Friedrich IV. von Schönburg
Trotz zahlreicher Urkundenbelege zur schönburgischen Geschichte im Spätmittelalter ist F.s Leben und Wirken nur fragmentarisch fassbar. Die Tatsache, dass während des gesamten 14. Jahrhunderts die Mehrzahl der männlichen Familienmitglieder den Namen „Friedrich von Schönburg“ führte, macht es in vielen Fällen unmöglich, Ereignisse und Personen eindeutig zueinander in Beziehung zu setzen. – Übereinstimmung herrscht in der Literatur darüber, dass es sich bei F. um den ersten Schönburger handelt, der als Besitzer der Herrschaft Crimmitschau nachgewiesen ist. Der Übergang Crimmitschaus an die Herren von Schönburg dürfte aufgrund enger Verwandtschaftsbeziehungen zu den ausgestorbenen Herren von Crimmitschau um 1300 erfolgt sein. F. selbst nennt sich erstmals 1301 „dominus in Crymaczow“. Als Begründer der bis 1413 existierenden Linie Schönburg-Crimmitschau, zu deren Besitz auch die Herrschaften Stollberg und Schlettau sowie Hassenstein (tschech. Hasištejn) im Egertal zählten, führt er diesen Zusatz in Urkunden fortan fast regelmäßig. – F. erscheint in den Quellen als selbstbewusster Reichsdynast. Insgesamt dreimal (1300, 1301, 1306) soll er das Amt des Landrichters im Pleißenland bekleidet haben. Als einflussreicher Vertreter des pleißenländischen Adels unterstützte F. die gegen die Wettiner gerichteten Bemühungen der deutschen Könige
Adolf von Nassau und
Albrecht von Habsburg um den Wiederaufbau ihrer Hausmacht im meißnisch-thüringischen Raum. Am 24.1.1306 schloss er deshalb auf Betreiben König Albrechts ein Bündnis mit den drei Reichsstädten Altenburg, Chemnitz und Zwickau. 1307 unterstützte F. die in der Markgrafschaft Meißen stationierte königliche Streitmacht unter
Heinrich von Nortenberg. Mit ihr erlitt er am 31.5. in der Schlacht bei Lucka eine entscheidende Niederlage gegen die Markgrafen Friedrich (der Freidige) und Diezmann. Einer unsicheren Überlieferung zufolge soll F. dabei in Gefangenschaft geraten sein. Plausibel erscheint in diesem Zusammenhang die Vermutung
Conrad Müllers, F. habe, um die Freiheit wiederzuerlangen, die Lehnshoheit der Wettiner über Crimmitschau anerkennen müssen, denn diese ursprünglich reichsunmittelbare Herrschaft wird im Lehnbuch Markgraf Friedrichs des Strengen (1349) plötzlich als wettinisches Lehen verzeichnet. Im Gegensatz zu anderen pleißnischen Herrengeschlechtern, die in die wettinische Landsässigkeit hinabgedrückt wurden, bewahrte sich F. aufgrund seiner Anlehnung an Böhmen jedoch eine relative Selbstständigkeit. Seine nach wie vor angesehene Stellung kommt u.a. durch die Berufung zum Schiedsrichter in der Fehde zwischen
Heinrich von Colditz und Markgraf Friedrich dem Freidigen 1316 zum Ausdruck. – F.s. opponierende Haltung gegen die Markgrafen von Meißen blieb auch in der Folgezeit bestehen. Zum letzten Mal ist seine Beteiligung an den permanenten Konflikten zwischen dem meißnisch-thüringischen Adel und den Wettinern während der Fehde der Reichsstadt Erfurt gegen Markgraf Friedrich (der Ernsthafte) 1334 nachgewiesen, doch blieb diesmal die Unterstützung der Reichsgewalt aus. Vielmehr gab König
Ludwig IV. in einem Schreiben vom 21.6.1334 zu erkennen, dass F. als Rebell zu betrachten sei, wenn er nicht aufhöre, gegen den Markgrafen zu konspirieren. Zusammen mit den Reichsstädten Erfurt und Mühlhausen, dem Bischof von Naumburg, den Vögten zu Plauen und weiteren Grafen und Herren musste F. 1335 schließlich dem Markgrafen Gehorsam schwören. – Nach 1335 zog sich F. mehr und mehr aus der Politik zurück. Geht man davon aus, dass er mit jenem Friedrich identisch ist, der 1335 als Herr zu Stalburg (Stollberg) erscheint, dann könnte er dort seine letzten Lebensjahre verbracht haben. Als Herren von Crimmitschau werden seit 1332 neben F. auch seine Söhne Hermann VI. und
