krautz, Der „Maler des sorbischen Volkes“, in: ders., Sorbische bildende Künstler, Bautzen 1974, S. 57-69; H. Žur, Měrćin N., in: ders., Komuž muza pjero wodźi [Wem die Muse hold ist], Bautzen 1977, S. 242-251; M. Mirtschin, Sorbische Kunst. Die zwanziger und dreißiger Jahre, Bautzen 1992; L. Hajnec, Proza přerosće zwučene rumy [Die Prosa wächst über gewohnte Räume hinaus], in: Přinoški k stawiznam serbskeho pismowstwa lět 1945-1990 [Beiträge zur Geschichte des sorbischen Schrifttums 1945-1990], Bautzen 1994, S. 8-32; D. Scholze, Měrćin N., in: ders., Stawizny serbskeho pismowstwa 1918-1945 [Geschichte des sorbischen Schrifttums 1918-1945], Bautzen 1998, S. 160-178; M. Mirtschin, Měrćin N. Grafiske tworjenje [Das grafische Werk], Bautzen 2000, S. 7-67 (WV); D. Scholze, Dosłowo [Nachwort], in: Měrćin N., Wubrane spisy [Ausgewählte Schriften], Bd. 2, Bautzen 2000, S. 145-174; Namrěwstwo z mětkom a dyrbiznami [Erbe mit Soll und Haben], Konferenzmaterial, Rozhlad-Sonderheft, Bautzen 2000.

Dietrich Scholze
23.7.2014


Empfohlene Zitierweise:
Dietrich Scholze, Artikel: Měrćin Nowak-Njeschorñski (Martin Nowak-Neumann),
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9256 [Zugriff 29.3.2024].

Měrćin Nowak-Njeschorñski (Martin Nowak-Neumann)

