Emma Körner

Die gebildete K. beschäftigte sich auf vielfältige Weise mit den schönen Künsten und wurde besonders für ihre Fähigkeiten auf dem Gebiet der Malerei gelobt. – Als Tochter des Juristen und Schriftstellers Christian Gottfried Körner wuchs K. in einem bildungsbürgerlichen Elternhaus auf. K.s Eltern waren wenige Jahre vor ihrer Geburt von Leipzig nach Dresden gezogen. Im dortigen Haus der Familie am Kohlmarkt in der Dresdner Neustadt sowie im Sommerhaus in Loschwitz verkehrten zahlreiche Vertreter der geistigen Elite Deutschlands, was das Körnersche Haus zum Zentrum des geistig-kulturellen Lebens in Dresden machte. Christian Gottfried Körner förderte talentierte Literaten und war ein Vertrauter Friedrich Schillers, der zwischen 1785 und 1787 mit im Haus der Familie wohnte. Diese Atmosphäre, die geprägt war von der Diskussion über Literatur, Malerei, Musik und Philosophie, hatte prägenden Einfluss auf K. Eine enge Verbindung hatte K. v.a. zu ihrer Tante, der Pastellmalerin Dora Stock, die zeitlebens unverheiratet im Haus der Körners in Dresden lebte und daher K. und ihren Bruder Karl Theodor mit erzog. Sie brachte ihnen das Malen und Zeichnen bei. Da Dora eine Leidenschaft für die Schauspielerei und das Theater hegte, übte sie mit ihnen Theaterstücke ein, die sie im Haus der Familie Körner vorführten. K. bekam Gesangsunterricht und zu ihren bevorzugten Beschäftigungen gehörte das Tanzen. Häufig begleitete sie Stock in die Dresdner Gemäldegalerie, wo sich auch K. mit dem Kopieren von Kunstwerken beschäftigte. Ab 1803 wuchs sie gemeinsam mit Emma Juliane (gen. Julie) Kunze auf, die als Pflegetochter nach dem Tod ihres Vaters Johann Friedrich Kunze nach Dresden kam. Stock zeichnete K. bereits als Zweijährige, wie sie auf einem Küchenstuhl steht, während die Mutter ihr Halt gibt (Zeichnung heute verschollen). 1804 entstand ein Pastellporträt der sechszehnjährigen K. in Lebensgröße (Stadtmuseum Dresden), das den Eindruck vermittelt, als sei sie mitten in der Bewegung, etwa beim Tanzen, festgehalten worden. K. war belesen und besaß auch für Politik reges Interesse. Mit Johann Wolfgang von Goethe, der bereits während seiner Studienzeit in Leipzig bei K.s Großvater Johann Michael Stock Unterricht im Zeichnen und Kupferstechen erhalten hatte, tauschte K. Briefe aus. 1811 schickte er ihr eine Ausgabe seiner Werke. Eine Freundschaft verband die Familie Körner darüber hinaus mit dem bekannten Maler Anton Graff, der seit 1766 Hofmaler in Dresden war. Er hatte die Eltern mehrfach porträtiert. Wie Stock wurde auch K. in ihrem künstlerischen Schaffen von Graff beeinflusst und kopierte Gemälde des Künstlers. Von K. stammt u.a. ein bekanntes Porträt Karl Theodor Körners in der Uniform des Lützower Freikorps, das 1814 auf der Berliner Akademieausstellung gezeigt, mehrfach kopiert sowie in druckgrafischen Reproduktionen verbreitet wurde und sich heute im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig befindet. Darüber hinaus schuf K. spätestens 1812 ein posthumes Porträt Schillers, das sie seiner Witwe Charlotte Schiller schenkte und das sich heute im Schiller-Nationalmuseum in Marbach/Neckar befindet. – Der Tod ihres Bruders, der während der Befreiungskriege gegen Napoleon im Freikorps von Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow kämpfte und im August 1813 fiel, erschütterte K., die von diesem Verlust tief getroffen nur etwa anderthalb Jahre nach ihrem Bruder an den Masern verstarb. K. wurde an der Seite ihres Bruders in Wöbbelin beerdigt, wo später auch ihre Eltern und Stock beigesetzt wurden. Der überwiegende Teil der Werke, die von K. als Künstlerin bekannt waren, befand sich im Körnermuseum, das von Emil Peschel 1875 im ehemaligen Wohnhaus der Familie Körner gegründet und im Zuge der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg 1945 zerstört wurde. Erhaltene Werke K.s befinden sich heute u.a. im Dresdner Kügelgenhaus - Museum der Dresdner Romantik.

