Adolph Ernst Hensel

H. studierte 1829 bis 1833 in Leipzig Rechtswissenschaft. Aufgrund seiner Mitgliedschaft in der dortigen Burschenschaft wurde er ebenso wie der spätere Präsident der Ersten Kammer Hermann Gottlob Joseph einer Kriminaluntersuchung unterzogen und 1837 in erster Instanz zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Er wurde von Wilhelm Schaffrath verteidigt und vor dem Oberappellationsgericht freigesprochen. 1839 ließ sich H. als Advokat in Bernstadt nieder. Zeitgleich wurde er dort Stadtrichter und juristisches Ratsmitglied. Im selben Jahr heiratete er Sidonie Braeske, die Tochter des Bernstädter Tuchhändlers und Ratsherrn Karl Friedrich Braeske. Im folgenden Jahr übernahm H. die Verwaltung der Patrimonialgerichte der Rittergüter Obergurig und Cunewalde sowie des Stifts Joachimstein. Beim Landtag 1845/46 konnte H. als städtischer Abgeordneter seiner Heimat in die Zweite Kammer des sächsischen Landtags einziehen. H.s Bruder gehörte dem Landtag bereits seit 1839 an. Anders als dieser, der dem liberalen Rand des „Juste Milieu“ zugerechnet wurde, galt H. den zeitgenössischen Beobachtern als „Doktrinär der Liberalen“ (Bernhard Hirschel), dessen Liberalität ein „Erzeugnis der Bildung“ sei, der aber im Parlament fachkundig zu „juristischen und finanziellen Fragen“ sowie über das Bildungswesen Stellung beziehe. Nach dem Ende dieses Parlaments ehrte ihn am 11.7.1846 ein Festkomitee seiner Wähler mit einer Feier im Zittauer Rathaus. Die Stadt Zittau erkor ihn zum besoldeten Stadtrat, so dass er dorthin übersiedelte. Außerdem war H. Mitglied des sächsischen Unterhauses bei den außerordentlichen Landtagen der Jahre 1847 und 1848. Allerdings nahm er im Revolutionsjahr sein Mandat nicht wahr, da er, der schon dem Frankfurter Vorparlament angehört hatte, auch als Kandidat der Vaterlandsvereine in die Paulskirche gewählt worden war. Statt H. zog daher sein Stellvertreter, der Zittauer Gerichtsdirektor und Advokat Gustav Woldemar Kretzschmar, in die Zweite Kammer ein. H. ließ sich aber im Dezember 1848 als Kandidat des Vaterlandsvereins in Bernstadt erneut in die Zweite Kammer wählen, nunmehr nach dem liberalen Wahlrecht. Diesem Landtag, der sich um die Einführung des Parlamentarismus in Sachsen bemühte und die Anerkennung der Paulskirchenverfassung vom sächsischen König Friedrich August II. erzwingen wollte, stand H. als Präsident vor. Nach der Auflösung des Parlaments am 28.4.1849 und der Niederschlagung des Dresdner Maiaufstands bis zum 9. dieses Monats wurde am 28.5. auch H. verhaftet und wegen hochverräterischer „aufreizender Reden“ angeklagt. Nach längerer Untersuchungshaft, u.a. vier Monate auf Schloss Hubertusburg, wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Im folgenden Jahr verlor er dennoch sein Zittauer Stadtratsamt und eröffnete deshalb in Zittau eine Rechtsanwaltskanzlei. Seine Gesundheit verschlechterte sich jedoch zunehmend. Nachdem eine seiner Töchter im Spätsommer 1861 gestorben war, verschlimmerte sich seine Krankheit und er verschied nach wenigen Monaten. H. wurde sechs Tage später in Bernstadt unter dem Geleit der dortigen Stadtverordneten, des Stadtrats und unter Anteilnahme zahlreicher weiterer Trauernder beigesetzt.

Werke Antrag auf Herausgabe einer Zeitschrift des allgemeinen Advocaten-Vereins, Zittau 1857.

Literatur C. Freudenberg, Tafellieder beim Festmahle zur Begrüßung des Abgeordneten H. bei seiner Rückkehr vom Landtage 1845-46, Löbau 1846; B. Hirschel, Sachsens Regierung, Stände und Volk, Mannheim 1846, S. 63-66, 101f.; H. Hoffmann, Zittau in den Revolutionsjahren 1848/1849, in: Zittauer Geschichtsblätter NF 1/1993, H. 2, S. 5f.; T. Tonndorf, Die sächsischen Abgeordneten der Frankfurter Vor- und Nationalversammlung, Diss. Dresden 1993, S. 185f.; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 67f. (Bildquelle). – DBA III; H. Best/W. Weege, Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, Düsseldorf 1996, S. 176.

Josef Matzerath
21.7.2008


Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Adolph Ernst Hensel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16592 [Zugriff 22.12.2024].

Adolph Ernst Hensel



Werke Antrag auf Herausgabe einer Zeitschrift des allgemeinen Advocaten-Vereins, Zittau 1857.

Literatur C. Freudenberg, Tafellieder beim Festmahle zur Begrüßung des Abgeordneten H. bei seiner Rückkehr vom Landtage 1845-46, Löbau 1846; B. Hirschel, Sachsens Regierung, Stände und Volk, Mannheim 1846, S. 63-66, 101f.; H. Hoffmann, Zittau in den Revolutionsjahren 1848/1849, in: Zittauer Geschichtsblätter NF 1/1993, H. 2, S. 5f.; T. Tonndorf, Die sächsischen Abgeordneten der Frankfurter Vor- und Nationalversammlung, Diss. Dresden 1993, S. 185f.; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 67f. (Bildquelle). – DBA III; H. Best/W. Weege, Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, Düsseldorf 1996, S. 176.

Josef Matzerath
21.7.2008


Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Adolph Ernst Hensel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16592 [Zugriff 22.12.2024].