„Moler serbskeho ludu“ spožča w swojim grafiskim dźěle legendam a tradicijam słowjanskeje mjeńšiny widźomny wuraz. Jako publicist a powědar podpěrowaše wón w 20. lětstotku narodne a politiske prócowanja Serbow we woběmaj Łužicomaj. – Hižo 1906 do 1914 na ludowej šuli we Worcynje wotkrychu jeho nadarjenosć k rysowanju, ze 16 lětami zdoby sej – spěchowany wot nana – diplom w dalokowučbje. (Do 1929 wužiwaše hišće swójbne mjeno swojeje maćerje Sodan.) Z wunoškow jako pomocny lištonoš a ilustrator financowaše wón 1920 do 1922 studije na Akademiji za grafiske wuměłstwo a knižne rjemjesło w Lipsku a na Wuměłskorjemjeslniskej akademiji w Drježdźanach. W tutym času spózna wón wosebitosć a hódnotu serbskeje ludoweje kultury. Wón bě 1923 sobuzałožer prěnjeho zjednoćenstwa serbskich tworjacych wuměłcow a přistupi k Domowinje, Maćicy Serbskej a sportowemu zjednoćenstwu Sokoł. 1923 do 1927 studowaše na Akademiji wuměłstwow w Praze a bu tam 1926 předsyda studentskeho towarstwa Serbowka. 1927 do 1929 bě mišterski šuler na Akademiji rjanych wuměłstwow we Waršawje. Po tym zo běchu so jeho rysowanki hižo w němskorěčnych časopisach, mj. dr. w Mnichowskich „Fliegende Blätter“ kaž tež w „Gemütlicher Sachse“ wozjewili, wotćišća Budyski dźenik „Serbske Nowiny“ 1924 prěni króć literarne fejetony wuměłca. 1926 do 1928 redigowaše N. měsačnik „Serbski Student“ a započa z druhich słowjanskich rěčow do serbšćiny přełožować. Po nawróće do Łužicy 1929 dźěłaše w redakciji „Serbskich Nowin“ a publikowaše - tež w dalšich periodikach - mnohe přinoški rozdźělnych žanrow za dorosćenych a dźěći. Předewšěm jeho reportažow wo słowjanskim wukraju dla zakazachu nacionalsocialistiske zarjady „Serbske Nowiny“ w aprylu 1933 krótkodobnje a zajachu nawjedowacych redaktorow, mjez nimi N., do škitneje jatby. 1934 sta so z čłonom tak mjenowaneje Mócnarstwoweje komory tworjacych wuměłstwow. 1934 do 1939 wozjewješe pod pseudonymom resp. skutkowaše wuměłsce za časopisy Zwjazka Polakow w Němskej (ZPN). 1936 a 1937 konsfiskowachu dwě z jeho reportažowych zběrkow wo Juhosłowjanskej a wo Łužicy. Po wospjetnym zajeću bě wón 1941 do 1945 wojak a podwyšk wehrmachty a přińdźe 1945/46 do francoskeho a ameriskeho zajeća. Po wójnje wobhladowaše so N. jako swobodny wuměłc a spisowaćel, při čimž pak rozdźělne funkcije přewza: 1947 bis 1950 bě šefredaktor noweje serbskeje nowiny „Nowa doba“, 1949 do 1978 předsyda Koła serbskich tworjacych wuměłcow (wot 1952 zdobom čłon w Zwjazku tworjacych wuměłcow, wot 1954 w Spisowaćelskim zwjazku NDR) a 1952 do 1969 zamołwity redaktor kulturneho časopisa „Rozhlad“. Někotre z jeho literarnych dźěłow buchu do němčiny, pólšćiny, čěsćiny, słowakšćiny a słowjenšćiny přełožene, sam přełožowaše přiležnje z rušćiny a čěšćiny. 1951 spožči so jemu zhromadnje z Jurjom Brězanom a Jurjom Winarjom Narodne myto III. rjadownje kaž tež 1956 jako jednomu z prěnich Myto Ćišinskeho, najwjetše serbske wuznamjenjenje. K tomu přińdźe 1965 a 1970 Wótčinowy zasłužbowy rjad NDR. – Jako moler a grafikar zapowědźi so młody N. wědomje modernym a awantgardistiskim prudam na spočatku 20. lětstotka. Po tym zo bě w młodych lětach swój słowjanski pochad po maćeri wotkrył, staji swój talent cyle do słužby serbskeho kulturneho wuwića. Wot 20tych lět reprezentowaše ze swojimi grafikami kaž žadyn druhi serbske ludowe žiwjenje za cuzych, ale tež w sebjezrozumjenju Serbow samych. Při programatiskim pospyće k załoženju narodneho stila orientowaše so na serbskim ludowym wuměłstwje a na tradicijach druhich słowjanskich kulturow, kotrež sej přez studijne přebywanja zbliži. N. njebě prěni serbski moler resp. grafikar, tola jeho wuměłstwo naby za Serbow kanoniski charakter, wón trjechi „dušu“ swojeho ludu a wobohaći ze wšelakorosću swojich temow tradicionelne domizniske wuměłstwo. Z častym wužiwanjom ilustracije spyta wón za swoje dźěła daloke rozšěrjenje mjez awtochtonej mjeńšinu zaručić. Jako publicist wobroćeše so N. w mjezywójnskim času přećiwo małobyrgarskim wašnjam zadźerženja we Łužicomaj, k čemuž ličeše tež zaměrnu asimilaciju do němskeje kultury a rěče. Za čas Weimarskeje republiki atakowaše z polemiskim temperamentom „serbowžračkow“ mjez Němcami runje tak kaž konserwatiwnych, loyalistiskich a defetistiskich Serbow, kotřiž spytachu socialny a kulturny postup etnikuma haćić. Wón pisaše lědma tradicionelnu beletristiku, ale wužiwaše skerje operatiwne žanry kaž rozprawu, reportažu, fejeton, skicu, satiru a bajku. Wosebje satiru wjedźeše na niwow, kajkiž jón serbska literatura dotal njeznaješe. Z wobšěrnymi reportažowymi cyklemi z tu- a wukraja přinošowaše k politiskemu a historiskemu rozswětlenju; wón wopytowaše słowjanske sydlišća resp. jich zbytki w Sakskej, Braniborskej, Mecklenburgskej a Durinskej. Wot rozprawow wo Pólskej, Čěskosłowakskej, Juhosłowjanskej, Bołharskej a wo Sowjetskim zwjazku lubješe sej wótřenje wědomja Serbow za jich połoženje kaž tež skrućenje słowjanskeje wzajomnosće. W nacistiskim času dyrbješe za swoje režimokritiske, prosłowjanske nastajenje wjackróć sankcije znjesć. Po 1945 witaše N. tuž towaršnostne wobnowjenje a přiwobroći so jako angažowany časowy swědk w swojim wuměłstwje a swojej literaturje natwarej noweho porjada. Jako znajer přirody, krajiny a ludźi w Hornjej a Delnjej Łužicy sćěhowaše wón změny w regionje a wudźěleše kritiku na jednotliwych faktach a wotběhach. K tomu słužachu jemu často (wuměłske) bajki kaž tež satiriske a alegoriske stawiznički, z kotrymiž chcyše wjesny publikum docpěć. Jemu poradźi so w cyłku originelna refleksija woprawdźitosće, kotraž do dźensnišeho z dokładnosću a myslowej hłubokosću přeswědča. Spomóžnej běštej awtorej, kotryž fazu po wuswobodźenju wot fašizma jako „złotu dobu serbskeje literatury“ wopisowaše (tak w „Konfesiji“ 1970), jeho stilistiska wobrotnosć a wótre pjero. Wuchodoněmsku kulturnu politiku zastupowaše N. ofensiwnje napřećo kolegam. Krótko do jeho smjerće wuznawaše so wón wuraznje k „nowemu hibanju“, kotrež ze zapřijećomaj glasnost a perestrojka na změnjenu strategiju w Sowjetskim zwjazku pokazowaše (tak w čitarskim dopisu wot nowembra 1989). Jeho ródny a bydlenski dom w Njechornju, ke kotremuž tež pódlanski ateljej słuša, je z lěta 1999 wopomnišćo a so wot Domowiny w Budyšinje wobhospodarja.

