Heinrich Paul Franz II. von Mansfeld-Bornstedt
Erst nach langen Auseinandersetzungen mit Kursachsen und insbesondere dem Magdeburger Rechtsnachfolger Preußen (seit 1680) in der sequestrierten Grafschaft Mansfeld konnte M.s tatkräftige Mutter die Vormundschaft für ihren einzigen Sohn übernehmen. Seinem Stammland entfremdet, residierte der junge Fürst, der sich selbst nur kurz „Fürst Heinrich“ nannte, meist in seinem Prager Palais. – Nach seiner 1732 begonnenen Kavaliersreise nach Frankreich und Italien konnte M. aufgrund des Widerstands der Oberlehnsherren und Sequester Kursachsen und Preußen erst 1734 in die ihm verbliebenen Rechte in der Grafschaft Mansfeld eintreten. Mit der Einlösung verpfändeter mansfeldischer Ämter, die zu dem hohenzollerischen Hausfideikommiss geschlagen wurden, betrieb Berlin bis 1740 systematisch den widerrechtlichen Ausverkauf der Grafschaft. – Die Übernahme diplomatischer Missionen 1740/41 im Dienst des böhmischen Gegenkönigs, Kurfürst
Karl Albrecht von Bayern, wirkte sich verhängnisvoll für H. aus. Er wurde der französischen Parteinahme beschuldigt und stand in Prag zeitweilig unter Hausarrest. Zu der Ungnade des Wiener Hofs kam eine drückende Schuldenlast, sodass seine böhmischen Besitzungen sequestriert wurden. Mit seinem Protest 1743/44 gegen die Sequestration der Friedeburger Bergwerke durch Preußen erreichte H. eine finanzielle Abfindung. 1744 erhielt er v.a. durch die Fürsprache des Dresdner Hofs seine böhmischen Güter zurück und konnte wieder von Dresden nach Prag übersiedeln. 1751 musste H. das italienische Fürstentum Fondi verkaufen, die festgelegte Kaufsumme von 200.000 Dukaten wurde jedoch nicht bezahlt. – Ungeachtet der ungünstigen Situation versuchte H. 1750 durch eine Primogeniturordnung das ferne Stammland für sein Haus zu erhalten. Immerhin erwog eine Wiener Denkschrift von 1757 aus strategischen Gründen sogar eine vollständige „Restitution“ der Mansfelder in Mitteldeutschland. Da sich jedoch alle vagen Hoffnungen zerschlugen, verlebte M. seine letzten Jahre zurückgezogen abwechselnd in Prag und auf seinen böhmischen Gütern.
Quellen Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Reichskanzlei, Kleinere Reichsstände.
Literatur C. E. Weiße, Von den letzten Fürsten, Grafen zu Mansfeld …, in: Museum für die Sächsische Geschichte, Literatur und Staatskunde 3/1796, Teil 2, S. 70-94; L. F. Niemann, Geschichte der Grafen von Mansfeld, Aschersleben 1834; G. F. Busch, Chronik der Grafschaft Mansfeld, Leimbach 1849; K. Krumhaar, Versuch einer Geschichte von Schloss und Stadt Mansfeld, Mansfeld 1869; ders., Die Grafen von Mansfeld und ihre Besitzungen, Eisleben 1872; W. Mück, Der Mansfelder Kupferschieferbergbau in seiner rechtsgeschichtlichen Entwicklung, 2 Bde., Eisleben 1910; E. Schwarze-Neuss, Untersuchungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Grafschaft Mansfeld, insbesondere der magdeburgisch-preußischen Hoheit, in: Sachsen und Anhalt 18/1994, S. 525-549; R. Seidel, Die Grafen von Mansfeld, Egelsbach/Frankfurt/Main/Washington 1998; J. Vötsch, Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18. Jahrhunderts, Frankfurt/Main u.a. 2003; J. Vötsch, Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit, in: J. Rogge/U. Schirmer (Hg.), Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum (1200 bis 1600), Stuttgart 2003, S. 163-178. – J. H. Zedler (Hg.), Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 19, Halle u.a. 1739, Sp. 1074, Online-Ausgabe: www.zedler-lexikon.de.
Jochen Vötsch
7.2.2005
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Heinrich Paul Franz II. von Mansfeld-Bornstedt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23569 [Zugriff 25.11.2024].
Heinrich Paul Franz II. von Mansfeld-Bornstedt
Quellen Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Reichskanzlei, Kleinere Reichsstände.
Literatur C. E. Weiße, Von den letzten Fürsten, Grafen zu Mansfeld …, in: Museum für die Sächsische Geschichte, Literatur und Staatskunde 3/1796, Teil 2, S. 70-94; L. F. Niemann, Geschichte der Grafen von Mansfeld, Aschersleben 1834; G. F. Busch, Chronik der Grafschaft Mansfeld, Leimbach 1849; K. Krumhaar, Versuch einer Geschichte von Schloss und Stadt Mansfeld, Mansfeld 1869; ders., Die Grafen von Mansfeld und ihre Besitzungen, Eisleben 1872; W. Mück, Der Mansfelder Kupferschieferbergbau in seiner rechtsgeschichtlichen Entwicklung, 2 Bde., Eisleben 1910; E. Schwarze-Neuss, Untersuchungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Grafschaft Mansfeld, insbesondere der magdeburgisch-preußischen Hoheit, in: Sachsen und Anhalt 18/1994, S. 525-549; R. Seidel, Die Grafen von Mansfeld, Egelsbach/Frankfurt/Main/Washington 1998; J. Vötsch, Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18. Jahrhunderts, Frankfurt/Main u.a. 2003; J. Vötsch, Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit, in: J. Rogge/U. Schirmer (Hg.), Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum (1200 bis 1600), Stuttgart 2003, S. 163-178. – J. H. Zedler (Hg.), Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 19, Halle u.a. 1739, Sp. 1074, Online-Ausgabe: www.zedler-lexikon.de.
Jochen Vötsch
7.2.2005
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Heinrich Paul Franz II. von Mansfeld-Bornstedt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23569 [Zugriff 25.11.2024].