Quellen Albrecht Weber (Hg.), Briefe der Familie Körner (1804-1815), in: Julius Rodenberg (Hg.), Deutsche Rundschau 15/1878, S. 461-479, 16/1878, S. 115-136.

Werke Miniaturporträt von Friedrich Schiller, spätestens 1812, Gouache auf Pergament, Schiller-Nationalmuseum - Deutsches Literaturarchiv Marbach; Porträt von Theodor Körner in der Uniform eines Lützower Freiwilligen Jägers, 1813/1814, Öl auf Leinwand, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig.

Literatur Gustav Parthey, Jugenderinnerungen. Handschrift für Freunde, Bd. 2, Berlin 1871; Emil Peschel/Eugen Wildenow, Theodor Körner und die Seinen, 2 Bde., Leipzig 1898; Adolf Stoll, Der Maler Joh. Friedrich August Tischbein und seine Familie. Ein Lebensbild nach den Aufzeichnungen seiner Tochter Caroline, Stuttgart 1923; Ekhart Berckenhagen, Anton Graff. Leben und Werk, Berlin 1967; Linda Siegel, Dora Stock. Portrait Painter of the Körner Circle in Dresden (1785-1815), Lewiston/Queenston/Lampeter 1993; Bärbel Kovalevski (Hg.), Zwischen Ideal und Wirklichkeit. Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, Ostfildern-Ruit 1999. – DBA II; Chris Petteys, Dictionary of Women Artists. An international dictionary of women artists born before 1900, Boston 1985, S. 406; Thieme/Becker Bd. 21, Leipzig 1999, S. 180; Jochen Schmidt-Liebich, Lexikon der Künstlerinnen 1700-1900. Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2005, S. 245.

Porträt Selbstbildnis, Emma Körner, [1813], Ölgemälde, Museen der Stadt Dresden, Körnermuseum, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Fotografie: Walter Möbius, 1933 (Bildquelle).

Alana Möller
9.12.2020


Empfohlene Zitierweise:
Alana Möller, Artikel: Emma Körner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29089 [Zugriff 22.11.2024].

Emma Körner



Quellen Albrecht Weber (Hg.), Briefe der Familie Körner (1804-1815), in: Julius Rodenberg (Hg.), Deutsche Rundschau 15/1878, S. 461-479, 16/1878, S. 115-136.

Werke Miniaturporträt von Friedrich Schiller, spätestens 1812, Gouache auf Pergament, Schiller-Nationalmuseum - Deutsches Literaturarchiv Marbach; Porträt von Theodor Körner in der Uniform eines Lützower Freiwilligen Jägers, 1813/1814, Öl auf Leinwand, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig.

Literatur Gustav Parthey, Jugenderinnerungen. Handschrift für Freunde, Bd. 2, Berlin 1871; Emil Peschel/Eugen Wildenow, Theodor Körner und die Seinen, 2 Bde., Leipzig 1898; Adolf Stoll, Der Maler Joh. Friedrich August Tischbein und seine Familie. Ein Lebensbild nach den Aufzeichnungen seiner Tochter Caroline, Stuttgart 1923; Ekhart Berckenhagen, Anton Graff. Leben und Werk, Berlin 1967; Linda Siegel, Dora Stock. Portrait Painter of the Körner Circle in Dresden (1785-1815), Lewiston/Queenston/Lampeter 1993; Bärbel Kovalevski (Hg.), Zwischen Ideal und Wirklichkeit. Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, Ostfildern-Ruit 1999. – DBA II; Chris Petteys, Dictionary of Women Artists. An international dictionary of women artists born before 1900, Boston 1985, S. 406; Thieme/Becker Bd. 21, Leipzig 1999, S. 180; Jochen Schmidt-Liebich, Lexikon der Künstlerinnen 1700-1900. Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2005, S. 245.

Porträt Selbstbildnis, Emma Körner, [1813], Ölgemälde, Museen der Stadt Dresden, Körnermuseum, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek, Fotografie: Walter Möbius, 1933 (Bildquelle).

Alana Möller
9.12.2020


Empfohlene Zitierweise:
Alana Möller, Artikel: Emma Körner,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29089 [Zugriff 22.11.2024].