Anton Musa

M.s Name ist v.a. mit der Förderung, Regulierung und Festigung der Reformation in Jena, Rochlitz und Merseburg verbunden. Seine Tätigkeit als Visitator trug maßgeblich zur Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse in Mitteldeutschland bei. – Über M.s Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. 1506 immatrikulierte er sich an der Universität Erfurt und fand dort Anschluss an humanistische Kreise um Mutianus Rufus, Eobanus Hessus, Johann Lange und Justus Jonas d.Ä.. Besonders enge Verbindungen knüpfte er offenbar zu Hessus, auf den der Namenswechsel von West (Wesch) auf Musa zurückgeht. 1507 erwarb M. das Baccalaureat. Nach zwei weiteren Jahren in Erfurt wechselte er 1509 an die Universität Leipzig. Ab 1514 hielt er sich erneut in Erfurt auf, wurde 1517 Magister artium und am 11.5.1521 auf die Pfarrstelle an der Moritzkirche berufen. Später amtierte er an der Augustinerkirche. – In jener Zeit trat M. bereits sehr deutlich als Anhänger Martin Luthers in Erscheinung. Belegt sind briefliche Kontakte, aber auch persönliche Begegnungen mit dem Reformator in Wittenberg. Der günstige Eindruck, den M. in Wittenberg hinterließ, führte dazu, ihm die Bekämpfung der von dem Prediger Martin Reinhart ausgehenden radikalreformatorischen Tendenzen in Jena anzuvertrauen. Nachdem Reinhart wegen seiner Nähe zu Andreas Bodenstein (gen. Karlstadt) und Thomas Müntzer am 23.10.1524 aus Jena vertrieben worden war, übernahm M. dessen Predigtamt. Da er die kirchlichen Zustände in Jena als außerordentlich unübersichtlich empfand, versuchte er nicht nur durch seine Predigten, sondern auch durch die Etablierung einer evangelischen Kirchenmusik die Volksfrömmigkeit im Sinne der Wittenberger Reformatoren zu heben. Dazu bat M. in Erfurt um den Druck einiger von Luther stammender Lieder für den Gemeindegesang. Der Impuls führte noch 1524 zur Herausgabe des Erfurter „Enchiridion oder Handbüchlein geistlicher Gesänge und Psalmen“, das den Beginn einer langen Tradition protestantischer Gesangbücher markiert. Unabhängig davon trug der musikalisch begabte M. auch mit der Eigenkomposition mehrerer deutscher Motetten zur Entwicklung einer reformatorischen Singbewegung bei. – Nachdem M. 1526 Luthers Deutsche Messe in Jena eingeführt hatte, wurde er am 17.8.1527 nun auch offiziell zum Stadtpfarrer bestellt. Als einer der ersten vom Landesherrn eingesetzten Superintendenten erhielt er zugleich die Aufsicht über die Geistlichen in den Ämtern Jena und Eisenberg sowie im Stift Bürgel. 1529 erweiterte sich sein Sprengel noch um die Ämter Stadtroda, Leuchtenburg, Kahla und Orlamünde. Außerdem wurde M. aufgrund seiner Erfahrung mehrfach mit Visitationsaufgaben betraut. So gehörte er zwischen 1528 und 1533 den Visitationskommissionen für die Gegenden um Altenburg und Zwickau sowie für das Vogtland an. Dabei betrachtete er es als zentrale Aufgabe, die neue Kirchenorganisation auf eine solide personelle Basis zu stellen. Als gründlicher Examinator der Ortsgeistlichen bekannt, bemühte sich M. intensiv um den Austausch unfähiger Pfarrer. Über persönliche Empfehlungen nahm er Einfluss auf die Besetzung verschiedener geistlicher Stellen im Kurfürstentum Sachsen. Unnachgiebig zeigte sich M. gegenüber der Täuferbewegung, die 1535 die Gegend um Kahla erfasste. Nach einem Gutachten M.s und Philipp Melanchthons wurde an drei gefangenen Täufern die Todesstrafe vollzogen. Die von der Geistlichkeit häufig geäußerte Sorge um eine angemessene Versorgung konnte M. insofern gut nachvollziehen, als er selbst in Jena in problematischen finanziellen Verhältnissen lebte. Ob dies zur Aufgabe seines Pfarramts 1536 beitrug, ist nicht bekannt. – M. blieb trotzdem auch weiterhin ein „Mann des Aufbaus“. Von Kurfürst Johann Friedrich (der Großmütige) zur Unterstützung der reformatorischen Bemühungen der albertinischen Herzogin Elisabeth nach Rochlitz geschickt, wurde M. dort am 10.12.1537 Superintendent und arbeitete an der flächendeckenden Einführung der evangelischen Predigt in Elisabeths Herrschaftsgebiet. So gilt beispielsweise M.s erster Gottesdienst in Geithain am ersten Advent 1539 als Übergang dieser Stadt zur Reformation. Am 28.5.1544 erwarb er das Lizentiat der Theologie in Leipzig und unterstützte anschließend ab Juni des gleichen Jahrs Fürst Georg III. von Anhalt bei der Einführung der Reformation im Hochstift Merseburg. Auch dort fungierte er als Superintendent und Mitbegründer des Merseburger Konsistoriums. Häufig angespannt und überarbeitet wirkend, starb M. im Frühjahr 1547. Sein Todeszeitpunkt wird zwischen dem 5. und 28.5., nach anderen Angaben Anfang Juni 1547 vermutet.

