Hermann VI. von Schönburg

Durch das häufige Auftreten des Erbnamens „Hermann von Schönburg“ im Spätmittelalter sind viele biografische Angaben zu H. unsicher und haben in der genealogischen Literatur entsprechend zu Widersprüchen und Verwirrung geführt. – Von seinem Vater frühzeitig zur Mitregierung herangezogen, wird H. zusammen mit seinem (älteren?) Bruder Friedrich erstmals am 29.6.1332 als Herr über die Herrschaft Crimmitschau (dominus in Crimatschowe) genannt. Die gemeinsame Verwaltungstätigkeit der Brüder unter Leitung des Vaters ist noch 1345 urkundlich belegt. Nach dessen Tod kam es offenbar zu einer zeitlich nicht genau einzugrenzenden Teilung des Erbes, aus der H. als Alleinbesitzer Crimmitschaus hervorging, während seine Geschwister Bernhardt I. und Friedrich VIII. die Herrschaft Hassenstein (tschech. Hasištejn) in Böhmen erhielten. Die Herrschaft Stollberg scheint dagegen von der Teilung ausgenommen gewesen zu sein, denn am 2.6.1367 wurde sie im Beisein Kaiser Karls IV. von H. und Bernhardt gemeinsam an dessen Sohn, König Wenzel IV. von Böhmen, für 6.000 Schock Prager Pfennige verkauft. Der territorialgeschichtlich bedeutsame Übergang Stollbergs an die böhmische Krone verstärkte deren Anspruch, die eigene Machtbasis in den wettinischen Einflussbereich hinein auszuweiten. – Um die Herrschaft Crimmitschaus machte sich H. v.a. durch umfangreiche geistliche Stiftungen, z.B. die Einrichtung einer Frühmesse in der Crimmitschauer Pfarrkirche (1351), verdient. Im Südosten der Stadt ließ H. das Georgenhospital erbauen und von einem Spitalmeister verwalten. Die Überlieferung führt zudem die benachbarte Hospitalkirche St. Katharinen auf H. zurück. Von den zahlreichen Stiftungen des Schönburgers profitierten auch die Klöster Frankenhausen bei Crimmitschau und Geringswalde sowie das Bergkloster zu Altenburg. Möglich wurden diese kirchlichen Zuwendungen durch die guten Vermögensverhältnisse H.s. Diese versetzten ihn in die Lage, noch gegen sein Lebensende hin den Wettinern gegen die Verpfändung landesherrlicher Einkünfte beträchtliche Geldsummen vorzuschießen. Das muss zu Beginn der 1380er-Jahre gewesen sein (die Annahme R. Albrechts, H. sei bereits um 1360 verstorben, entbehrt jeder Grundlage). Mit H.s. einzigem Erben Sigismund, dessen Ehe kinderlos blieb, erlosch die Linie Schönburg-Crimmitschau und die Wettiner zogen 1413 die Herrschaft Crimmitschau als erledigtes Lehen ein.

Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg, Urkundenbuch, Bd. 1, Stuttgart/Waldenburg 1901.

Literatur R. Albrecht, Die Schönburger auf Schloß Crimmitschau, in: Schönburgische Geschichtsblätter 3/1896/97, S. 141-181; C. Müller, Schönburg. Geschichte des Hauses bis zur Reformation, Leipzig 1931, S. 180-191; A. Berg, Beiträge zur älteren Genealogie des fürstlichen Hauses Schönburg, in: NASG 55/1934, S. 36-43.

Michael Wetzel
11.11.2013


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Hermann VI. von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22408 [Zugriff 28.3.2024].

Hermann VI. von Schönburg



Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg, Urkundenbuch, Bd. 1, Stuttgart/Waldenburg 1901.

Literatur R. Albrecht, Die Schönburger auf Schloß Crimmitschau, in: Schönburgische Geschichtsblätter 3/1896/97, S. 141-181; C. Müller, Schönburg. Geschichte des Hauses bis zur Reformation, Leipzig 1931, S. 180-191; A. Berg, Beiträge zur älteren Genealogie des fürstlichen Hauses Schönburg, in: NASG 55/1934, S. 36-43.

Michael Wetzel
11.11.2013


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Hermann VI. von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22408 [Zugriff 28.3.2024].