Dedo V.
D. erhielt nach dem Herrschaftsverzicht seines Vaters, des Markgrafen Konrad (I., der Große, der Fromme), Ende November 1156 und der darauffolgenden Länderteilung die Grafschaft Groitzsch und die Herrschaft Rochlitz sowie die Hochstiftsvogtei der Naumburger Bischofskirche. Er begann rasch mit dem inneren Ausbau seiner Besitzungen: Die ehemalige Reichsburg Rochlitz ließ D. auf den neuesten architektonischen und fortifikatorischen Stand bringen. Er schuf sich damit einen repräsentativen Herrschaftsmittelpunkt, von dem aus das umliegende Gebiet durch Rodungen kolonisatorisch erschlossen und aufgesiedelt wurde. So entstand muldeaufwärts die Herrschaft Rochsburg. In der zweiten Hälfte der 1160er-Jahre entschloss sich D. zur Gründung eines Augustiner-Chorherrenstifts in Zschillen. Er wurde dabei vom Lauterberger Propst
Eckehard unterstützt. Wir erfahren davon 1168 aus einer Urkunde des Meißner Bischofs Gerung. Von St. Peter auf dem Lauterberg kam auch der erste Zschillener Propst
Dietrich. Bereits 1174 beurkundete D. die Ausstattung seiner Stiftung, die ihm und seinen Nachkommen fortan Berater in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten und Schriftkundige für seine Kanzlei stellte sowie als gedächtnisstiftende Grabstätte für seine Familie diente. Mit seinem Bruder Markgraf Dietrich (II.) von Landsberg und ihrem Verwandten Erzbischof Wichmann von Magdeburg stand D. in einem engen politischen Verhältnis: Gemeinsam beteiligten sie sich an zahlreichen Heerfahrten und Hoftagen des Kaisers
Friedrich I. (Barbarossa), gemeinsam verhandelten sie im Sommer 1171 in Böhmen mit König
Vladislav I. (II.) in der Angelegenheit des Salzburger Kirchenschismas, gemeinsam kämpften sie 1179 bis 1181 gegen Herzog
Heinrich (der Löwe) und gemeinsam teilten sie Anfang der 1180er-Jahre die den Benediktinern von Nienburg/Saale an der Spree entfremdeten Güter unter sich auf. Als D. 1185/86 seinem Bruder Dietrich als Markgraf der Ostmark/Lausitz nachfolgte, dürfte Wichmann beratend und beim Kaiser vermittelnd im Hintergrund gewirkt haben. 1187 erscheint er als Fürsprecher des Prager Bischofs
Heinrich in dessen Rechtsstreit mit Herzog
Friedrich von Böhmen. Als D. mit seinem Sohn Konrad (II.) von Landsberg Mitte der 1180er-Jahre daran ging, die Ostmark/Lausitz spreeabwärts bis nach „Copnic“ (Köpenick) auszudehnen, wirkte der Magdeburger Erzbischof in der westlichen Nachbarschaft der beiden im Fläming, im Land Dahme und im Teltow sehr aktiv im Landesausbau. Zu seinem älteren Bruder Otto (der Reiche), dem Markgrafen von Meißen, scheint D. in einer gewissen Distanz gestanden zu haben. Weder lässt sich eine engere Zusammenarbeit der beiden nachweisen, noch unterstützte D. Markgraf Otto 1189, als in der Meißner Linie der Familie ein heftiger und ruinöser Nachfolgestreit ausbrach. Im Gegenteil: D. und sein Sohn Konrad, der 1190 seinem Vater als Markgraf der Ostmark folgte, standen auf der Seite des erstgeborenen Albrecht I. (der Stolze), der seinen Vater Otto gefangen genommen hatte. Konrad übernahm sogar die Bewachung des auf der Burg Döben inhaftierten Meißner Markgrafen. – Bei den Vorbereitungen zum Romzug Kaiser
Heinrichs VI. starb D. an den Folgen einer misslungenen „Schönheitsoperation“ und wurde in Zschillen bestattet. Seine Söhne Dietrich von Sommerschenburg und Groitzsch und Konrad von Landsberg folgten ihm in seinen Lehen, Besitzungen und Rechten. Seine Tochter
Agnes heiratete den Grafen
Berthold IV. von Andechs und war die Mutter der heiligen
Hedwig.