Werke Grafische Zyklen: Ruske byliny [Russische Bylinen], 1927, Holzstiche, Sorbisches Museum Bautzen; Serbske wuměłstwo - ze serbskich ludowych pěsni [Sorbische Kunst - aus sorbischen Volksliedern], 1936, Federzeichnungen, Sorbisches Museum Bautzen; Słowjanske duchi [Slawische Geister], 1942, Federzeichnungen, Sorbisches Museum Bautzen; Kalendrowe łopjena [Kalenderblätter], 1961, aquarellierte Zeichnungen, Sorbisches Museum Bautzen; Struga, 1971, aquarellierte Zeichnungen, Sorbisches Museum Bautzen. – Illustrationen: zu M. Nawka, Na wsy - za wsu [Auf dem Dorf - hinterm Dorf], Bautzen 1925; Pohádky o zvířatech [Tiermärchen], Brno 1930; Měrćin N., Mišter Krabat. Powědka wo dušnym serbskim kuzłarju [Meister Krabat. Die Geschichte vom guten sorbischen Zauberer], Bautzen 1954, 41988; dt.: Meister Krabat. Eine sorbische Sage, Berlin 1954, Bautzen 72008; Serbske ludowe bajki [Sorbische Volksmärchen], Berlin 1955. – Schriften: Allerhand Sachen zum Schauen und Lachen, Zittau 1926; W carstwje Dušana Sylneho. Pućowanske wobrazki z Južneje Serbskeje [Im Reiche Duschans des Starken. Reisebilder aus Südserbien], Bautzen 1936; Po serbskich pućach [Auf sorbischen Wegen], Bautzen 1937; Wusaty Krjepjel a druhe bajki [Der bärtige Kobold und andere Märchen], Bautzen 1950; Zapiski Bobaka [Bobaks Aufzeichnungen], Bautzen 1952; Kołowokoło Błotow. Zběrka wubranych reportažow [Rund um den Spreewald. Sammlung ausgewählter Reportagen], Bautzen 1957; Bołharske podlěćo [Bulgarischer Frühsommer], Bautzen 1958; Wot wčerawša na jutřiše [Von Gestern nach Morgen], Bautzen 1960; Molerjo, spěwarjo, podróžnicy. Zběrka reportažow a skicow [Maler, Sänger, Wandersleut. Sammlung von Reportagen und Skizzen], Bautzen 1961; Pod Pamirom a za Kawkazom. Pućowanske wobrazki z Tadźikistana a Gruzinskeje [Unter dem Pamir und hinter dem Kaukasus. Reisebilder aus Tadschikistan und Georgien], Bautzen 1961; Baćon a žaby a druhe bajki [Der Storch und die Frösche und andere Märchen], Bautzen 1967; Mjez Wardarom a Jadranom. Pućowanske wobrazki z Juhosłowjanskeje [Zwischen Vardar und Adria. Reisebilder aus Jugoslawien], Bautzen 1968; Polemiske nastawki. Wuběrk z publicistiki lět 1924-1934 [Polemische Aufsätze. Auswahl aus der Publizistik 1924-1934], Bautzen 1969; Hólčik, hólčec, listonoš. Dopomnjenki 1. dźěl [Junge, Bursche, Briefträger. Erinnerungen 1. Teil], Bautzen 1974; Šuler, moler, podróžnik. Dopomnjenki 2. dźěl [Schüler, Maler, Wandersmann. Erinnerungen 2. Teil], Bautzen 1979; Powědanja Bobaka-Wšudźebyła [Die Erzählungen des Bobak Überall], Bautzen 1980; Serbska poezija [Sorbische Poesie], Bd. 26, Bautzen 1989; Dundak, moler, nowinarski. Dopomnjenki 3. dźěl [Bummler, Maler, Zeitungsmann. Erinnerungen 3. Teil], Bautzen 1990; Wubrane spisy [Ausgewählte Schriften], Bd. 1: Pućowanske wobrazy [Reisebilder], Bd. 2: Bajki [Märchen], Bautzen 2000.

