Heinrich Schönberg

S. stammte aus einer Kaufmannsfamilie. Sein Vater erwarb sein Vermögen in England und St. Petersburg, dort vermählte er sich 1801 mit der Bankierstochter Catharina Boehlingk. Von ihren zwölf Kindern starben sechs in jungen Jahren. S. war das elfte Kind und jüngster Sohn. Zur Schule ging er zunächst in Reichstädt und dann in Dresden. 1834 studierte er an der Bergakademie in Freiberg Mineralogie, wechselte die Studienrichtung und entwickelte sich zum Hütteningenieur. Nach Abschluss des Studiums absolvierte er längere Studienaufenthalte in Berlin, Oberschlesien, Belgien, Paris, Österreich und England, um die modernsten Verhüttungsmethoden vor Ort kennen zu lernen. Etwa um 1841 übernahm S. in der neu gegründeten Cainsdorfer Marienhütte der „Sächsischen Eisen-Compagnie“ die Stelle des ersten Betriebsingenieurs und leitete wichtige Bauvorhaben. Nach seinen Angaben wurde der erste moderne Kokshochofen gebaut, der 1842 in Betrieb ging und sich hervorragend bewährte. Der steigende Bedarf des sächsischen Maschinenbaus an Eisen, Stahl und Koks veranlasste S. und seinen Bruder Alexander im Dezember 1842 dazu, ein Eisen- und Stahlwerk auf Koksbasis nach englischem Vorbild zu errichten. Riesa mit seinem Elbhafen - günstig für den Import von englischem Eisen und Koks - und der neuen Eisenbahnlinie bot sich als idealer Standort an. Dafür erwarben die Brüder von der Familie Rüssing auf Gröba bei Riesa ein Flurstück für 1.000 Taler. Am 27.3.1843 wurde ihnen vom sächsischen Staat die beantragte Konzession für das Eisenwerk nach S.s Plänen erteilt. Bereits 1843 wurde versuchsweise die Produktion mit zwei Puddelöfen und einem Dampfhammer aufgenommen. Indes geriet die Produktion ab 1844 ins Stocken, worauf Alexander Schönberg aus dem Betrieb ausschied. Neuer Teilhaber wurde statt dessen Ende 1846 Heinrich Bodemer, Besitzer der Kattundruckerei in Naundorf bei Großenhain, der sich mit 8.000 Talern beteiligte. Dadurch konnte S. ein dringend benötigtes Walzwerk errichten. Einen ersten Aufschwung brachte der damals hohe Bedarf an Eisenbahnmaterial, v.a. an Achsen. Der Betrieb firmierte jetzt als „Eisenhüttenwerk Gröba bei Riesa“. Bis 1850 waren drei Puddel- und vier Schweißöfen, ein Schienen-, ein Luppen- und Stahlwalzwerk, zwei Dampf- und einige Schwanzhämmer in Betrieb. S. beschäftigte 100 Arbeiter, die höhere Löhne als üblich erhielten, um die Abwanderung zum Eisenbahnbau zu verhindern. Neben S. wirkte 1843 bis 1850 der Eisenfachmann Kaspar Ferdinand von Aesch als technischer Leiter. – S. war es gelungen, ein modernes Stahl- und Walzwerk unter Berücksichtigung wichtiger Standortbedingungen ins Leben zu rufen: Maßgebend waren hier nicht allein die Nähe der Rohstoffbasis, sondern v.a. die verkehrstechnische Infrastruktur. Nach S.s Tod verkaufte die Familie das Werk an die Erbengemeinschaft „Gewerkschaft der Gräflich Einsiedelschen Eisenhütten“ mit Graf Detlev von Einsiedel als Generalbevollmächtigten, deren Werke noch auf Holzkohlebasis arbeiteten.

Quellen Städtisches Zentrum für Geschichte und Kunst, Riesa, Archiv der Familie Schönberg.

Literatur H. Müller, Geschichte des VEB Stahl- und Walzwerkes Riesa 1843-1945, Berlin 1961; R. Forberger, Die Industrielle Revolution in Sachsen, Bd. 2: 1831-1861, Leipzig 1999-2003, Bd. 2/1, S. 545f., Bd. 2/2, Tab. 452; U. Forberger, Ein Kind der Industriellen Revolution. Das Stahlwerk Gröba/Riesa in seinen ersten vierzig Jahren, in: Sächsische Heimatblätter 45/1999, H. 4, S. 253-257.

Ursula Forberger †
29.8.2005


Empfohlene Zitierweise:
Ursula Forberger †, Artikel: Heinrich Schönberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3555 [Zugriff 24.11.2024].

Heinrich Schönberg



Quellen Städtisches Zentrum für Geschichte und Kunst, Riesa, Archiv der Familie Schönberg.

Literatur H. Müller, Geschichte des VEB Stahl- und Walzwerkes Riesa 1843-1945, Berlin 1961; R. Forberger, Die Industrielle Revolution in Sachsen, Bd. 2: 1831-1861, Leipzig 1999-2003, Bd. 2/1, S. 545f., Bd. 2/2, Tab. 452; U. Forberger, Ein Kind der Industriellen Revolution. Das Stahlwerk Gröba/Riesa in seinen ersten vierzig Jahren, in: Sächsische Heimatblätter 45/1999, H. 4, S. 253-257.

Ursula Forberger †
29.8.2005


Empfohlene Zitierweise:
Ursula Forberger †, Artikel: Heinrich Schönberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3555 [Zugriff 24.11.2024].