Max von Hausen
Die Ursprünge der Familie von Hausen liegen im lothringischen Raum. Durch Heirat und wechselnde militärische Dienste trat Anfang des 19. Jahrhunderts mit
Clemens Wenzeslaus von Hausen der Stammvater der sächsischen Linie in die Dienste Kursachsens. Bis zu ihrer Auflösung dienten 18 männliche Nachkommen als Offiziere in der sächsischen Armee, wovon sechs bis in Generalsränge aufstiegen. – H.s militärische Laufbahn begann - für die damalige Zeit selbstverständlich - in der Königlich Sächsischen Kadettenschule in Dresden. Ende 1863 verließ er diese militärische Erziehungsanstalt. Nach seinem Eintritt in das 3. Jägerbataillon wurde er 1864 zum Secondeleutnant ernannt, nahm am Deutschen Krieg 1866 als Führer einer Sektion teil und bewährte sich im Gefecht bei Problus. Im Zuge der Umgliederung der sächsischen Armee nach dem verlorenen Krieg wurde H. Adjutant im 2. Jägerbataillon Nr. 13. Mit diesem zog er 1870 in den Deutsch-Französischen Krieg. Nach dem Krieg stand für die nächsten Jahre seine Ausbildung an der Kriegsakademie in Berlin im Vordergrund. Dort lernte er auch seine spätere Frau kennen. Seine sehr guten und teilweise „vorzüglichen“ Leistungen auf den Lehrgängen führten bereits 1875 zur Kommandierung in den Großen Generalstab der Armee in Berlin. H. verblieb dort bis 1887 und wuchs somit in die Elite der preußisch-deutschen Militärführung hinein. Als Mitglied einer sächsischen Militärfamilie und Angehöriger des letztendlich maßgebenden preußisch-deutschen Großen Generalstabes der Armee bestanden nun die günstigsten Aussichten für den Aufstieg in höchste Ämter der Königlich Sächsischen Armee. Durch die Übernahme der Kommandos über das 1. sächsische Jägerbataillon Nr. 12 in Freiberg und das 2. Grenadierregiment Nr. 101 in Dresden sowie des Dienstpostens als Chef des Generalstabs des XII. (sächsischen) Armeekorps wurden seine Verwendungen in Berlin unterbrochen. 1893 zum Generalmajor ernannt, wurde er 1897 Divisionskommandeur der 3. sächsischen Division Nr. 32 und 1900 Kommandierender General des XII. Korps. Die Übernahme eines Korps war laut der Militärkonvention mit Preußen von 1867, die auch im Deutschen Reich Gültigkeit behalten hatte, an die Zustimmung des Kaisers gebunden. H. gehörte nun auch zum Kreis ausgewählter Militärs, die aufgrund ihrer Stellung dem Kaiser unmittelbar vortragen durften. Seine Prägung im preußischen Generalstabsdienst wird bei dieser Auswahl eine Rolle gespielt haben. H. war durch diese Verwendung in die Militärpolitik des Gesamtreichs eingebunden. Hier galt es, die Zusammenarbeit mit der preußischen Vormacht effektiv, jedoch unter Wahrung der militärischen Reservatrechte des sächsischen Königs zu gestalten. Dass H.s Leistungen anerkannt wurden, bestätigt der abschlägige Bescheid seines Rücktrittsgesuchs 1901, das er aus Rücksicht auf Prinz Friedrich August gestellt hatte, um dem angehenden Thronfolger eine vermeintliche Zurücksetzung gegenüber anderen Divisionskommandeuren im Reich zu ersparen, kam doch dessen Beförderung zum Kommandierenden General nur in Sachsen in Frage. – 1902 wurde H. zum sächsischen Kriegsminister und 1910 zum Generalobersten ernannt. Im Gesamtministerium stand er im Gegensatz zu Finanzminister Wilhelm von Rüger, dem er unnötige Provokationen gegenüber Preußen vorwarf. Dadurch wurde aus seiner Sicht die bisher zu Sachsens Vorteil zurückhaltende Auslegung von Verfassung und Militärkonvention durch Preußen und auch den Kaiser gefährdet. Im Mai 1914 wurde H. aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs übernahm er den Oberbefehl über die 3. Armee an der Westfront, den er bereits am 12.9.1914 wegen Krankheit an den preußischen General der Kavallerie
Karl von Einem abgeben musste. Neuere Forschungen weisen ihm durchaus Verantwortung dafür zu, dass er es nicht vermochte, in Konkurrenz zu anderen Armeeoberbefehlshabern im Marnefeldzug den Zusammenhalt seiner Armee zu wahren. V.a. in der unmittelbaren Auseinandersetzung seiner Zeitgenossen um die Frage des Scheiterns der deutschen Westoffensive an der Marne 1914 wurde auch H. kritisiert. Allerdings verschob sich der Schwerpunkt der Diskussion und Forschung relativ schnell auf andere Personen und Umstände. – Nach seiner Genesung wurde H. trotz seiner Bemühungen beim sächsischen König und beim Kaiser nicht wieder in den aktiven Dienst berufen. Erst nach dem Krieg geriet H. für kurze Zeit in das Blickfeld der Öffentlichkeit, als alliierte Anschuldigungen wegen möglicher deutscher Kriegsverbrechen in Belgien auch ihn als Oberbefehlshaber der 3. Armee trafen.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Nachlass H.
Werke Erinnerungen an den Marnefeldzug 1914, Leipzig 1920.
Literatur A. Brabant, Generaloberst Max Freiherr von H., Dresden 1926 (P); C. Millotat, Zur ersten Marneschlacht 1914, in: Militärgeschichte NF 8/1998, S. 65-71; J. Hoffmann, Die sächsische Armee im Deutschen Reich 1871 bis 1918, Diss. Dresden 2007. – DBA III; DBE 4, S. 447; NDB 8, S. 113.
Porträt Fotografie mit Widmung, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Jan Hoffmann
3.8.2009
Empfohlene Zitierweise:
Jan Hoffmann, Artikel: Max von Hausen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1987 [Zugriff 21.11.2024].
Max von Hausen
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Nachlass H.
Werke Erinnerungen an den Marnefeldzug 1914, Leipzig 1920.
Literatur A. Brabant, Generaloberst Max Freiherr von H., Dresden 1926 (P); C. Millotat, Zur ersten Marneschlacht 1914, in: Militärgeschichte NF 8/1998, S. 65-71; J. Hoffmann, Die sächsische Armee im Deutschen Reich 1871 bis 1918, Diss. Dresden 2007. – DBA III; DBE 4, S. 447; NDB 8, S. 113.
Porträt Fotografie mit Widmung, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Jan Hoffmann
3.8.2009
Empfohlene Zitierweise:
Jan Hoffmann, Artikel: Max von Hausen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1987 [Zugriff 21.11.2024].