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Friederike von Sachsen-Gotha

Die letzte Herzogin von Sachsen-Weißenfels, Friederike von Sachsen-Gotha-Altenburg, wuchs mit zahlreichen Geschwistern am väterlichen Hof in Gotha auf und dürfte die übliche fürstliche Erziehung genossen haben. 1734 wurde Friederike die zweite Ehefrau des 30 Jahre älteren und kinderlosen kursächsischen Generalfeldmarschalls Johann Adolf II. von Sachsen-Weißenfels. Mit ihm führte sie trotz des frühen Tods ihrer vier Söhne eine glückliche Ehe zunächst in Dahme/Mark, dem Wohnsitz des apanagierten Herzogs. Nach dem kinderlosen Tod des regierenden Weißenfelser Herzogs Christian 1736 übersiedelte die Familie auf das Residenzschloss Neu-Augustusburg in Weißenfels. 1746 reiste Friederike mit ihrem Ehemann zur Leipziger Ostermesse, wo Johann Adolf II. nach kurzer Krankheit verstarb. – Bereits 1740 hatte der letzte Weißenfelser Herzog verschiedene Streitigkeiten mit Kursachsen vertraglich beigelegt und sich das Recht vorbehalten, über 300.000 Taler testamentarisch frei disponieren zu können. In seinem Testament vom 14.5.1746 setzte er Friederike und seine einzige Tochter Friederike Adolfine zu gleichen Teilen als Universalerbinnen ein. Die von seiner ersten Gemahlin Johannetta Antoinetta Juliana ererbten sowie die zusätzlich erworbenen Juwelen und Pretiosen sollten als Geschenke zu Lebzeiten im Eigentum der künftigen Witwe verbleiben. Durch eine weitere Schenkung unter Lebenden (15.5.1746) sollten Friederike alles in ihrem Witwensitz Dahme inventarisierte sowie alles während seiner Regierungszeit angeschaffte Silber als persönliches Eigentum zustehen. Nach dem Tod des Herzogs lehnte Kurfürst-König August III. (Friedrich August II.) ihre Ansprüche auf Juwelen und Pretiosen jedoch als rechtsunwirksame Schenkung ab und nötigte sie noch 1746 zu einem deutlich ungünstigeren Erbvergleich. Friederike erhielt auf eigenen Wunsch statt Schloss Dahme das noch herzurichtende Schloss Dryburg in Langensalza als Witwensitz, das 1740 mit dem verstorbenen Herzog vertraglich vereinbarte Unterhaltsdeputat von 10.000 Talern pro Jahr, weitere 1.450 Taler Wittumsgelder pro Quartal sowie eine Einmalzahlung von 100.000 Talern gegen Verzicht auf alle sonstigen finanziellen Ansprüche. Die einzige Tochter Friederike Adolfine sollte ihr 1746 testamentarisch verordnetes Erbteil (150.000 Taler) bei ihrer Vermählung und bis dahin ein jährliches Unterhaltsdeputat in Höhe von 10.000 Talern erhalten. Weiter wurden der Herzoginwitwe verschiedene Nachlassbestandteile als Andenken (Orden, Fürstenporträts), Bücher nach Wahl aus der Weißenfelser Hofbibliothek, insbesondere aber Gegenstände zu ihrer standesgemäßen Witwenausstattung (Möbel, Pferde, Tafelsilber, Services) übergeben. – Die Wahl ihres Witwensitzes Schloss Dryburg im heutigen Bad Langensalza, den Friederike wenig später bezog, dürfte mit der räumlichen Nähe zum Gothaer Hof zusammenhängen. Von Langensalza aus widmete sich die 31-jährige Herzoginwitwe dem Andenken ihres Ehemanns und damit auch demjenigen des erloschenen Weißenfelser Fürstenhauses. So erschien 1748 eine von ihr herausgegebene reichillustrierte Lebensbeschreibung Johann Adolfs II. unter dem Postulat „Der Letzte der Beste“. An dem 1749 errichteten Gartenpavillon in Langensalza dokumentierten die Allianzwappen der Häuser Sachsen-Weißenfels und Sachsen-Gotha ein gewisses Fortleben der Weißenfelser Dynastie. Nach dem frühen Tod der einzigen Tochter „durch einen unglücklichen Fall“ übereignete die häufig kranke Friederike 1770 ihr gesamtes Vermögen (Schätzwert 115.388 Taler) unter Vorbehalt des Nutzungsrechtes (Nießbrauch) dem neuen Kurfürsten Friedrich August III. (Friedrich August I., der Gerechte) von Sachsen. Nach ihrem Tod wurden 1776 Teile ihres Nachlasses verauktioniert. Angeregt von ihrer Sommerresidenz, dem nach ihr benannten Friederikenschlösschen in Langensalza, entstand ein Märchen mit der Herzogin als Hauptfigur.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10001 Ältere Urkunden; 10026 Geheimes Kabinett; Jochen Vötsch (Hg.), Sächsische Fürstentestamente 1652-1831. Edition der letztwilligen Verfügungen der regierenden albertinischen Wettiner mit ergänzenden Quellen, Leipzig 2018.

