Heinrich Butte

B. studierte in Heidelberg, München und Marburg die Fächer Geschichte, Germanistik und Geografie. Im Ersten Weltkrieg diente er als Soldat an der Westfront und trat anschließend 1919 unter dem Direktor Georg Hermann Müller-Benedict die neu eingerichtete Stelle eines Archivars und Bibliothekars an der Stadtbibliothek und dem Stadtarchiv in Dresden an, nachdem er bereits seit 1912 bis zu seinem Fronteinsatz als Volontär an der Landesbibliothek in Kassel tätig gewesen war. B. forcierte die Entwicklung der Stadtbibliothek zu einer wissenschaftlich-öffentlichen Bibliothek und war an der Übernahme einiger großer Bibliotheken beteiligt (insbesondere der Bibliothek der Gehe-Stiftung 1922/23). Durch Ausstellungen, Vorträge und Publikationen in Zeitschriften und Zeitungen machte B. die Öffentlichkeit auf die Belange von Archiv und Bibliothek aufmerksam. Auf seine Initiative hin wurden wertvolle Bestände des Stadtarchivs während des Zweiten Weltkriegs in die Oberlausitz ausgelagert und nach dem Näherkommen der Front wieder zurückgeholt. Damit sicherte er umfangreiche und kostbare Archivalien vor der Vernichtung und Zerstreuung. Auf Anweisung des Dresdner Oberbürgermeisters vom 24.2.1945 wurde B. nach dem Tod Müller-Benedicts die Leitung von Stadtarchiv und Stadtbibliothek sowie der Städtischen Büchereien übertragen. B. war gezwungen, diese Tätigkeiten im Herbst 1945 wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft niederzulegen, blieb aber bis März 1946 noch Angestellter der Stadtbibliothek. Als solcher hielt er zum ersten Todestag Müller-Benedicts eine Gedenkstunde in der Stadtbibliothek ab. – Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde deutlich, dass zwischen der Sächsischen Landesbibliothek und den Städtischen Bibliotheken kein Platz mehr für eine wissenschaftliche Stadtbibliothek war. B. gelang zwar dennoch der zeitweilige Wiederaufbau, aber bereits am 31.10.1951 wurden die Stadtbibliothek endgültig geschlossen und ihre Bestände auf andere Dresdner Bibliotheken verteilt. 1959 kehrte B. in seine Heimatstadt Kassel zurück, wo er vier Jahre später nach langer Krankheit starb. – B.s besonderes Interesse galt der genealogischen Forschung. So war er Leiter der Ortsgruppe Dresden des Vereins „Roland“. Dort erstellte er Karteien zu den Dresdner kirchlichen Wochenzetteln seit 1700 und Bürgerbüchern. Seine Publikationen beschäftigten sich außerdem mit verschiedenen Bücher- und Archivsammlungen. Die 1967 von Herbert Wolf aus dem Nachlass publizierte Geschichte Dresdens bis 1555 war von ihm als Teil einer Gesamtgeschichte Dresdens geplant, die jedoch keine Vollendung fand. Ein Schwerpunkt dieser Monografie lag auf der Bevölkerungsgeschichte. Ebenso blieb seine große Arbeit zu den Dresdner Ratsgeschlechtern unvollendet.

Quellen Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Forschungsstelle für geschichtliche Landeskunde Mitteldeutschlands Marburg, Teilnachlass B.

Werke Stift und Stadt Hersfeld im 14. Jahrhundert, Diss. Marburg 1911; Bücherverzeichnis des Roland, Vereins für Sippenforschung und Wappenkunde e.V. und entsprechende Bestände der Stadtbibliothek zu Dresden, Teil 1, Dresden 1936 [MS]; Die Stellung der Juden in Dresden von dem Anfang bis zur bürgerlichen Gleichstellung im 19. Jahrhundert, Dresden 1936; Daniel Greser, in: Jahrbuch der Hessischen kirchengeschichtlichen Vereinigung 2/1951, S. 144-171; Zur Geschichte des Striezelmarktes, [1954]; H. Wolf (Hg.), Geschichte Dresdens bis zur Reformationszeit, Köln/Graz 1967.

Literatur Mitteilungen des Roland 27/1942, S. 36 (Bildquelle); E. Boer, Heinrich B., in: Archivmitteilungen 1/1964, S. 33; K. Wensch, Heinrich B. zum Gedächtnis, in: Mitteldeutsche Familienkunde 1/1966, H. 2, S. 382f. – DBA III; Ex Bibliotheca Cassellana, Kassel 1980, S. 91; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 44.

Konstantin Hermann
15.1.2010


Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Heinrich Butte,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/920 [Zugriff 29.3.2024].

Heinrich Butte



Quellen Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Forschungsstelle für geschichtliche Landeskunde Mitteldeutschlands Marburg, Teilnachlass B.

Werke Stift und Stadt Hersfeld im 14. Jahrhundert, Diss. Marburg 1911; Bücherverzeichnis des Roland, Vereins für Sippenforschung und Wappenkunde e.V. und entsprechende Bestände der Stadtbibliothek zu Dresden, Teil 1, Dresden 1936 [MS]; Die Stellung der Juden in Dresden von dem Anfang bis zur bürgerlichen Gleichstellung im 19. Jahrhundert, Dresden 1936; Daniel Greser, in: Jahrbuch der Hessischen kirchengeschichtlichen Vereinigung 2/1951, S. 144-171; Zur Geschichte des Striezelmarktes, [1954]; H. Wolf (Hg.), Geschichte Dresdens bis zur Reformationszeit, Köln/Graz 1967.

Literatur Mitteilungen des Roland 27/1942, S. 36 (Bildquelle); E. Boer, Heinrich B., in: Archivmitteilungen 1/1964, S. 33; K. Wensch, Heinrich B. zum Gedächtnis, in: Mitteldeutsche Familienkunde 1/1966, H. 2, S. 382f. – DBA III; Ex Bibliotheca Cassellana, Kassel 1980, S. 91; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 44.

Konstantin Hermann
15.1.2010


Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Heinrich Butte,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/920 [Zugriff 29.3.2024].