Friedrich VIII. genannt, die offensichtlich bereits damals in die Regierung einbezogen waren. Wenn im Hinblick auf F.s Todesjahr in der Literatur teilweise Angaben gemacht werden, die sich zwischen 1317 (C. Müller) und 1338 (
R. Albrecht) bewegen, so widerspricht dies dem Quellenbefund. Denn noch am 9.10.1341 und 27.2.1345 beurkundete F. zusammen mit seinen Söhnen verschiedene geistliche Stiftungen. Spätere Nennungen eines „Friedrich, Herr von Crimmitschau“ sind dagegen wohl kaum auf ihn zu beziehen. Vielmehr dürfte es sich um seinen Sohn Friedrich VIII. handeln, der noch bis 1350 als Herr von Crimmitschau, dabei bis 1347 zur Unterscheidung vom Vater gelegentlich als „Friedericus junior“, erscheint, dann aber vermutlich infolge einer Erbteilung die Linie Schönburg-Hassenstein begründete und sich fortan auch regelmäßig Herr zu Hassenstein nannte.
Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg. Urkundenbuch, Bd. 1, Stuttgart/Waldenburg 1901, Nachtragsbd., Stuttgart/Waldenburg 1910.
Literatur G. Göpfert, Aeltere und neuere Geschichte des Pleißengrundes, Zwickau 1794 (ND Langenweißbach 2002), S. 28-30; Meinhold, Zur Chronik des Schlosses Schweinsburg, in: Archiv für die Sächsische Geschichte 2/1864, S. 138-157; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 49-53, 420; R. Albrecht, Die Schönburger auf Schloß Crimmitschau, in: Schönburgische Geschichtsblätter 3/1896/97, S. 141-181; E. Berlet, Geschichte der Stadt Glauchau, Bd. 1, Glauchau 1931, S. 175-178; C. Müller, Schönburg. Geschichte des Hauses bis zur Reformation, Leipzig 1931, S. 124-139; A. Berg, Beiträge zur älteren Genealogie des fürstlichen Hauses Schönburg, in: NASG 55/1934, S. 36-43; D. Rübsamen, Kleine Herrschaftsträger im Pleißenland, Studien zur Geschichte des mitteldeutschen Adels im 13. Jahrhundert, Köln/Wien 1987, S. 131, 327, 609.
Michael Wetzel
8.6.2007
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Friedrich IV. von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18773 [Zugriff 2.11.2024].
Friedrich IV. von Schönburg
Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg. Urkundenbuch, Bd. 1, Stuttgart/Waldenburg 1901, Nachtragsbd., Stuttgart/Waldenburg 1910.
Literatur G. Göpfert, Aeltere und neuere Geschichte des Pleißengrundes, Zwickau 1794 (ND Langenweißbach 2002), S. 28-30; Meinhold, Zur Chronik des Schlosses Schweinsburg, in: Archiv für die Sächsische Geschichte 2/1864, S. 138-157; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 49-53, 420; R. Albrecht, Die Schönburger auf Schloß Crimmitschau, in: Schönburgische Geschichtsblätter 3/1896/97, S. 141-181; E. Berlet, Geschichte der Stadt Glauchau, Bd. 1, Glauchau 1931, S. 175-178; C. Müller, Schönburg. Geschichte des Hauses bis zur Reformation, Leipzig 1931, S. 124-139; A. Berg, Beiträge zur älteren Genealogie des fürstlichen Hauses Schönburg, in: NASG 55/1934, S. 36-43; D. Rübsamen, Kleine Herrschaftsträger im Pleißenland, Studien zur Geschichte des mitteldeutschen Adels im 13. Jahrhundert, Köln/Wien 1987, S. 131, 327, 609.
Michael Wetzel
8.6.2007
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Friedrich IV. von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18773 [Zugriff 2.11.2024].