Quellen D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Abt. 4, Briefwechsel, Bd. 1-12, Weimar 1930-1967; Melanchthons Briefwechsel, hrsg. von H. Scheible/C. Mundhenk, Stuttgart 1977-2016; O. Clemen, Briefe von M. an Fürst Georg von Anhalt, in: Archiv für Reformationsgeschichte 9/1912, S. 23-78, ND in: ders., Kleine Schriften zur Reformationsgeschichte (1897-1944), hrsg. von E. Koch, Bd. 4, Leipzig 1984, S. 61-116.

Literatur K. A. H. Burckhardt, Geschichte der sächsischen Kirchen- und Schulvisitationen von 1524 bis 1545, Leipzig 1879 (ND Aalen 1981); G. Planitz, Die Einführung der Reformation in den Ämtern Rochlitz und Kriebstein, in: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte 17/1903, S. 24-141; P. Fleming, Die erste Visitation im Hochstift Merseburg, in: Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen 3/1906, S. 153f.; H. Koch, Antonius M., Jenas erster Superintendent, in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde 42/1940, S. 174-183; R. Jauernig, Antonius M. Ein unermüdlicher Erbauer lutherischen Kirchentums, in: K. Brinkel/H. v. Hintzenstern (Hg.), Luthers Freunde und Schüler in Thüringen, Bd. 1, Berlin 1961, S. 118-131; H. Junghans (Hg.), Das Jahrhundert der Reformation in Sachsen, Leipzig 22005. – BBKL 6, Herzberg 1993, Sp. 370-372.

Porträt Anton M., unbekannter Künstler, Gemälde-Epitaph, Stadtkirche St. Michael Jena.

Michael Wetzel
5.4.2018


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Anton Musa,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2965 [Zugriff 3.12.2024].

Anton Musa



Quellen D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Abt. 4, Briefwechsel, Bd. 1-12, Weimar 1930-1967; Melanchthons Briefwechsel, hrsg. von H. Scheible/C. Mundhenk, Stuttgart 1977-2016; O. Clemen, Briefe von M. an Fürst Georg von Anhalt, in: Archiv für Reformationsgeschichte 9/1912, S. 23-78, ND in: ders., Kleine Schriften zur Reformationsgeschichte (1897-1944), hrsg. von E. Koch, Bd. 4, Leipzig 1984, S. 61-116.

Literatur K. A. H. Burckhardt, Geschichte der sächsischen Kirchen- und Schulvisitationen von 1524 bis 1545, Leipzig 1879 (ND Aalen 1981); G. Planitz, Die Einführung der Reformation in den Ämtern Rochlitz und Kriebstein, in: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte 17/1903, S. 24-141; P. Fleming, Die erste Visitation im Hochstift Merseburg, in: Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen 3/1906, S. 153f.; H. Koch, Antonius M., Jenas erster Superintendent, in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde 42/1940, S. 174-183; R. Jauernig, Antonius M. Ein unermüdlicher Erbauer lutherischen Kirchentums, in: K. Brinkel/H. v. Hintzenstern (Hg.), Luthers Freunde und Schüler in Thüringen, Bd. 1, Berlin 1961, S. 118-131; H. Junghans (Hg.), Das Jahrhundert der Reformation in Sachsen, Leipzig 22005. – BBKL 6, Herzberg 1993, Sp. 370-372.

Porträt Anton M., unbekannter Künstler, Gemälde-Epitaph, Stadtkirche St. Michael Jena.

Michael Wetzel
5.4.2018


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Anton Musa,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2965 [Zugriff 3.12.2024].