Quellen Chronicon Montis Sereni, hrsg. von E. Ehrenfeuchter (MGH SS 23), Hannover 1874, S. 130-226; Genealogia Wettinensis, hrsg. von E. Ehrenfeuchter (MGH SS 23), Hannover 1874, S. 226-230; Codex diplomaticus Anhaltinus, Bd. 5: 1390-1400, hrsg. von O. v. Heinemann, Dessau 1881, Anhang Nr. 4; Die Siegel der Wettiner bis 1324 und der Landgrafen von Thüringen bis 1247, hrsg. von O. Posse, Leipzig 1888; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, I. Hauptteil, Abteilung A, Bd. 2: Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen 1100-1195, hrsg. von O. Posse/H. Ermisch, Leipzig 1889; V. Kadłubek, Chronica Polonorum, hrsg. von M. Plezia, Krakau 1994.
Literatur O. Posse, Die Wettiner, Leipzig/Berlin 1897 (ND Leipzig 1994); W. Schwinkowski, Münz- und Geldgeschichte der Mark Meißen und Münzen der weltlichen Herren nach meißnischer Art (Brakteaten) vor der Groschenprägung, Teil 1: Abbildungstafeln, Frankfurt/Main 1931, Abbildungen Nr. 112; H. Küas/H.-J. Krause (Bearb.), Die Stiftskirche zu Wechselburg, 2 Teile, Berlin 1968-1972; S. Pätzold, Die frühen Wettiner, Köln/Weimar/Wien 1997; M. Lindner, Dietrich, Dedo und Konrad von Landsberg, in: S. Auert-Watzik/H. Mertens (Hg.), Peripherien sächsischer Geschichte, Landsberg 2011, S. 267-290. – ADB 5, S. 17; DBA I.
Porträt Grabmal des Grafen D. V. von Wettin und seiner Gemahlin M., ca. Mitte des 13. Jh., Schlosskirche Wechselburg, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle); J. L. Sponsel, Fürsten-Bildnisse aus dem Hause Wettin, Dresden 1906, Tafel 3.
Michael Lindner
7.2.2012
Empfohlene Zitierweise:
Michael Lindner, Artikel: Dedo V.,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1119 [Zugriff 22.12.2024].
Dedo V.
Quellen Chronicon Montis Sereni, hrsg. von E. Ehrenfeuchter (MGH SS 23), Hannover 1874, S. 130-226; Genealogia Wettinensis, hrsg. von E. Ehrenfeuchter (MGH SS 23), Hannover 1874, S. 226-230; Codex diplomaticus Anhaltinus, Bd. 5: 1390-1400, hrsg. von O. v. Heinemann, Dessau 1881, Anhang Nr. 4; Die Siegel der Wettiner bis 1324 und der Landgrafen von Thüringen bis 1247, hrsg. von O. Posse, Leipzig 1888; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, I. Hauptteil, Abteilung A, Bd. 2: Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen 1100-1195, hrsg. von O. Posse/H. Ermisch, Leipzig 1889; V. Kadłubek, Chronica Polonorum, hrsg. von M. Plezia, Krakau 1994.
Literatur O. Posse, Die Wettiner, Leipzig/Berlin 1897 (ND Leipzig 1994); W. Schwinkowski, Münz- und Geldgeschichte der Mark Meißen und Münzen der weltlichen Herren nach meißnischer Art (Brakteaten) vor der Groschenprägung, Teil 1: Abbildungstafeln, Frankfurt/Main 1931, Abbildungen Nr. 112; H. Küas/H.-J. Krause (Bearb.), Die Stiftskirche zu Wechselburg, 2 Teile, Berlin 1968-1972; S. Pätzold, Die frühen Wettiner, Köln/Weimar/Wien 1997; M. Lindner, Dietrich, Dedo und Konrad von Landsberg, in: S. Auert-Watzik/H. Mertens (Hg.), Peripherien sächsischer Geschichte, Landsberg 2011, S. 267-290. – ADB 5, S. 17; DBA I.
Porträt Grabmal des Grafen D. V. von Wettin und seiner Gemahlin M., ca. Mitte des 13. Jh., Schlosskirche Wechselburg, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle); J. L. Sponsel, Fürsten-Bildnisse aus dem Hause Wettin, Dresden 1906, Tafel 3.
Michael Lindner
7.2.2012
Empfohlene Zitierweise:
Michael Lindner, Artikel: Dedo V.,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1119 [Zugriff 22.12.2024].