Caroline Marcus

Caroline Marcus gehörte neben Eleonore Hirsch, Eleonore Boas und Henriette Goldschmidt zu den weiblichen Gründungsmitgliedern der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig und war später als Witwe sowohl Vorsteherin einer kinderreichen Familie als auch Inhaberin einer jüdischen Speisewirtschaft. – Die in Fürth geborene Marcus lebte vermutlich seit 1808 in Leipzig und ehelichte hier im gleichen Jahr den Schächter und Inhaber einer Garküche, Abraham Marcus. Dieser konnte spätestens seit August 1819 eine Aufenthaltsgenehmigung vorweisen. Nach seinem Tod 1827 setzte Marcus das Geschäft ihres Gatten zunächst weiter fort, wozu sie laut ihren Angaben auch ausdrücklich konzessioniert gewesen sei. Als die Leipziger Sicherheitsbehörde sie jedoch 1835 zum Verlassen der Stadt aufforderte, wandte sich Marcus hilfesuchend an den Stadtrat. Wie sie in ihrem Schreiben vom 18.9.1835 ausführte, war sie sich nicht bewusst, zu einer derartigen Maßregel Veranlassung gegeben zu haben, und bat um die Gewährung des weiteren Aufenthalts in Leipzig für sich sowie für die zahlreichen Kinder, die sich mit ihr in der Stadt befanden. Auf die daraufhin durch den Magistrat nochmals erbetenen Personenauskünfte hin bescheinigte die Sicherheitsbehörde der Familie im Dezember 1835, niemals negativ aufgefallen zu sein. Die familiären Vermögensverhältnisse wurden als nicht herausragend, aber solide eingestuft. Zunächst scheint es dennoch zu Problemen gekommen zu sein, da die Behörden Marcus vorwarfen, keine Lizenz zur Fortführung der Speisewirtschaft ihres Manns besessen zu haben. Diese Genehmigung wie auch die zur weiteren Anwesenheit in Leipzig erhielt sie aber dann im März 1836 durch das Ministerium des Innern erteilt. Unterstützung beim Führen ihrer Wirtschaft erhielt die Witwe und vielfache Mutter auch durch ihre jüngere Schwester Fanny sowie den ältesten Sohn Adolph, der in Gießen zum Mediziner promoviert wurde. Der von Abraham Marcus hinterlassene Betrieb diente als Haupteinnahmequelle zum Lebensunterhalt für die Großfamilie. Marcus selbst trat auch als eine von wenigen Frauen bei der Vorbereitung der Leipziger Gemeindegründung in Erscheinung. 1871 starb sie hochbetagt in ihrer Wahlheimat.

Quellen Stadtarchiv Leipzig, 0006 Leichenschreiberei, Leichenbuch Reg.-Nr. 52 (1871), 0008 Ratsstube, II. Sektion J 290, M 1519; Bernhard Hirschel, Meine Lebensgeschichte [MS, Leo Baeck Institute Archive, LBI Memoir Collection, ME 316a].

Literatur Josef Reinhold, Die Entstehung einer jüdischen Großgemeinde. Vor 150 Jahren konstituierte sich die israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig, in: Sächsische Heimatblätter 43/1997, H. 3, S. 117-141; ders., Zwischen Aufbruch und Beharrung. Juden und jüdische Gemeinde in Leipzig während des 19. Jahrhunderts, Dresden 1999; Katrin Löffler, Leipzigs alter jüdischer Friedhof im Johannistal, Leipzig 2022.

Lucas Böhme
5.9.2025


Empfohlene Zitierweise:
Lucas Böhme, Artikel: Caroline Marcus,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27908 [Zugriff 6.10.2025].

Caroline Marcus



Quellen Stadtarchiv Leipzig, 0006 Leichenschreiberei, Leichenbuch Reg.-Nr. 52 (1871), 0008 Ratsstube, II. Sektion J 290, M 1519; Bernhard Hirschel, Meine Lebensgeschichte [MS, Leo Baeck Institute Archive, LBI Memoir Collection, ME 316a].

Literatur Josef Reinhold, Die Entstehung einer jüdischen Großgemeinde. Vor 150 Jahren konstituierte sich die israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig, in: Sächsische Heimatblätter 43/1997, H. 3, S. 117-141; ders., Zwischen Aufbruch und Beharrung. Juden und jüdische Gemeinde in Leipzig während des 19. Jahrhunderts, Dresden 1999; Katrin Löffler, Leipzigs alter jüdischer Friedhof im Johannistal, Leipzig 2022.

Lucas Böhme
5.9.2025


Empfohlene Zitierweise:
Lucas Böhme, Artikel: Caroline Marcus,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27908 [Zugriff 6.10.2025].