Ernst Saegenschnitter
S. war Restaurator an der Universitätsbibliothek Leipzig und nach dem Wegfall des Oberbibliothekar-Amts erster stellvertretender Bibliotheksdirektor dieses Hauses überhaupt. – Nach dem Besuch der Oberrealschule in Bitterfeld nahm S. eine Ausbildung zum Buchbinder in Wittenberg auf, an die sich ein Fachschulstudium an der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig anschloss. Hier gehörten u.a.
Richard Berthold und Hans Dannhorn zu seinen akademischen Lehrern. Nach einer nicht näher datierten Hilfsarbeitertätigkeit im Kupferstich-Kabinett Berlin, wo er u.a. bei
Heinrich Wölfflin und
Elfried Bock hospitierte, wechselte S. spätestens zu Beginn des Jahres 1911 wieder nach Leipzig zurück. Bis 1932 war er dort mit der Restaurierung der „Sammlungen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels“ beauftragt und übernahm danach die Leitung der Sammlung von ihrem bisherigen Bibliothekar Johann Goldfriedrich. S. amtierte als Bibliotheksleiter bis zur völligen Zerstörung der Sammlungen am 4.12.1943. – Während des Zweiten Weltkriegs war S. den Ersatztruppen zugeordnet, trat jedoch nie in den aktiven Kriegsdienst ein. Nach einer vorherigen Beurlaubung erfolgte am 28.3.1945 die Entlassung aus der Wehrmacht. S. war zu keiner Zeit Mitglied der NSDAP und auch vor 1933 parteipolitisch nicht organisiert. 1946/47 trat er der SED bei, aus der er jedoch schon 1950/51 bei der Parteiüberprüfung wieder ausgeschlossen wurde. Zeitlich fiel der Eintritt ins parteipolitische Leben mit S.s Rückkehr in die bibliothekarische Praxis zusammen: Nach einer etwa anderthalbjährigen Mitarbeit als Sachbearbeiter Wohnungswesen im „Antifaschistischen Block“ Leipzig-Sellerhausen trat er zum 1.7.1947 seine Tätigkeit als Kustos und Restaurator der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Leipzig an. Mit dem seit 1948 amtierenden kommissarischen Direktor der Universitätsbibliothek und zugleich Abgeordneten der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag Karl Buchheim verband ihn bald eine enge Freundschaft, die S., nach Angaben Buchheims, mit der Universitätsparteileitung zunehmend in Konflikt brachte. Inwieweit diese Vermutung mit dem letztlich vollzogenen Parteiausschluss in Zusammenhang steht, muss jedoch offen bleiben. S.s beruflicher Werdegang nahm durch den Ausschluss aus der SED indes keinen Schaden: Im April 1950 erfolgte trotz fehlender bibliothekarischer Examina die vorläufige Ernennung zum Stellvertreter des kommissarischen Direktors Helmut Mogk, die mit dessen endgültiger Ernennung zum ordentlichen Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig ebenfalls entfristet wurde. Seine Funktion als Kustos und Restaurator der Handschriftenabteilung behielt S. unverändert bei. – In den objektiv wie auch politisch schwierigen Nachkriegsjahren lag S.s Verdienst v.a. in der Koordination und Durchführung des Bestandsschutzes an der Universitätsbibliothek Leipzig. So geht auf ihn nicht nur die Restaurierung dortiger Zimelien wie dem Pergamentexemplar der
Gutenberg-Bibel zurück, sondern auch die Einrichtung und technische Aufrüstung der Fotostelle, durch die bereits früh die Schonung von Originalen und Handschriften erreicht wurde. S. schied zum 31.12.1955 aus Altersgründen aus dem Bibliotheksdienst aus.
Quellen Universität Leipzig, Universitätsarchiv, Personalakten.
Werke J. G. Calve, 1786-1936. 150 Jahre Buchhandlung in der Universitätsstadt Prag, 1936; Buchdruck und Buchhandel in Weisenfels, Prag 1936; Der Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1940.
Literatur K. Buchheim, Eine sächsische Lebensgeschichte, München 1996.
Hassan Soilihi Mzé
9.3.2015
Empfohlene Zitierweise:
Hassan Soilihi Mzé, Artikel: Ernst Saegenschnitter,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/26033 [Zugriff 2.11.2024].
Ernst Saegenschnitter
Quellen Universität Leipzig, Universitätsarchiv, Personalakten.
Werke J. G. Calve, 1786-1936. 150 Jahre Buchhandlung in der Universitätsstadt Prag, 1936; Buchdruck und Buchhandel in Weisenfels, Prag 1936; Der Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1940.
Literatur K. Buchheim, Eine sächsische Lebensgeschichte, München 1996.
Hassan Soilihi Mzé
9.3.2015
Empfohlene Zitierweise:
Hassan Soilihi Mzé, Artikel: Ernst Saegenschnitter,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/26033 [Zugriff 2.11.2024].