Julius Simon

Julius Simon war der erste Jude, der sich vor der Reichsgründung 1871 aufgrund der veränderten Rechtslage im neuzeitlichen Chemnitz dauerhaft ansiedelte. Auch der Chemnitzer Rabbiner Hugo Fuchs erwähnte dieses Ereignis in seiner Skizze über die „Geschichte der Juden in Chemnitz“ an vorderster Stelle: „Der erste war wohl Julius Simon.“ – Im Ringen um die Gründung einer jüdischen Gemeinde erwarb sich Simon 1873 bis 1885 bleibende Verdienste. Der Historiker und Archivar Georg Simon, ein in Dänemark lebender Enkelsohn, konstatierte 2002 ebenfalls die große Bedeutung Simons und seiner Familie für das jüdische Leben in Chemnitz. – Als den Juden nach dem Ende des Deutsch-Deutschen Kriegs am 23.8.1866 erlaubt wurde, sich auch außerhalb von Dresden und Leipzig anzusiedeln, verlegten bereits im Folgejahr Simon und sein Vater ihren Wohnsitz von Guben nach Chemnitz. Während Simon als Sachverwalter seines Vaters in der Stadt blieb, kehrte dieser zunächst wieder nach Guben zurück. Bereits am 22.2.1868 erhielt Salomon Simon einen Gewerbeschein ausgehändigt und konnte ein Herrenkleider-Magazin eröffnen. Das Geschäft befand sich am Hauptmarkt 8, genau gegenüber dem Alten Chemnitzer Rathaus. – Am 17.2.1873 gehörte Simon zu den jüdischen Kaufleuten, die eine Petition an das Sächsische Ministerium für Kultus- und Unterricht in Dresden sandten, in der sie um die Erlaubnis der Bildung einer eigenständigen Religionsgemeinde in Chemnitz ersuchten - jedoch ohne Erfolg. Am 24.5.1874 war er neben 21 weiteren Kaufleuten (u.a. seinem Onkel Abraham Dresel) an der Gründung des Provisorischen Israelitischen Vereins beteiligt, aus dem sich in der Folgezeit bis 1885 die Israelitische Religionsgemeinde zu Chemnitz entwickelte. Außerdem war er am 23.12.1876 Mitbegründer der Chewra Kadischa, des Krankenpflege-, Unterstützungs- und Bestattungs-Vereins, in dessen Vorstand er viele Jahre wirkte. Auch den bedeutsamen Kulturverein Kunsthütte Chemnitz unterstützte er frühzeitig. Am 28.9.1883 erhielt Simon das Bürgerrecht der Stadt Chemnitz. – Bis zu seinem Tod waren Simon und seine Ehefrau eng mit dem jüdischen Leben in Chemnitz verbunden. Anna Simon war u.a. Mitbegründerin und ein halbes Jahrhundert lang Vorstandsmitglied des Israelitischen Frauenvereins. Außerdem engagierte sie sich bis ins hohe Alter hinein in der Schwesternvereinigung der jüdischen Saxonia-Loge in Chemnitz. – Simon verstarb am Abend des 20.6.1922 in seiner Chemnitzer Wohnung (Bernsdorfer Straße 1) und wurde zusammen mit seiner 13 Jahre später verstorbenen Ehefrau in einer Erbgrabstätte auf dem Jüdischen Friedhof in Chemnitz bestattet.

Quellen Stadtarchiv Chemnitz, Handelsregister, Registerband 8, Polizeimeldewesen, H III 3774, B. 2128, I Si 164.

Literatur Hugo Fuchs, Geschichte der Juden in Chemnitz, in: Jüdisches Jahrbuch für Sachsen und Adreßbuch der Gemeindebehörden, Organisationen und Vereine 1931/32. Ausgabe Dresden, Chemnitz, Plauen, Berlin/Dresden 1931, S. 114; Jüdische Zeitung für Mittelsachsen. Chemnitz - Annaberg - Zwickau - Plauen 8.2.1935, S. 3; Jürgen Nitsche/Ruth Röcher (Hg.), Juden in Chemnitz. Die Geschichte der Gemeinde und ihrer Mitglieder. Mit einer Dokumentation des Jüdischen Friedhofes, Dresden 2002, S. 424-427.

Jürgen Nitsche
3.9.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jürgen Nitsche, Artikel: Julius Simon,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29253 [Zugriff 16.9.2025].

Julius Simon



Quellen Stadtarchiv Chemnitz, Handelsregister, Registerband 8, Polizeimeldewesen, H III 3774, B. 2128, I Si 164.

Literatur Hugo Fuchs, Geschichte der Juden in Chemnitz, in: Jüdisches Jahrbuch für Sachsen und Adreßbuch der Gemeindebehörden, Organisationen und Vereine 1931/32. Ausgabe Dresden, Chemnitz, Plauen, Berlin/Dresden 1931, S. 114; Jüdische Zeitung für Mittelsachsen. Chemnitz - Annaberg - Zwickau - Plauen 8.2.1935, S. 3; Jürgen Nitsche/Ruth Röcher (Hg.), Juden in Chemnitz. Die Geschichte der Gemeinde und ihrer Mitglieder. Mit einer Dokumentation des Jüdischen Friedhofes, Dresden 2002, S. 424-427.

Jürgen Nitsche
3.9.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jürgen Nitsche, Artikel: Julius Simon,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29253 [Zugriff 16.9.2025].