Literatur J. Páta, Lužickosrbský malíř Martin N. [Der sorbische Maler Martin N.], Prag 1930; Wuměłc serbskeho luda Měrćin N. Wuběr jeho dźěłow [Künstler des sorbischen Volkes Měrćin N.-N. Eine Auswahl aus seinen Werken], Bautzen 1950; P. Nowotny, Wo reportaži Měrćina N. [Über die Reportage von Měrćin N.], in: Rozhlad 11/1961, H. 10, S. 293-304, H. 11, S. 328-340; P. Nedo, Dosłowo [Nachwort], in: Měrćin N., Baćon a žaby a druhe bajki [Der Storch und die Frösche und andere Märchen], Bautzen 1967, S. 127-134; J. Młynk, Předsłowo [Vorwort], in: Měrćin N., Polemiske nastawki [Polemische Aufsätze], Bautzen 1969, S. 5-11; A. Krautz, Der „Maler des sorbischen Volkes“, in: ders., Sorbische bildende Künstler, Bautzen 1974, S. 57-69; H. Žur, Měrćin N., in: ders., Komuž muza pjero wodźi [Wem die Muse hold ist], Bautzen 1977, S. 242-251; M. Mirtschin, Sorbische Kunst. Die zwanziger und dreißiger Jahre, Bautzen 1992; L. Hajnec, Proza přerosće zwučene rumy [Die Prosa wächst über gewohnte Räume hinaus], in: Přinoški k stawiznam serbskeho pismowstwa lět 1945-1990 [Beiträge zur Geschichte des sorbischen Schrifttums 1945-1990], Bautzen 1994, S. 8-32; D. Scholze, Měrćin N., in: ders., Stawizny serbskeho pismowstwa 1918-1945 [Geschichte des sorbischen Schrifttums 1918-1945], Bautzen 1998, S. 160-178; M. Mirtschin, Měrćin N. Grafiske tworjenje [Das grafische Werk], Bautzen 2000, S. 7-67 (WV); D. Scholze, Dosłowo [Nachwort], in: Měrćin N., Wubrane spisy [Ausgewählte Schriften], Bd. 2, Bautzen 2000, S. 145-174; Namrěwstwo z mětkom a dyrbiznami [Erbe mit Soll und Haben], Konferenzmaterial, Rozhlad-Sonderheft, Bautzen 2000.

Dietrich Scholze
23.7.2014


Empfohlene Zitierweise:
Dietrich Scholze, Artikel: Měrćin Nowak-Njeschorñski (Martin Nowak-Neumann),
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9256 [Zugriff 29.3.2024].