Werke Hochverdientes Ehren= und Liebes=Denkmal Dem weyland Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Herrn Johann Adolph, Herzogen zu Sachsen=Querfurt und Weißenfels etc. aufgerichtet von der Hinterlassenen Hochfürstlichen Frauen Wittwe … Frauen Friederiken, Gebohrnen Herzogin zu Sachsen=Gotha und Altenburg, Gotha [1748].

Literatur Gottlob Traugott Gabler, Die Fürstengruft auf Neu=Augustusburg. Oder: Die Herzöge von Sachsen=Weißenfels und Querfurth, Weißenfels 1844; Hermann Gutbier, Das Erlöschen des Herzogshauses Sachsen-Weißenfels und der Hof der Herzoginwitwe Friederike zu Langensalza, Langensalza 1889; Roswitha Jacobsen, Zu Geschichte und Bestand zweier aufgelöster Weißenfelser Bibliotheken des 17. und 18. Jahrhunderts, in: Klaus Garber (Hg.), Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit, Bd. 2, Tübingen 1998, S. 616-634; Katrin Mörstedt, Friederike, Prinzessin von Sachsen-Gotha-Altenburg und letzte Herzogin von Sachsen-Weißenfels 1715-1775, Bad Langensalza 2001 (P); Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, hrsg. vom Museumsverbund „Die Fünf Ungleichen e.V.“ und dem Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Petersberg 2007; Anne-Simone Knöfel, Dynastie und Prestige. Die Heiratspolitik der Wettiner, Köln/Weimar/Wien 2009.

Porträt Friderica. Verwitbete Herzogin zu Sachsen-Querfurth und Weißenfels, gebohrne Prinzessin zu Sachsen-Gotha, Johann Martin Bernigeroth, 1750, Kupferstich/Radierung, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur A 18371, Inventar-Nr. I 11455 (Bildquelle) [CC BY-SA 4.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Attribution 4.0 Namensnennung-Share Alike 4.0 International License].

Jochen Vötsch
5.2.2024


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Friederike von Sachsen-Gotha,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24379 [Zugriff 1.9.2024].

Friederike von Sachsen-Gotha



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10001 Ältere Urkunden; 10026 Geheimes Kabinett; Jochen Vötsch (Hg.), Sächsische Fürstentestamente 1652-1831. Edition der letztwilligen Verfügungen der regierenden albertinischen Wettiner mit ergänzenden Quellen, Leipzig 2018.

Werke Hochverdientes Ehren= und Liebes=Denkmal Dem weyland Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Herrn Johann Adolph, Herzogen zu Sachsen=Querfurt und Weißenfels etc. aufgerichtet von der Hinterlassenen Hochfürstlichen Frauen Wittwe … Frauen Friederiken, Gebohrnen Herzogin zu Sachsen=Gotha und Altenburg, Gotha [1748].

Literatur Gottlob Traugott Gabler, Die Fürstengruft auf Neu=Augustusburg. Oder: Die Herzöge von Sachsen=Weißenfels und Querfurth, Weißenfels 1844; Hermann Gutbier, Das Erlöschen des Herzogshauses Sachsen-Weißenfels und der Hof der Herzoginwitwe Friederike zu Langensalza, Langensalza 1889; Roswitha Jacobsen, Zu Geschichte und Bestand zweier aufgelöster Weißenfelser Bibliotheken des 17. und 18. Jahrhunderts, in: Klaus Garber (Hg.), Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit, Bd. 2, Tübingen 1998, S. 616-634; Katrin Mörstedt, Friederike, Prinzessin von Sachsen-Gotha-Altenburg und letzte Herzogin von Sachsen-Weißenfels 1715-1775, Bad Langensalza 2001 (P); Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, hrsg. vom Museumsverbund „Die Fünf Ungleichen e.V.“ und dem Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Petersberg 2007; Anne-Simone Knöfel, Dynastie und Prestige. Die Heiratspolitik der Wettiner, Köln/Weimar/Wien 2009.

Porträt Friderica. Verwitbete Herzogin zu Sachsen-Querfurth und Weißenfels, gebohrne Prinzessin zu Sachsen-Gotha, Johann Martin Bernigeroth, 1750, Kupferstich/Radierung, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur A 18371, Inventar-Nr. I 11455 (Bildquelle) [CC BY-SA 4.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Attribution 4.0 Namensnennung-Share Alike 4.0 International License].

Jochen Vötsch
5.2.2024


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Friederike von Sachsen-Gotha,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24379 [Zugriff 1.9.2024].