Hans Carl Adolph von Carlowitz
C. fungierte 1914/15 als sächsischer Kriegsminister, ab September 1914 überdies als kommandierender General verschiedener Korps und seit August 1918 zunächst als Oberbefehlshaber der 9., ab dem 24.9.1918 dann der 2. Armee. Er war damit einer der wenigen sächsischen Generale, die im Ersten Weltkrieg ein Truppenkommando oberhalb der Korpsebene erhielten. – Nach dem Abitur an der Fürstenschule in Grimma begann C. 1877 an der Universität Leipzig das Studium der Rechte, unterbrach dieses aber bereits nach kurzer Zeit, um noch im April als Einjährig-Freiwilliger in das 8. Infanterieregiment Nr. 107 einzutreten. Knapp ein Jahr nach Wiederaufnahme des Studiums entschied er sich 1879 endgültig für eine militärische Laufbahn. C. wurde beim 7. Infanterieregiment Nr. 106 als Offiziersanwärter übernommen, Ende August 1879 zum Portepeefähnrich und bereits Mitte November 1879 zum Leutnant befördert. Nach Absolvierung der Berliner Kriegsakademie (1885-1888) wechselte der unterdessen zum Oberleutnant ernannte C. in den Großen Generalstab. Bevor er 1896 eine Kompanie des 7. Infanterieregiments Nr. 106 übernahm, war er 1891 bis 1893 als Hauptmann im Generalstab beim Generalkommando des XII. (1. königlich sächsischen) Armeekorps und ab September 1893 erneut im Großen Generalstab in Berlin tätig. Im Herbst 1897 erfolgte die Versetzung in den Stab der 1. Sächsischen Infanteriedivision Nr. 23, im April 1898 die Beförderung zum Major und im Februar 1901 die Ernennung zum Kommandeur eines Bataillons des 1. (Leib-)Grenadierregiments Nr. 100. Im September 1902 kam C. zum Generalkommando des XII. (1. königlich sächsischen) Armeekorps, wo er ab April 1904 als Oberstleutnant den Dienstposten des Chefs des Generalstabs innehatte. Im April 1908 trat er als Oberst an die Spitze des 1. (Leib-) Grenadierregiments Nr. 100 und im September 1910 unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalmajor an die Spitze der 6. Infanteriebrigade Nr. 64. Anfang März 1912 zum „General à la suite Seiner Majestät des Königs“ (Friedrich August III.) und im Mai 1913 zum Generaladjutanten des Königs ernannt sowie zum Generalleutnant befördert, folgte im Mai 1914 die Berufung zum Kriegsminister. Der zu diesem Zeitpunkt nach dem Innenminister Christoph Johann Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt zweitjüngste sächsische Minister übte diese Funktion faktisch jedoch nur wenige Monate aus. Als sächsischer Kriegsminister im Kriegsfall eigentlich nominell für die Führung einer Armee vorgesehen, übernahm C., da sein unmittelbarer Vorgänger, Generaloberst Max Freiherr von Hausen, mit der Führung der 3. Armee beauftragt wurde, Anfang September 1914 das neu aufgestellte XXVII. (sächsisch-württembergische) Reservekorps. Die Führung der Amtsgeschäfte in Dresden überließ er seinem Stellvertreter, Generalleutnant z.D. Karl Victor von Wilsdorf, der im Oktober 1915 dann definitiv an seine Stelle als sächsischer Kriegsminister trat. Der am 10.9.1914 zum General der Infanterie beförderte C. warnte das Armeeoberkommando vergeblich vor dem frühzeitigen Einsatz seines Korps. Während der Kampfhandlungen nahe dem belgischen Langemarck bei Ypern zeigte sich C., der zuvor weder als Führer eines Korps oder einer Division hatte Erfahrung sammeln können, mit seiner Aufgabe als kommandierender General überfordert. Nachdem er sein Kommando Ende Oktober 1914 kurzfristig wegen einer Herzerkrankung abgeben musste, übertrug man ihm im Anschluss an seine Genesung Ende November 1914 dementsprechend zunächst ‚nur’ den Befehl über eine Division (12. Reserveinfanteriedivision). Im August 1915 übernahm C. das an der Ostfront eingesetzte III. Reservekorps, das er in den Abwehrkämpfen während der russischen Frühjahrsoffensive 1916 klug führte, ebenso wie im Sommer desselben Jahres die unter seinem Kommando zusammengefassten Kräfte im Raum Smorgon. Seit August 1917 als Nachfolger des kurz zuvor verstorbenen Generals Maximilian von Laffert kommandierender General des XIX. (2. königlich sächsischen) Ar¬meekorps an der Westfront, führte er dieses unter der Bezeichnung „Gruppe Aubers“ im April 1918 in der erfolgreichen Angriffsoperation bei Armentieres, wofür ihm der Orden „Pour le mérite“ verliehen wurde. Anfang August 1918 erhielt C. das Oberkommando über die zwischen Oise und Aisne in Frankreich verteidigende 9. Armee. Nach deren Auflösung Ende September 1918 wurde er Oberbefehlshaber der 2. Armee. Am 14.1.1919 aus dem Militärdienst verabschiedet, lebte C. bis zu seinem Tod in Gersdorf bei Roßwein.
Werke Die sächsische Armee in den Friedensjahren, in: J. E. Hottenroth (Hg.), Sachsen in großer Zeit, Bd. 1, Leipzig 1923, S. 62-74.
Literatur Deutsches Biographisches Jahrbuch 10/1931 (1928), S. 31-34; Kalender für den sächsischen Staatsbeamten auf das Jahr 1915, Dresden 1915 (P); E. v. Tschischwitz (Hg.), General von der Marwitz. Weltkriegsbriefe, Berlin 1940, S. 318-321; K. Unruh, Langemarck. Legende und Wirklichkeit, Koblenz 1986, S. 131f.; General der Infanterie Hans Carl Adolf von C. (1858-1928), in: Der Militärfriedhof Dresden Albertstadt (Der Nordfriedhof), Dresden 1998, S. 18f. (Bildquelle). – DBA II; NDB 3, S. 144.
Peter Mertens
9.8.2007
Empfohlene Zitierweise:
Peter Mertens, Artikel: Hans Carl Adolph von Carlowitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/954 [Zugriff 22.11.2024].
Hans Carl Adolph von Carlowitz
Werke Die sächsische Armee in den Friedensjahren, in: J. E. Hottenroth (Hg.), Sachsen in großer Zeit, Bd. 1, Leipzig 1923, S. 62-74.
Literatur Deutsches Biographisches Jahrbuch 10/1931 (1928), S. 31-34; Kalender für den sächsischen Staatsbeamten auf das Jahr 1915, Dresden 1915 (P); E. v. Tschischwitz (Hg.), General von der Marwitz. Weltkriegsbriefe, Berlin 1940, S. 318-321; K. Unruh, Langemarck. Legende und Wirklichkeit, Koblenz 1986, S. 131f.; General der Infanterie Hans Carl Adolf von C. (1858-1928), in: Der Militärfriedhof Dresden Albertstadt (Der Nordfriedhof), Dresden 1998, S. 18f. (Bildquelle). – DBA II; NDB 3, S. 144.
Peter Mertens
9.8.2007
Empfohlene Zitierweise:
Peter Mertens, Artikel: Hans Carl Adolph von Carlowitz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/954 [Zugriff 22.11.2024].