Clara Bondi

In den wenigen vorliegenden Berichten wird B. als tugendhafte und bescheidene Frau beschrieben. Sie galt als gebildet und soll über umfassende Kenntnisse der französischen, englischen und italienischen Sprache und Literatur verfügt haben. B. engagierte sich sowohl innerhalb der Familie als auch in der jüdischen Gemeinde für Bildung und Wohltätigkeit, war darüber hinaus aber auch um ihre nichtjüdischen Mitmenschen bemüht. Sie ist exemplarisch als jüdische Vertreterin des Bildungsbürgertums in Dresden zu werten. – B. verbrachte ihr gesamtes Leben in Dresden. Sie heiratete ihren Cousin Markus David Bondi, dessen Tätigkeit als Bankier der Familie einen gehobenen Lebensstandard ermöglichte. Die Ehe selbst blieb kinderlos, allerdings nahmen B. und ihr Mann ein Pflegekind auf: Lina (Caroline), die Tochter der verwitweten und verarmten Bella Nachod (geb. Liebling). Nach dem Tod ihres Mannes erhielt B. am 20.3.1862 den Bürgerschein der Stadt Dresden. – Bereits frühzeitig beteiligte sich B. privat an den innerjüdischen Diskursen über Reform und Modernisierung des Judentums, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stattfanden. U.a. gehörte sie zu den Subskribenten deutschsprachiger Predigten, befasste sich mit der neueren jüdischen Literatur und orientierte sich am Habitus und Bildungsideal des Dresdner Bürgertums. Außerdem war B. Mitglied im Dresdner Mendelssohnverein, der 1829 von einer Gruppe junger, reformorientierter Juden um Bernhard Beer auch in der Absicht gegründet worden war, den Prozess der rechtlichen Gleichstellung der sächsischen Juden zu befördern. – Das Haus von B. und ihrem Mann galt als ein Anlaufpunkt für jüdische Reformer. Zu den Besuchern zählte u.a. der Hamburger Reformrabbiner Eduard Kley. Auch unterhielt das Ehepaar freundschaftliche Kontakte zur Familie Philippson und gewährte sowohl dem Dessauer Reformer Moses Philippson als auch dessen Söhnen Phöbus und Ludwig finanzielle Unterstützung. Phöbus Philippson widmete B. 1859 zum Dank seine Novelle „Der unbekannte Rabbi“. Darüber hinaus engagierte sich B. im sozialen Bereich innerhalb der Israelitischen Gemeinde in Dresden. Sie war Mitglied im Israelitischen Frauenverein und betätigte sich in der Armenpflege. Sie errichtete mehrere wohltätige Stiftungen, wie die Clara-Bondi-Stiftung (1860), die Esther-Bondi-Stiftung (1863) und die Wolf-Bondi-Stiftung (1863). 1865 beteiligte sich B. zudem an einer Stiftung zum Andenken ihres Bruders Marcus, aus der unabhängig von ihrer Konfession und Herkunft mittellose Studenten der Bergakademie Freiberg Stipendien ausgezahlt wurden. Die 1869 von B. testamentarisch eingerichtete Marcus-Bondi-Stiftung unterstützte sowohl jüdische als auch christliche Bedürftige. Im selben Jahr errichtete Rosalie Zunz, geb. Bondi, zur Erinnerung an ihre Tante eine weitere Clara-Bondi-Stiftung.

Quellen Leo Baeck Institute New York/Jüdisches Museum Berlin, Elias Bondi Collection; Stadtarchiv Dresden, 2.3.9. Gewerbeamt A, Nr. B.5576.

Literatur Dem Andenken an die verklärte Frau Clara verw. B., in: Dresdner Anzeiger 8.6.1869, S. 14; Allgemeine Zeitung des Judenthums 22.6.1869, S. 492f. (Nachruf); W. Landau, Des Gerechten Tod und Ehre (Gedächtnispredigt), in: Bibliothek jüdischer Kanzelredner. Homiletisches und literarisches Beiblatt 2/1872, S. 22-24, 37-40; L. Philippson, Aus meiner Knabenzeit, in: Allgemeine Zeitung des Judenthums 19.1.1888, S. 45-47; S. Lässig, Die Familie Bondi, in: N. Goldenbogen/H.-J. Aris (Hg.), Einst & jetzt. Zur Geschichte der Dresdner Synagoge und ihrer Gemeinde, Dresden 2001, S. 128-131; Die Familie Bondi, in: Der Alte Jüdische Friedhof in Dresden, hrsg. von HATIKVA. Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur e.V., Teetz 2002, S. 111 (Grabinschrift); S. Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum, Göttingen 2004.

Daniel Ristau
16.7.2009


Empfohlene Zitierweise:
Daniel Ristau, Artikel: Clara Bondi,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22551 [Zugriff 29.3.2024].

Clara Bondi



Quellen Leo Baeck Institute New York/Jüdisches Museum Berlin, Elias Bondi Collection; Stadtarchiv Dresden, 2.3.9. Gewerbeamt A, Nr. B.5576.

Literatur Dem Andenken an die verklärte Frau Clara verw. B., in: Dresdner Anzeiger 8.6.1869, S. 14; Allgemeine Zeitung des Judenthums 22.6.1869, S. 492f. (Nachruf); W. Landau, Des Gerechten Tod und Ehre (Gedächtnispredigt), in: Bibliothek jüdischer Kanzelredner. Homiletisches und literarisches Beiblatt 2/1872, S. 22-24, 37-40; L. Philippson, Aus meiner Knabenzeit, in: Allgemeine Zeitung des Judenthums 19.1.1888, S. 45-47; S. Lässig, Die Familie Bondi, in: N. Goldenbogen/H.-J. Aris (Hg.), Einst & jetzt. Zur Geschichte der Dresdner Synagoge und ihrer Gemeinde, Dresden 2001, S. 128-131; Die Familie Bondi, in: Der Alte Jüdische Friedhof in Dresden, hrsg. von HATIKVA. Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur e.V., Teetz 2002, S. 111 (Grabinschrift); S. Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum, Göttingen 2004.

Daniel Ristau
16.7.2009


Empfohlene Zitierweise:
Daniel Ristau, Artikel: Clara Bondi,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22551 [Zugriff 29.3.2024].