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Gebhard VII. von Mansfeld-Mittelort

Mit der Hauptlandesteilung von 1501 begründete G. die Mittelorter Linie des Mansfelder Grafenhauses, deren Besitz neben dem mittleren Teil des Schlossgebäudes auf Burg Mansfeld das Amt Seeburg, das Mittelamt Mansfeld und das Schlossamt Schraplau umfasste. Meist auf Seeburg residierend, bekannte sich G. während der Anwesenheit Martin Luthers und Philipp Melanchthons in Eisleben, wo sie sich anlässlich der Errichtung einer evangelischen Lateinschule aufhielten, zu Ostern 1525 gemeinsam mit seinem Hinterorter Bruder Albrecht IV. (VII.) öffentlich zur Reformation. 1526 trat er gemeinsam mit Albrecht IV. dem Torgauer Bund evangelischer Reichsfürsten zur Verteidigung der Reformation bei, 1530 gehörten beide zu den Gründungsmitgliedern des Schmalkaldischen Bunds. Im Zuge der Schlichtung verschiedener innerdynastischer Streitigkeiten durch den Erzbischof von Magdeburg, Kardinal Albrecht von Brandenburg, der bereits 1529 ein von Kurbrandenburg eingeleitetes Verfahren am Reichskammergericht gegen G. niedergeschlagen hatte, ließ er sich 1531 zum Rat von Haus aus bestallen. – Abgesehen von den zahlreichen sonstigen Konflikten unter den Grafen erwies sich insbesondere die prekäre finanzielle Lage G.s als zunehmend existenzgefährdend für die Grafschaft und das Haus Mansfeld. Entgegen der Bestimmungen der Hausverträge verpfändete G. zunächst seinen Anteil an den 1536 geteilten Bergwerken, 1539 musste er wegen seiner Schuldenlast von 400.000 Gulden außer Seeburg sämtliche Nutzungsrechte seiner Herrschaft den Gläubigern überlassen. In dieser kritischen Gesamtsituation intervenierte sein Bruder Albrecht IV. ohne familiäre Rücksichtnahme, indem er 1541 nicht nur die Nutzungsrechte von den Gläubigern übernahm, sondern auch die Landesherrschaft in Mittelort auszuüben begann. Dank der Unterstützung des Mansfelder Landeskinds Luther konnte 1543 mit dem lehnsherrlichen Eingreifen durch Herzog Moritz von Sachsen der Status quo wiederhergestellt und G. faktisch restituiert werden. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, gemeinsam mit anderen Mansfelder Grafen und Herren dem 1547 zum Kurfürsten aufgestiegenen Moritz die geforderten Landessteuern zu verweigern, so z.B. 1549. – Der Ausbruch des Schmalkaldischen Kriegs vertiefte die vorhandenen familiären Gräben. Das habsüchtige Verhalten des machtbewussten Albrecht IV. führte G. mit den vorderortischen Grafen auf die Seite des Kaisers. Nach der Ächtung der Hinterorter Grafen 1547 wurde G. bis zu deren Restitution im Passauer Vertrag von 1552 mit einem Teil ihres Besitzes belehnt. Aufgrund der langjährigen Zerwürfnisse kam - ungeachtet Luthers großen persönlichen Engagements 1546 - erst kurz vor G.s Tod 1557 eine wirkliche Versöhnung der beiden verfeindeten Brüder zustande. – Der wenig energische G. trat politisch kaum in Erscheinung und gehört insgesamt gesehen neben so herausragenden Persönlichkeiten wie Albrecht IV. und Hoyer VI. zu den unbedeutenderen Vertretern des Mansfelder Grafenhauses.

Quellen W. Möllenberg, Urkundenbuch zur Geschichte des Mansfeldischen Saigerhandels im 16. Jahrhundert, Halle 1915.

