Johann Christian Engelschall

E. zählt zusammen mit Christian Lehmann und Christian Meltzer zu den bedeutendsten Vertretern der erzgebirgischen Chronistik im Barockzeitalter. Seinem Schaffen verdankt die sächsische Landesgeschichte wertvolle Zeugnisse über die Gründung und Entwicklung der Exulantensiedlung Johanngeorgenstadt. – E. erwarb seine ersten schulischen Kenntnisse in Oelsnitz/Vogtland und besuchte 1688 bis 1692 die Landesschule Schulpforte. 1696 immatrikulierte er sich als Theologiestudent an der Universität Leipzig. Noch vor Abschluss des Studiums bewarb sich E. um die Pfarrstelle in Johanngeorgenstadt, die er nach bestandener Probepredigt am 19.11.1699 antrat. Parallel dazu führte er sein Studium weiter und erwarb 1701 den akademischen Grad eines Licentiatus theologiae. E.s erste Dienstjahre als Pfarrer fielen mit dem Höhepunkt des Johanngeorgenstädter Bergbaus zusammen, an dessen Erfolgen die unteren sozialen Schichten seiner Meinung nach nur ungenügend beteiligt waren. Folgerichtig entwickelte E. ein konsequentes sozialkritisches Engagement, das in der Hauptsache auf gerechte Löhne und den Schutz kinderreicher Bergarbeiterfamilien abzielte. Ausdruck von E.s Amtsverständnis waren auch seine umfangreichen Kirchenbaumaßnahmen und seine theologischen Publikationen, insbesondere Schriften zur praktischen Bibelauslegung. Überregionale Bekanntheit erlangte er jedoch erst mit der Veröffentlichung seiner „Beschreibung der Exulanten- und Bergstadt Johann Georgen Stadt in Vier Theilen“ von 1723. E. nutzte dabei Vorarbeiten des Rektors der Johanngeorgenstädter Lateinschule Johann Heinrich Hennebach. Als dieser 1719 starb, bot E. dem Stadtrat die Weiterführung der chronistischen Arbeit an. Dazu gestaltete er Hennebachs Manuskript um und fügte eigene Kapitel hinzu. Lebhaftes Interesse brachte E. in seinem Werk v.a. der Gründung Johanngeorgenstadts durch böhmische Exulanten sowie der Bergbaugeschichte entgegen. Besonderer Wert kommt den von E. wiedergegebenen Quellen zum Schicksal der böhmischen Glaubensflüchtlinge zu. Sein ausschmückender Schreibstil und gelegentlich eingestreute belehrende und moralisierende Züge weisen E. als typischen Vertreter barocker Gelehrsamkeit aus. – Ungeachtet eines von großer Tragik geprägten Privatlebens - drei seiner vier Ehefrauen starben kurz nach der Vermählung, die meisten Kinder kurz nach der Geburt - wirkte E. während seiner gesamten 50-jährigen Dienstzeit als hingebungsvoller Prediger und Seelsorger prägend auf die erzgebirgische Volksfrömmigkeit ein. Seine Chronik von Johanngeorgenstadt erschien 1997 als Reprintausgabe.

Werke Kurtze und catechetische Erläuterung der Epistel Pauli an die Römer, Leipzig 1707; Ausführliche Erklärung der I. und II. Epistel Pauli an die Corinther, Leipzig 1712; Beschreibung der Exulanten- und Bergstadt Johann Georgen Stadt in Vier Theilen, Leipzig 1723 (ND Stuttgart 1997); Fragen zur Erklärung des Catechismi Lutheri, Leipzig 1762.

Literatur F. Francke, Zur Gründungsgeschichte von Johanngeorgenstadt, Schneeberg 1854; A. H. Kreyßig, Album der evangelisch-lutherischen Geistlichen im Königreiche Sachsen von der Reformationszeit bis zur Gegenwart, Crimmitschau 1898; E. R. Otto, Die Parochie Johanngeorgenstadt, in: D. G. Buchwald (Hg.), Neue Sächsische Kirchengalerie. Ephorie Schneeberg, Leipzig 1902, Sp. 431-478; O. G. M. Forberger, Johanngeorgenstädter Geschichtsblätter zum 275. Gründungsfest 23.2.1929, Johanngeorgenstadt 1929; R. Jahn, Der Johanngeorgenstädter Chronist E., in: Heimatblätter. Beilage zum Erzgebirgischen Volksfreund Aue 14/1936, Nr. 7; J. Brückner, E. - Pfarrer und Ortschronist von Johanngeorgenstadt, in: Beschreibung der Exulanten- und Bergstadt Johanngeorgenstadt, ND Stuttgart 1997, Anhang, S. 1-8 (WV); F. Teller, Bergbau und Bergstadt Johanngeorgenstadt (1654-1945), Johanngeorgenstadt 2001. – DBA I.

Michael Wetzel
9.4.2013


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Johann Christian Engelschall,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24334 [Zugriff 13.5.2024].

Johann Christian Engelschall



Werke Kurtze und catechetische Erläuterung der Epistel Pauli an die Römer, Leipzig 1707; Ausführliche Erklärung der I. und II. Epistel Pauli an die Corinther, Leipzig 1712; Beschreibung der Exulanten- und Bergstadt Johann Georgen Stadt in Vier Theilen, Leipzig 1723 (ND Stuttgart 1997); Fragen zur Erklärung des Catechismi Lutheri, Leipzig 1762.

Literatur F. Francke, Zur Gründungsgeschichte von Johanngeorgenstadt, Schneeberg 1854; A. H. Kreyßig, Album der evangelisch-lutherischen Geistlichen im Königreiche Sachsen von der Reformationszeit bis zur Gegenwart, Crimmitschau 1898; E. R. Otto, Die Parochie Johanngeorgenstadt, in: D. G. Buchwald (Hg.), Neue Sächsische Kirchengalerie. Ephorie Schneeberg, Leipzig 1902, Sp. 431-478; O. G. M. Forberger, Johanngeorgenstädter Geschichtsblätter zum 275. Gründungsfest 23.2.1929, Johanngeorgenstadt 1929; R. Jahn, Der Johanngeorgenstädter Chronist E., in: Heimatblätter. Beilage zum Erzgebirgischen Volksfreund Aue 14/1936, Nr. 7; J. Brückner, E. - Pfarrer und Ortschronist von Johanngeorgenstadt, in: Beschreibung der Exulanten- und Bergstadt Johanngeorgenstadt, ND Stuttgart 1997, Anhang, S. 1-8 (WV); F. Teller, Bergbau und Bergstadt Johanngeorgenstadt (1654-1945), Johanngeorgenstadt 2001. – DBA I.

Michael Wetzel
9.4.2013


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Johann Christian Engelschall,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24334 [Zugriff 13.5.2024].