Levy Bendix
Levy Bendix agierte erfolgreich als Kaufmann, sodass ihm eine frühzeitige Übergabe des Geschäfts an zwei seiner Söhne möglich war und er sich neben weiteren Mitstreitern stark bei der Formierung der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig einbringen konnte. Insofern steht sein Name exemplarisch für die vor 1790 geborenen Zuwanderer unter den Gründungsvätern der jüdischen Gemeinde Leipzigs, die die Vorsteher vor der offiziellen Gemeindegründung stellten. – Bendix arbeitete als Kaufmann für Seidenwaren zunächst in
Dessau, dürfte sich aber spätestens seit den 1830er-Jahren regelmäßig in Leipzig aufgehalten haben. Schon frühzeitig übergab er den Handel für französische und schweizerische Seidenbänder mit Sitz in der Leipziger Reichsstraße an seine beiden Söhne
Kaufmann und
Adolph Bendix und widmete sich verstärkt dem Engagement für die jüdische Gemeinde. Nach einer Maßgabe des Dresdner Ministeriums für Kultus und öffentlichen Unterricht in Leipzig einen jüdischen Religionsvorstand zu bilden, wurde Bendix Ende 1835 als Vorsteher in den Gemeindevorstand gewählt. Da er in der Wahrnehmung offenbar auch das Kriterium des „angesehenen Familienvaters“ erfüllte, berief ihn eine Gemeindeversammlung am 30.1.1836 außerdem an der Seite des Beisitzers Adolph Meyer in den Religionsvorstand, der fortan als Vertretung der Leipziger „Schutzjuden“ auftrat. Der überlieferte Schriftsatz trägt auch die Unterschriften der Söhne von Bendix, Louis und Adolph Bendix. In seiner Funktion setzte sich Bendix durch Verhandlungen mit dem Oberrabbiner Zacharias Frankel und auswärtigen Messejuden für die Errichtung einer zentralen Synagoge in Leipzig ein, um die verschiedenen Betstätten der Stadt zu bündeln. Dieses Ziel verfolgte er auch durch seine Aktivität im sog. Central-Comité der allgemeinen Synagoge, das Ende 1837 gegründet wurde. Obwohl Leipzigs Stadtverordnete nach längeren Verhandlungen sogar der unentgeltlichen Bereitstellung eines Grundstücks zustimmten, scheiterte der Plan an zu großen Differenzen bei Fragen der Kultausübung. Vermutlich altersbedingt war Bendix nach der offiziellen Gründung der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig im Juni 1847 nicht mehr in deren Vorstand aktiv. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er den Adressbüchern nach als Privatier mit Anschrift Reichsstraße 3 im Leipziger Stadtzentrum, dann Roßplatz 7 und laut Leichenbucheintrag schließlich Zeitzer Straße 840 (heute: nördlicher Abschnitt der Karl-Liebknecht-Straße). Bendix verstarb durch Suizid nur wenige Monate nach seiner Ehefrau
Sara und wurde - wie diese - in deren Heimatstadt Dessau bestattet.
Quellen Kopien Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) Jerusalem, D/Le1/9-11; Stadtarchiv Leipzig, 0006 Leichenschreiberei, Geschäftsbücher, Ratsleichenbücher, Reg.-Nr. 621 (1851), 0008 Ratsstube, Titelakten LI, Nr. 91, 0031 Kapitelakten, Kap. 42 F Nr. 1 Bd. 1, Bl. 33, 0036 Polizeiamt, Nr. 49, 0056 Wahl- und Listenamt, Fallakten/Aufnahme- und Bürgerakten Nr. 5154, 5927; Leipziger historische Adressbücher.
Literatur Juden in Leipzig. Eine Dokumentation zur Ausstellung des 50. Jahrestages der faschistischen Pogromnacht, hrsg. vom Rat des Bezirkes Leipzig, Leipzig 1989; Josef Reinhold, Zwischen Aufbruch und Beharrung. Juden und jüdische Gemeinde in Leipzig während des 19. Jahrhunderts, Dresden 1999; Daniel Ristau, Jüdisches Leben in Sachsen vom 17. Jahrhundert bis 1840, in: Gunda Ulbricht/Olaf Glöckner (Hg.), Juden in Sachsen, Leipzig 2013, S. 38-65; Katrin Löffler, Leipzigs alter jüdischer Friedhof im Johannistal, Leipzig 2022.
Lucas Böhme
2.7.2024
Empfohlene Zitierweise:
Lucas Böhme, Artikel: Levy Bendix,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27858 [Zugriff 21.11.2024].
Levy Bendix
Quellen Kopien Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) Jerusalem, D/Le1/9-11; Stadtarchiv Leipzig, 0006 Leichenschreiberei, Geschäftsbücher, Ratsleichenbücher, Reg.-Nr. 621 (1851), 0008 Ratsstube, Titelakten LI, Nr. 91, 0031 Kapitelakten, Kap. 42 F Nr. 1 Bd. 1, Bl. 33, 0036 Polizeiamt, Nr. 49, 0056 Wahl- und Listenamt, Fallakten/Aufnahme- und Bürgerakten Nr. 5154, 5927; Leipziger historische Adressbücher.
Literatur Juden in Leipzig. Eine Dokumentation zur Ausstellung des 50. Jahrestages der faschistischen Pogromnacht, hrsg. vom Rat des Bezirkes Leipzig, Leipzig 1989; Josef Reinhold, Zwischen Aufbruch und Beharrung. Juden und jüdische Gemeinde in Leipzig während des 19. Jahrhunderts, Dresden 1999; Daniel Ristau, Jüdisches Leben in Sachsen vom 17. Jahrhundert bis 1840, in: Gunda Ulbricht/Olaf Glöckner (Hg.), Juden in Sachsen, Leipzig 2013, S. 38-65; Katrin Löffler, Leipzigs alter jüdischer Friedhof im Johannistal, Leipzig 2022.
Lucas Böhme
2.7.2024
Empfohlene Zitierweise:
Lucas Böhme, Artikel: Levy Bendix,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27858 [Zugriff 21.11.2024].