Literatur J. G. Zeidler, Acht hundert jähriger an einander hangender Stammbaum Des Uralten Hochlöblichen Helden=Hauses … zu Mannsfeld …, Halle 1703; C. G. Hoffmann, Die Ehre des Fürst= und Gräflichen Hauses Von Mannsfeld …, Leipzig 1717; E. C. Francke, Historie der Graffschaft Manßfeld …, Leipzig 1723; L. F. Niemann, Geschichte der Grafen von Mansfeld, Aschersleben 1834; G. F. Busch, Chronik der Grafschaft Mansfeld, Leimbach 1849; K. Krumhaar, Die Grafen von Mansfeld und ihre Besitzungen, Eisleben 1872; W. Mück, Der Mansfelder Kupferschieferbergbau in seiner rechtsgeschichtlichen Entwicklung, 2 Bde., Eisleben 1910; E. Hempel, Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich und zum Landesfürstentum, Halle 1917; A. Sames, Luthers Beziehungen zu den Mansfelder Grafen, in: H. Junghans (Hg.), Leben und Werk Martin Luthers von 1526 bis 1546, Göttingen 1983, Bd. 1, S. 591-600, Bd. 2, S. 935-938; G. Wartenberg, Mansfeld, in: A. Schindling/W. Ziegler (Hg.), Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung, Bd. 6, Münster 1996, S. 78-91; G. Schlenker, Die Grafen von Mansfeld und der soziale Raum für Luthers Wirken, in: Martin Luther in der Kulturgeschichte - der soziale Raum von Martin Luthers Wirken, hrsg. vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt, Halle 1997, S. 54-61; R. Seidel, Die Grafen von Mansfeld, Egelsbach/Frankfurt/Main/Washington 1998.

Jochen Vötsch
7.2.2005


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Gebhard VII. von Mansfeld-Mittelort,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23556 [Zugriff 3.12.2024].

Gebhard VII. von Mansfeld-Mittelort



Quellen W. Möllenberg, Urkundenbuch zur Geschichte des Mansfeldischen Saigerhandels im 16. Jahrhundert, Halle 1915.

Literatur J. G. Zeidler, Acht hundert jähriger an einander hangender Stammbaum Des Uralten Hochlöblichen Helden=Hauses … zu Mannsfeld …, Halle 1703; C. G. Hoffmann, Die Ehre des Fürst= und Gräflichen Hauses Von Mannsfeld …, Leipzig 1717; E. C. Francke, Historie der Graffschaft Manßfeld …, Leipzig 1723; L. F. Niemann, Geschichte der Grafen von Mansfeld, Aschersleben 1834; G. F. Busch, Chronik der Grafschaft Mansfeld, Leimbach 1849; K. Krumhaar, Die Grafen von Mansfeld und ihre Besitzungen, Eisleben 1872; W. Mück, Der Mansfelder Kupferschieferbergbau in seiner rechtsgeschichtlichen Entwicklung, 2 Bde., Eisleben 1910; E. Hempel, Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich und zum Landesfürstentum, Halle 1917; A. Sames, Luthers Beziehungen zu den Mansfelder Grafen, in: H. Junghans (Hg.), Leben und Werk Martin Luthers von 1526 bis 1546, Göttingen 1983, Bd. 1, S. 591-600, Bd. 2, S. 935-938; G. Wartenberg, Mansfeld, in: A. Schindling/W. Ziegler (Hg.), Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung, Bd. 6, Münster 1996, S. 78-91; G. Schlenker, Die Grafen von Mansfeld und der soziale Raum für Luthers Wirken, in: Martin Luther in der Kulturgeschichte - der soziale Raum von Martin Luthers Wirken, hrsg. vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt, Halle 1997, S. 54-61; R. Seidel, Die Grafen von Mansfeld, Egelsbach/Frankfurt/Main/Washington 1998.

Jochen Vötsch
7.2.2005


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Gebhard VII. von Mansfeld-Mittelort,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23556 [Zugriff 3.12.2024].