Abraham Dresel

Abraham Dresel war der Nestor der Chemnitzer Juden. Für den Chemnitzer Rabbiner Hugo Fuchs war der über 50-jährige Kaufmann in seiner Abhandlung über die „Geschichte der Juden in Chemnitz“ (1931) schlicht und einfach „der älteste“. Damit meinte er, dass Dresel von den fast 100 jüdischen Personen, die sich bis zum 26.1.1873 in der aufstrebenden Industriestadt angesiedelt hatten, mit Abstand der älteste und einflussreichste war. – Dresel lebte zunächst in der Kleinstadt Reppen (poln. Rzepin), bevor er sich mit seiner Familie am 30.10.1869 auf den Weg nach Chemnitz machte. Bereits am 4.11.1869 meldete er ein Konfektionsgeschäft beim Chemnitzer Amtsgericht an. Zusammen mit seinem frühzeitig verstorbenen Sohn Julius Dresel bzw. dem Kaufmann Max Guthmann bot er bis Ende 1887 Handtücher, Leinwand, Tischtücher, Servietten, Bettzeug, Bettfedern und Futterstoffe zum Verkauf an. Am 12.12.1873 erhielt er das Bürgerrecht der Stadt Chemnitz. – In erster Linie war es Dresel zu verdanken, dass für die in der Stadt wohnhaften Juden nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 religiöses Leben möglich wurde. Die damals entstandene Betgemeinde, die noch überschaubar war, konnte Gottesdienste in seiner Wohnung am Johannisplatz (später Markt 8) durchführen. Am 24.5.1874 wurde diese zum Schauplatz einer denkwürdigen Versammlung. 22 Kaufleute (darunter Dresel) trafen sich dort, um den Provisorischen Israelitischen Verein, die Keimzelle der späteren Israelitischen Religionsgemeinde, zu gründen. Er unterstützte über 20 Jahre lang die Arbeit des Vorstands, zuletzt als Kassierer. Seine Ehefrau Susanna Dresel war erste Vorsteherin des am 6.12.1875 gegründeten Israelitischen Frauenvereins in Chemnitz. – Am 23.12.1876 gehörte Dresel zu den 41 Gründungsmitgliedern der Chewra Kadischa, des jüdischen Krankenpflege-, Unterstützungs- und Bestattungs-Vereins, zu dessen Gründung er auch den Anstoß gegeben hatte. Als Vorstandsmitglied gehörte Dresel neben David Baum und Hermann Lewy zu den maßgeblichen Personen, die an den Verhandlungen zum Erwerb eines Friedhofsgeländes im Chemnitzer Vorort Altendorf teilnahmen. Der Vertrag vom 13.2.1878 mit seiner Unterschrift ist noch heute Beleg dafür. Als Schriftführer bzw. Kassierer unterstützte er in den Folgejahren die Arbeit des Vereins. – Am 19.11.1885 gehörte Dresel zu den Gründungsmitgliedern der Israelitischen Religionsgemeinde zu Chemnitz. Er wurde als Kassierer in den Vorstand gewählt. – Dresel starb am Abend des 17.8.1895 in seiner Chemnitzer Wohnung (Kronenstraße 2). Die Abraham-und-Susanna-Dresel-Stiftung, die 1907 zum Zwecke der allgemeinen Wohltätigkeit und des Erhalts der zweitältesten Familiengrabstätte auf dem Gemeindefriedhof errichtet worden war, erinnerte bis in die NS-Zeit hinein an den Nestor der Chemnitzer Juden und seine Ehefrau.

Quellen Stadtarchiv Chemnitz, Handelsregister, Registerband 8, Polizeimeldewesen, A. 193, B. 228, I, Dr 192b.

Literatur Hugo Fuchs, Geschichte der Juden in Chemnitz, in: Jüdisches Jahrbuch für Sachsen und Adreßbuch der Gemeindebehörden, Organisationen und Vereine 1931/32. Ausgabe Dresden, Chemnitz, Plauen, Berlin/Dresden 1931, S. 114; Jürgen Nitsche/Ruth Röcher (Hg.), Juden in Chemnitz. Die Geschichte der Gemeinde und ihrer Mitglieder. Mit einer Dokumentation des Jüdischen Friedhofes, Dresden 2002, S. 56, 354-357.

Jürgen Nitsche
21.1.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jürgen Nitsche, Artikel: Abraham Dresel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29254 [Zugriff 30.1.2025].

Abraham Dresel



Quellen Stadtarchiv Chemnitz, Handelsregister, Registerband 8, Polizeimeldewesen, A. 193, B. 228, I, Dr 192b.

Literatur Hugo Fuchs, Geschichte der Juden in Chemnitz, in: Jüdisches Jahrbuch für Sachsen und Adreßbuch der Gemeindebehörden, Organisationen und Vereine 1931/32. Ausgabe Dresden, Chemnitz, Plauen, Berlin/Dresden 1931, S. 114; Jürgen Nitsche/Ruth Röcher (Hg.), Juden in Chemnitz. Die Geschichte der Gemeinde und ihrer Mitglieder. Mit einer Dokumentation des Jüdischen Friedhofes, Dresden 2002, S. 56, 354-357.

Jürgen Nitsche
21.1.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jürgen Nitsche, Artikel: Abraham Dresel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29254 [Zugriff 30.1.2025].