Anton Schott
Der aus einer alteingesessenen Elsässer Ratsfamilie stammende S. stellt hinsichtlich seiner Karriere eine Ausnahmeerscheinung unter den kursächsischen Geheimräten dar. Als Bürgerlicher gelangte er nicht zuletzt aufgrund seiner Rechtskenntnisse auf diese einflussreiche Position. – S. besuchte 1649 das württembergische Gymnasium Mömpelgard (franz. Montbéliard) und erwarb dort u.a. französische Sprachkenntnisse. Anschließend studierte er 1654 an der Universität Basel Philosophie und Jura. Drei Jahre später wechselte er an die Universität Tübingen. Mit dem Landgrafen
Wilhelm Christoph von Hessen-Homburg unternahm S. eine Reise an verschiedene Höfe des Reichs (Kursachsen, Hessen-Kassel, Kaiserhof in Wien) und erlangte so nicht zuletzt Fähigkeiten in Sachen Diplomatie. Eine Ratsbestallung für Hessen-Homburg lehnte S. indessen ab. An der Universität Straßburg (franz. Strasbourg) legte er 1661 seine letzten Examina ab und begab sich anschließend in seine Heimatstadt, um ab 1667 die Interessen Colmars am Kaiserhof Wien zu vertreten. Im selben Jahr übertrug ihm Kaiser
Leopold I. den Titel eines Hofpfalzgrafen. Kurz darauf begab sich S. erstmals zum Immerwährenden Reichstag nach Regensburg, um die Freie Reichsstadt Colmar vor den sogenannten Reunionen des französischen Königs
Ludwig XIV. zu bewahren. Ab 1669 vertrat er als Bevollmächtigter die Reichsangelegenheiten von zehn elsässischen Reichsstädten (Landvogtei Unterelsass) beim Reichstag Regensburg, konnte aber die Besetzung und Einverleibung durch Frankreich ab 1673 (endgültig 1697) nicht mehr verhindern. – Dennoch stand S. am Kaiserhof in hohem Ansehen. Auf einer Audienz in Wien 1671 bekam er ein Gnadengeschenk des Kaisers und den Titel eines kaiserlichen Rats. − 1675 wurde S. eher überraschend zum kursächsischen Hof- und Justizrat ernannt. Noch im selben Jahr begab er sich erneut nach Regensburg, um nun in der Nachfolge von Augustin Strauch als Gesandter die Interessen Kursachsens am Reichstag wahrzunehmen. S.s Aufgabenspektrum war sehr vielfältig. So war er mit den Angelegenheiten des Corpus Evangelicorum befasst und vertrat kursächsische Reichstagsangelegenheiten bei anderen Mächten des Reichs, so 1676 in Kurbayern. Die Wahl von S. zum kursächsischen Gesandten am Reichstag Regensburg unterstreicht die Bedeutung bürgerlicher Juristen im Rahmen einer allgemeinen Verrechtlichung im 17. Jahrhundert, bevor diese gegen Ende des Säkulums wieder stärker durch den Adel auf eine nachgeordnete Ebene in Staat, Verwaltung und Diplomatie verdrängt wurden. – S. stieg 1680 zum Geheimen Rat auf. Er verblieb indessen bis zu seinem Tod in Regensburg und nahm mit Fleiß und Geschick die Interessen Kursachsens wahr. Immer wieder erhielt S. Audienzen am Kaiserhof. 1682 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben, bediente sich des Titels jedoch nicht. S. genoss den Ruf, besonders mildtätig gewesen zu sein. So gewährte er u.a. materielle Zuwendungen besonders für Exulanten sowie für sozial Bedürftige.
Quellen D. Zimmermann, Der demüthige Beter, Leichenpredigt, Regensburg 1685; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat.
Literatur C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015.
Christian Heinker
26.4.2016
Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Anton Schott,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27518 [Zugriff 21.11.2024].
Anton Schott
Quellen D. Zimmermann, Der demüthige Beter, Leichenpredigt, Regensburg 1685; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimer Rat.
Literatur C. Heinker, Die Bürde des Amtes - die Würde des Titels. Der kursächsische Geheime Rat im 17. Jahrhundert, Leipzig 2015.
Christian Heinker
26.4.2016
Empfohlene Zitierweise:
Christian Heinker, Artikel: Anton Schott,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27518 [Zugriff 21.11.2024].