Johann Georg von Rechenberg
R. gehörte zwischen 1656 und 1664 zu den bedeutendsten Amtsträgern am Dresdner Hof und stieg v.a. durch die Patronage des Kurfürsten bis an die Spitze der Hofhierarchie auf. – Die Karriere von R. zum höchsten Würdenträger des kursächsischen Hofs begann mit einer Funktion als Page. Bereits 1624 nahm er diese Position für fünf Jahre bei
Carl von Krahe, Oberst der kursächsischen Festungen, ein. Seit 1629 war R. Page beim Kurprinzen und späteren Kurfürsten Johann Georg II. Dies führte zu einem besonderen Vertrauensverhältnis, das R., bei dem sich ein Universitätsstudium nicht nachweisen lässt, bis in höchste Ämter und Ehren aufstiegen ließ. Mitten im Dreißigjährigen Krieg unternahm R. auf kurprinzliche Kosten 1633 bis 1636 eine Kavalierstour durch Frankreich, England und die Niederlande. Damit war für R. eine höfische Karriere nahezu vorgezeichnet. Nach seiner Rückkehr zum Kammerjunker ernannt, stieg er 1641 zum kurprinzlichen Stallmeister und Oberkämmerer auf. In der Folgezeit wurde R. mit diplomatischen Missionen betraut und u.a. an die Höfe von Berlin und Wien gesandt. Kaiser
Ferdinand III. bot R. 1652 in Prag den Freiherrenstand an, zu dessen Verleihung es jedoch erst 1656 kam. – Nach dem Herrschaftsantritt Johann Georgs II. wurde R.s Stellung als Günstling des Kurfürsten schnell sichtbar. 1656 gelangte er als Oberhofmarschall in die höchste Rangstufe an einem Hof, der stärker als bisher auf glanzvolle Außenwirkung, Repräsentation und Hierarchien ausgerichtet war. Anlässlich der Reise zur Kaiserwahl 1658 in Frankfurt/Main, bei der er den Kurfürsten begleitete, wurde R. auch der Titel eines Wirklichen Geheimen Rats verliehen. Jedoch regierte Johann Georg II. v.a. mithilfe von höfischen Institutionen wie dem Oberhofmarschallamt, sodass die Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rat nicht das Gewicht besaß, das sonst solchen Ämtern innewohnte. In der Hofhierarchie, die unter Kurfürst Johann Georg II. eine größere Rolle als vorher spielte, rangierte R. als Oberhofmarschall an der Spitze. An der tatsächlichen politischen Arbeit, die weiterhin im Geheimen Rat und rangniedrigeren Ratskollegien geleistet wurde, war er hingegen kaum beteiligt. – R. avancierte jetzt auch in der öffentlichen Wahrnehmung zum Protegé des Kurfürsten, was sich in zahllosen Gunstbezeigungen des Kurfürsten niederschlug. So erhielt R. einen Weinberg, Gelder zum Erwerb bestimmter Flurstücke, Erbpachtgelder sowie Vorkaufsrechte an Rittergütern. Auch durch seine zweite und dritte Ehe erwarb R. Güter in ganz unterschiedlichen Regionen, so in der Oberlausitz Reichenau (Haselbachtal), Buchwalde (Malschwitz) (sorb. Bukojna) und Krakau (sorb. Krakow), im Leipziger Kreis Nehmitz, Eythra, Mausitz und Droßdorf, im Kurkreis Triestewitz und im Meißnischen Kreis Zschochau, Hof und Raitzen bei Oschatz, Radeburg, Schmiedeberg, Hermsdorf und Grünberg bei Radeberg. – Nach R.s Tod 1664 verdeutlichte sich noch einmal sein besonderes Ansehen, das er bei Johann Georg II. genoss. Der Kurfürst kümmerte sich persönlich um das Begräbnis und nahm mit dem gesamten Hofstaat an der Beisetzung teil.
Quellen G. Starcke, Feudum Vitae aeternae Regale, Freiberg 1664 [Leichenpredigt]; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat, 10006 Oberhofmarschallamt.
Literatur H. H. B. Freiherr v. Rechenberg, Beiträge zu einer Geschichte der Familie Rechenberg, Dresden 1903; W. v. Boetticher, Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815, Bd. 2, Görlitz 1913, S. 557f.; W. Freiherr v. Rechenberg, Die Familie von Rechenberg, Münster 2013; C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015.
Porträt Johann Georg v. R., J.C. Höckner, 1664/1670, Kupferstich, Universitätsbibliothek Leipzig, Porträtstichsammlung,Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Christian Heinker
24.5.2016
Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Johann Georg von Rechenberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22684 [Zugriff 22.11.2024].
Johann Georg von Rechenberg
Quellen G. Starcke, Feudum Vitae aeternae Regale, Freiberg 1664 [Leichenpredigt]; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat, 10006 Oberhofmarschallamt.
Literatur H. H. B. Freiherr v. Rechenberg, Beiträge zu einer Geschichte der Familie Rechenberg, Dresden 1903; W. v. Boetticher, Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815, Bd. 2, Görlitz 1913, S. 557f.; W. Freiherr v. Rechenberg, Die Familie von Rechenberg, Münster 2013; C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015.
Porträt Johann Georg v. R., J.C. Höckner, 1664/1670, Kupferstich, Universitätsbibliothek Leipzig, Porträtstichsammlung,Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Christian Heinker
24.5.2016
Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Johann Georg von Rechenberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22684 [Zugriff 22.11.2024].