Johann Christoph Arnold
A. gewann durch den Verlag politischer Schriften, den Betrieb eines Lesemuseums und sein Engagement in der Kommunalpolitik erheblichen Einfluss auf die Entwicklung Dresdens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. – In der Schule in Hartmannsdorf erhielt der Hüfnersohn eine solide Ausbildung, die ihm den Besuch des Freiberger Gymnasiums ermöglichte. Danach begann A. ein Studium an der Bergakademie, welches er aber aus Geldmangel abbrechen musste. Er nahm die Stelle eines Schreibers im Bergbau an. Seine naturwissenschaftlichen Studien gaben A. Impulse für sein späteres verlegerisches Wirken, in dem Ökonomie und Technik eine große Rolle spielten. Die Freiberger Buchhandlung Craz schickte ihn 1785 als Geschäftsführer ihrer Filiale nach Schneeberg. Dort machte er sich selbstständig und gründete 1790 eine Sortimentsbuchhandlung mit Antiquariat. 1792 erschien das erste Buch in seinem Verlag. 1794/95 verlegte er die „Erzgebirgischen Blätter“, eine Zeitschrift, die besonders das Gewerbe und Fabrikwesen berücksichtigte. In Schneeberg waren A.s Möglichkeiten sehr beschränkt, weshalb er sich nach Dresden wandte und dort 1795 eine Leihbibliothek eröffnete. Als er begann, diese zu Buchverkäufen zu nutzen, gingen die privilegierten Buchhändler energisch dagegen vor. A. zog sich deshalb aus Dresden weitgehend zurück, eröffnete 1798 in Pirna eine Buchhandlung und verlegte auch seinen Schneeberger Verlag dorthin. Die in Dresden bestehen gebliebene Leihbibliothek vergrößerte er und siedelte sie 1798 - zu einem Literarischen Museum erweitert - an einem zentraleren Standort an. Nach deren Verkauf begründete er 1801 ein neues Lesemuseum. Damit und mit der Gründung eines Journallesezirkels 1802 versuchte A., das politische Interesse im Bürgertum zu befördern. Er musste jedoch das Lesemuseum 1805 wegen Unrentabilität schließen, bevor er es 1825 bis 1834 in der Hoffnung auf bessere Aufnahme beim Dresdner Bürgertum erneut betrieb. 1802 bis 1806 und 1827 bis 1836 pachtete A. den „Dresdner Anzeiger“, dessen Beilagen („Dresdener Communalblätter“ und „Denkwürdigkeiten für Sachsen“) Reiseberichte, belehrende und unterhaltende Texte enthielten und bemerkenswert offen über Missstände berichteten. Durch sein vielseitiges Wirken avancierte A. zum publizistischen Fundament des oppositionellen Bürgertums. – Mit seinem Verlag war A. überaus erfolgreich. Bereits 1804 erfolgte der Umzug von Pirna nach Dresden. 1825 wurde eine Verlagsfiliale in Leipzig eröffnet. A. widmete sich v.a. der Unterhaltungsliteratur, Ratgebern und Ökonomieschriften. Die sich oft gut verkaufenden Titel ließen A. zu einem der wohlhabendsten Dresdner Bürger werden. Er verlegte Ludwig Tieck, Heinrich von Kleist, Carl Maria von Weber, König Johann von Sachsen (als Dante-Übersetzer „Philalethes“ genannt), Samuel Hahnemann,
Victor Hugo und
Walter Scott. Auch war er ein maßgeblicher Förderer von Ludwig Richter. – 1830 wurde A. einer der sieben Kommunrepräsentanten, 1839 bis 1842 war er Stadtverordneter. Die von ihm selbst verfasste Schrift „Das neue Dresden. Ideen zur Verschönerung dieser Stadt“ (1809) demonstriert A.s frühes Interesse auch an der infrastrukturellen Entwicklung Dresdens. – A. wurde durch seine vielfältigen Aktivitäten deutschlandweit bekannt, so erwähnte ihn
Heinrich Heine in einem Gedicht; dennoch geriet er bald in Vergessenheit.
Literatur H. Colditz, Hundert Jahre Geschichte der Arnoldischen Buchhandlung zu Dresden von 1790-1890, Dresden 1890; V. Knüpfer, Johann Christoph A. (1763-1847), in: Sächsische Heimatblätter 35/1989, H. 1, S. 12-15; K. Hermann, Die Arnoldische Verlagsbuchhandlung (1798-1849), in: Dresdner Hefte 21/2003, H. 76, S. 23-29; R. Lachmann, Christoph A. – Johanns erster Verleger, in: W. Müller/M. Schattkowsky (Hg.), Zwischen Tradition und Modernität, Leipzig 2004, S. 253-262. – ADB 1, S. 585; DBA II; NDB 1, S. 386f; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 17.
Porträt Bildnis des Buchhändlers Christoph A., W. H. G. Beisch, 1841, Stadtgeschichtliches Museum Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Konstantin Hermann
23.2.2012
Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Johann Christoph Arnold,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/244 [Zugriff 2.11.2024].
Johann Christoph Arnold
Literatur H. Colditz, Hundert Jahre Geschichte der Arnoldischen Buchhandlung zu Dresden von 1790-1890, Dresden 1890; V. Knüpfer, Johann Christoph A. (1763-1847), in: Sächsische Heimatblätter 35/1989, H. 1, S. 12-15; K. Hermann, Die Arnoldische Verlagsbuchhandlung (1798-1849), in: Dresdner Hefte 21/2003, H. 76, S. 23-29; R. Lachmann, Christoph A. – Johanns erster Verleger, in: W. Müller/M. Schattkowsky (Hg.), Zwischen Tradition und Modernität, Leipzig 2004, S. 253-262. – ADB 1, S. 585; DBA II; NDB 1, S. 386f; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 17.
Porträt Bildnis des Buchhändlers Christoph A., W. H. G. Beisch, 1841, Stadtgeschichtliches Museum Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Konstantin Hermann
23.2.2012
Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Johann Christoph Arnold,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/244 [Zugriff 2.11.2024].