Ernst Christoph August von der Sahla

S. ist einer von zwei bekannt gewordenen Sachsen, die auf Napoleon Bonaparte ein Attentat verüben wollten. – Im Alter von acht Jahren begann S.s Ausbildung an der Erziehungsanstalt der Herrnhuter Brüdergemeine in Niesky. Da er unter einer schweren chronischen Krankheit litt, wurde er 1806 zur Kur nach Karlsbad (tschech. Karlovy Vary) geschickt. Dort trat er einem antinapoleonischen Geheimbund bei. 1809 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften, Geschichte und morgenländischen Sprachen an der Universität Leipzig. 1810 Jahr trat S. zum katholischen Glauben über. Während seiner Studienzeit reifte in ihm der Entschluss, den französischen Kaiser zu ermorden. Anfang Februar 1811 reiste er unter dem Vorwand, er wolle einige Wochen in Frankfurt/Main verbringen, nach Paris. Seine akademischen Lehrer, mit deren Förderung er die Reise angetreten hatte, schöpften jedoch Verdacht, als sie erfuhren, dass S. in die französische Hauptstadt weitergefahren war. Sie verständigten die sächsischen Behörden, die sich mit dem französischen Polizeiminister Anne Jean Marie René Savary in Verbindung setzten. Ende Februar 1811 wurde S. in Paris verhaftet. Bei den Vernehmungen gab er seine Absicht zu und erklärte u.a., er sei Katholik geworden, weil Napoleon vom Papst exkommuniziert worden war und er auf die Sympathien der Katholiken gehofft habe. Außerdem habe ihn das Beispiel des jungen Friedrich Staps begeistert. Staps, ein junger Sachse, hatte Napoleon im Herbst 1809 ermorden wollen. Um nicht noch weitere Nachahmer herauszufordern, beschloss Napoleon, die Angelegenheit geheim zu halten und S. zu schonen. Dieser blieb bis zum Sturz Bonapartes in Frankreich in Haft. Im April 1814 kam er auf Anordnung Zar Alexanders frei und kehrte nach Sachsen zurück. Als Napoleon im März 1815 in Frankreich wieder die Macht übernahm, reiste S. noch einmal mit einem Attentatsplan nach Paris. Bis Anfang Juni 1815 gelang es ihm, die französischen Behörden zu täuschen und sich in Paris aufzuhalten. Als er seinen Plan schließlich ausführen wollte, wurde er durch einen Unfall mit dem Sprengstoff, der Napoleon töten sollte, selbst schwer verletzt und verhaftet. Er kam erneut frei, als die Alliierten im Sommer 1815 in Paris einzogen, besaß jedoch keinen Lebenswillen mehr. Nachdem ihm Anfang August 1815 ein Selbstmordversuch misslungen war, starb er wenige Wochen später an völliger Zerrüttung seiner Gesundheit.

Literatur Ernst Christoph August von der S., in: F. von Raumer (Hg.), Historisches Taschenbuch 4/1860, S. 377-418; W. von Boetticher, Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815, Bd. 2, Görlitz 1913, S. 669-671; A. Münnich, Wider Napoleon - für Deutschland, in: Bautzener Tageblatt 43/1940, Nr. 256-261; ders., Seltsamer S., in: Das schöne Bautzener Land 7/1957, S. 28-32; K. Kranke, Ernst Chr. August v. d. S. - sächsischer Napoleonattentäter, in: Sächsische Zeitung 155/1985, Beilage S. 2.

Roman Töppel
11.7.2005


Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Ernst Christoph August von der Sahla,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22625 [Zugriff 22.12.2024].

Ernst Christoph August von der Sahla



Literatur Ernst Christoph August von der S., in: F. von Raumer (Hg.), Historisches Taschenbuch 4/1860, S. 377-418; W. von Boetticher, Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815, Bd. 2, Görlitz 1913, S. 669-671; A. Münnich, Wider Napoleon - für Deutschland, in: Bautzener Tageblatt 43/1940, Nr. 256-261; ders., Seltsamer S., in: Das schöne Bautzener Land 7/1957, S. 28-32; K. Kranke, Ernst Chr. August v. d. S. - sächsischer Napoleonattentäter, in: Sächsische Zeitung 155/1985, Beilage S. 2.

Roman Töppel
11.7.2005


Empfohlene Zitierweise:
Roman Töppel, Artikel: Ernst Christoph August von der Sahla,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22625 [Zugriff 22.12.2024].