Leopold Venus

V. erlangte als äußerst produktiver Illustrator von Volks-, Kinder- und Jugendschriften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts große Bekanntheit weit über die sächsischen Landesgrenzen hinaus. Er brachte zahlreiche Werke der Genremalerei hervor, die das Volksleben seiner Zeit widerspiegeln. – V. besuchte die Dresdner Annenschule. Bereits ab Ostern 1857 kam er an die Königliche Akademie der bildenden Künste in Dresden und erhielt seit etwa 1859 bei Ludwig Richter Unterricht im Landschaftszeichen. In dieser Zeit entstanden u.a. Bleistift- und Federzeichnungen mit Motiven aus Dresden und der Sächsischen Schweiz. Seit 1861 gehörte V. dem Dresdner Atelier für Historienmalerei von Julius Hübner an. Ein Stipendium ermöglichte ihm im Herbst 1866 eine Reise nach Rom. Nach seiner Heirat zog V. nach Düsseldorf, kehrte jedoch nach kurzer Zeit wieder in seine Heimatstadt zurück. 1877 erlitt er einen Zusammenbruch und kam in die Heilanstalt Pirna-Sonnenstein, wurde aber bald wieder entlassen. Allerdings brachten ihn Eheprobleme, der Tod seiner Frau und seine Alkoholsucht schnell zurück in die Heilanstalt, wo er an einem Gehirnschlag starb. – V.s künstlerische Wurzeln liegen in der Romantik. Er ist ein typischer Vertreter der Genremalerei, wie sie an den Kunstakademien von Düsseldorf und Dresden gelehrt wurde. Nach Anfängen in der Landschafts- und Historienmalerei widmete er sich – wohl vorwiegend aus finanziellen Gründen – der Ausstattung und Bebilderung von Büchern. Es entstanden Buchillustrationen zu Johann Wolfgang von Goethes Roman „Wahlverwandtschaften“ (1870; Erstausgabe 1809). Im Mittelpunkt seines Schaffens standen jedoch die Illustrationen zu zahlreichen Volks- sowie Kinder- und Jugendschriften, vielfach mit Themen aus der Märchenwelt. Genannt seien stellvertretend seine Bildbeiträge zu „Neue Märchen von einer Mutter erdacht“ (1869) von Amélie Godin (Pseudonym von Maria Anna Amalie Linz) sowie zu „Hellmund und Helläuglein“ (1872) von Heinrich Jäde. V. arbeitete vorwiegend für den Verleger Carl Flemming in Glogau, der auch zahlreiche Arbeiten anderer Schüler Ludwig Richters publizierte, so z.B. von Oscar Pletsch und Fedor Flinzer. V. lieferte zudem von Beginn an Illustrationen zur „Deutschen Jugend“ (1872ff.), eine im Kaiserreich hoch angesehene Jugendzeitschrift, die im Leipziger Verlag von Alphons Dürr erschien. Insgesamt schuf V. mehrere hundert Holzschnitte in Zusammenarbeit mit dem Dresdner Atelier für Holzschneidekunst unter der Leitung Hugo Bürkners.

Werke Motiv aus dem Plauenschen Grunde, 1861, Ölgemälde; Genoveva und Schmerzenreich, 1862, Ölgemälde; Märlein von den Wichtelmännern, 1863, Aquarellfolge mit drei Bildern; Heilige Elisabeth, Almosen verteilend, 1866, Ölgemälde; Am Moritzmonument in Dresden, 1870, Ölgemälde.

Literatur K. J. Friedrich, Ludwig Richter und sein Schülerkreis, Leipzig 1956, S. 197-200. – DBA II; Thieme/Becker, Bd. 34, Leipzig 1940, S. 220 (P); M. Osterwalder, Dictionnaire des illustrateurs 1800-1914, Paris 1983, S. 1085; K. Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 4, Weinheim/Basel 1984, S. 528; H. Ries, Illustration und Illustratoren des Kinder- und Jugendbuchs im deutschsprachigen Raum 1871-1914, Osnabrück 1992, S. 940 (WV).

Fedor Bochow
7.6.2004


Empfohlene Zitierweise:
Fedor Bochow, Artikel: Leopold Venus,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18003 [Zugriff 22.12.2024].

Leopold Venus



Werke Motiv aus dem Plauenschen Grunde, 1861, Ölgemälde; Genoveva und Schmerzenreich, 1862, Ölgemälde; Märlein von den Wichtelmännern, 1863, Aquarellfolge mit drei Bildern; Heilige Elisabeth, Almosen verteilend, 1866, Ölgemälde; Am Moritzmonument in Dresden, 1870, Ölgemälde.

Literatur K. J. Friedrich, Ludwig Richter und sein Schülerkreis, Leipzig 1956, S. 197-200. – DBA II; Thieme/Becker, Bd. 34, Leipzig 1940, S. 220 (P); M. Osterwalder, Dictionnaire des illustrateurs 1800-1914, Paris 1983, S. 1085; K. Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 4, Weinheim/Basel 1984, S. 528; H. Ries, Illustration und Illustratoren des Kinder- und Jugendbuchs im deutschsprachigen Raum 1871-1914, Osnabrück 1992, S. 940 (WV).

Fedor Bochow
7.6.2004


Empfohlene Zitierweise:
Fedor Bochow, Artikel: Leopold Venus,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18003 [Zugriff 22.12.2024].