Friedrich Staps

S. ist einer von zwei bekannt gewordenen Sachsen, die auf Napoleon Bonaparte ein Attentat verüben wollten. – S., der in mehreren Darstellungen fälschlich als „österreichischer Patriot“ bezeichnet wird, stammte aus Naumburg, wo er seine Kindheit verbrachte. Er wollte zunächst Prediger werden, entwickelte aber bald Interesse für den Kaufmannsberuf. Im Alter von 14 Jahren begann er eine Kaufmannslehre in Erfurt. Als sich dort 1808 die Monarchen Europas zu einer Fürstenkonferenz trafen, zählte S. noch zu den Bewunderern des französischen Kaisers. Das änderte sich aber, als deutlich wurde, dass Napoleon Europa nicht den erhofften dauerhaften Frieden bringen würde. Als im Frühjahr 1809 der Krieg zwischen der Habsburgermonarchie und Frankreich ausbrach, berichtete S. in Briefen an seine Eltern mit teilnehmender Freude über die anfänglichen Erfolge der Österreicher. Nach dem Sieg der Franzosen und dem Abschluss des Waffenstillstands in Znaim im Sommer 1809 entschloss er sich, nach Österreich zu reisen, um Napoleon zu ermorden. Dass S. bei einem solchen Versuch sein eigenes Leben opfern müsste, war ihm bewusst. Während einer Parade am 12.10.1809 in Schönbrunn wollte er Napoleon mit einem Messer töten. Er wurde aber festgenommen, weil er sich dem Kaiser zu auffällig näherte. Nach der Verhaftung verhörte Napoleon S., auf dessen Wunsch hin, selbst. Als Begründung für seine Tat führte er an, den Versuch aus der Überzeugung gewagt zu haben, seinem Vaterland und Europa damit den größten Dienst zu erweisen. Ein Gnadenangebot des Kaisers schlug er aus. Napoleon soll von dem Vorfall so beeindruckt gewesen sein, dass er die ins Stocken geratenen Friedensverhandlungen mit Österreich unverzüglich wieder aufnehmen ließ und seine Forderungen minderte, um zu einer raschen Übereinkunft zu gelangen (Frieden von Schönbrunn, 14.10.1809). S. wurde von einem Militärgericht wegen Spionage zum Tode verurteilt. Am 16.10.1809 wurde er in Fünfhaus bei Wien erschossen. Seine letzten Worte, „Es lebe die Freiheit! Es lebe Deutschland! Tod seinem Tyrannen!“, sind durch den französischen General Jean Rapp überliefert.

Literatur Friedrich S., Erschossen zu Schönbrunn, bei Wien, auf Napoleons Befehl im Oktober 1809, Berlin 1843; Friedrich S., in: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland 14/1844, S. 148-171; E. Borkowsky, Das Schönbrunner Attentat im Jahre 1809 nach unveröffentlichten Quellen, in: Die Grenzboten 57/1898, H. 45, S. 293-301; T. Bitterauf, Friedrich S. und das Schönbrunner Attentat auf Napoleon I., in: Die Grenzboten 69/1910, H. 31, S. 212-220, H. 32, S. 312; R. Pohanka, Attentate in Österreich, Graz/Wien/Köln 2001, S. 13-26. – ADB 35, S. 461f.; DBA I, II, III.

Roman Töppel
18.7.2005


Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Friedrich Staps,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22626 [Zugriff 17.11.2024].

Friedrich Staps



Literatur Friedrich S., Erschossen zu Schönbrunn, bei Wien, auf Napoleons Befehl im Oktober 1809, Berlin 1843; Friedrich S., in: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland 14/1844, S. 148-171; E. Borkowsky, Das Schönbrunner Attentat im Jahre 1809 nach unveröffentlichten Quellen, in: Die Grenzboten 57/1898, H. 45, S. 293-301; T. Bitterauf, Friedrich S. und das Schönbrunner Attentat auf Napoleon I., in: Die Grenzboten 69/1910, H. 31, S. 212-220, H. 32, S. 312; R. Pohanka, Attentate in Österreich, Graz/Wien/Köln 2001, S. 13-26. – ADB 35, S. 461f.; DBA I, II, III.

Roman Töppel
18.7.2005


Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Friedrich Staps,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22626 [Zugriff 17.11.2024].