Georg Hermann Müller

M. besuchte 1885 bis 1897 das Gymnasium in Hannover und studierte anschließend bis 1904 in Göttingen und Tübingen Geschichte, Geografie, Theologie und Sprachen. Seine späteren Arbeiten beschäftigten sich vorwiegend mit historischen und theologischen Themen. 1904 wurde M. mit seiner Dissertation „Lehns- und Landesaufgebot unter Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel“ von der Universität Göttingen promoviert. Nach seinem Eintritt in den höheren Schuldienst war er ab 1908 zunächst als Volontär bei der Universitätsbibliothek Göttingen tätig, ehe er 1913 Assistent an der Stadtbibliothek und dem Ratsarchiv in Dresden, die eine organisatorische Einheit bildeten, wurde. Während des Ersten Weltkriegs übernahm M. vertretungsweise die Verwaltung der beiden Einrichtungen, bis er selbst zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Am 23.7.1919 wurde M. zum Direktor der Stadtbibliothek und des Ratsarchivs ernannt. In seine Amtszeit fiel u.a. die aktive Erwerbung und Eingliederung der bedeutenden Bibliothek der Gehe-Stiftung (1922/23) sowie der Bibliothek des Vereins „Roland“. Auch wichtige Archivbestände konnten übernommen werden, so z.B. das Stadtgerichtsarchiv, das die für die Bevölkerungs- und Genealogieforschung unschätzbar wertvollen Kaufbücher Dresdens enthält. M. gelang, trotz der finanziell schwierigen Zeit der 1920er- und 1930er-Jahre, ein kontinuierlicher Bestandsaufbau sowohl der Stadtbibliothek als auch des Ratsarchivs. Auch eine Personalaufstockung konnte er in beiden Häusern durchsetzen. Mit M.s Förderung begannen 1924 die Arbeiten am Dresdner Häuserbuch. – Bereits ab 1917 war M. neben seiner Mitgliedschaft in vielen wissenschaftlichen Vereinen und seinem Vorsitz in der Historischen Gesellschaft zu Dresden Vorstandsmitglied des Dresdner Geschichtsvereins und veröffentlichte zahlreiche Artikel in den „Dresdner Geschichtsblättern“. Damit setzte er die seit Otto Richter traditionelle Führung des Geschichtsvereins durch Archivare fort und war mehrere Jahre Verantwortlicher bzw. Herausgeber der Vereinszeitschrift. Außerdem arbeitete er u.a. an dem von Jacob und Wilhelm Grimm begonnenen Deutschen Wörterbuch, am Historischen Atlas für Niedersachsen und am Deutschen Städtebuch mit und war überdies Mitglied der Historischen Kommission für Niedersachsen. M. stand Friedrich Naumann politisch nahe und engagierte sich in der DDP. – Ab 1937 benutzte er den aus dem Namen seines Vaters und dem Mädchennamen seiner Mutter gebildeten Doppelnamen. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.

Quellen Stadtarchiv Dresden, Ratsarchiv und Stadtbibliothek, Nachrufe M.

Werke Lehns- und Landesaufgebot unter Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, Diss. Göttingen 1904; Zur Synpose, Göttingen 1908; 700 Jahre Dresden 1216-1916, Dresden 1917; Deutsche und Tschechen, Dresden 1918; Richard Wagner in der Mai-Revolution 1849, Dresden 1919; Von Bibliotheken und Archiven, Leipzig 1925; Die Kreuzschule zu Dresden vom 13. Jahrhundert bis 1926, Leipzig 1926.

Literatur H. Butter, Nachruf auf Dr. Georg Hermann M. zum 10jährigen Todestag, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 69/1955, S. 214f.; C. Schauer, Georg Hermann M., in: Dresdner Hefte, Sonderheft 1992, S. 24f.; Das Stadtarchiv Dresden und seine Bestände, Dresden 1994, S. 197f. (WV). – DBA II, III; Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft, Bd. 2, Berlin 1931, S. 1284 (Bildquelle, P); H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 101935, S. 345; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 225f.

Konstantin Hermann
29.8.2011


Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Georg Hermann Müller,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19471 [Zugriff 2.11.2024].

Georg Hermann Müller



Quellen Stadtarchiv Dresden, Ratsarchiv und Stadtbibliothek, Nachrufe M.

Werke Lehns- und Landesaufgebot unter Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, Diss. Göttingen 1904; Zur Synpose, Göttingen 1908; 700 Jahre Dresden 1216-1916, Dresden 1917; Deutsche und Tschechen, Dresden 1918; Richard Wagner in der Mai-Revolution 1849, Dresden 1919; Von Bibliotheken und Archiven, Leipzig 1925; Die Kreuzschule zu Dresden vom 13. Jahrhundert bis 1926, Leipzig 1926.

Literatur H. Butter, Nachruf auf Dr. Georg Hermann M. zum 10jährigen Todestag, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 69/1955, S. 214f.; C. Schauer, Georg Hermann M., in: Dresdner Hefte, Sonderheft 1992, S. 24f.; Das Stadtarchiv Dresden und seine Bestände, Dresden 1994, S. 197f. (WV). – DBA II, III; Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft, Bd. 2, Berlin 1931, S. 1284 (Bildquelle, P); H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 101935, S. 345; A. Habermann/R. Klemmt/F. Siefkes, Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980, Frankfurt/Main 1985, S. 225f.

Konstantin Hermann
29.8.2011


Empfohlene Zitierweise:
Konstantin Hermann, Artikel: Georg Hermann Müller,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/19471 [Zugriff 2.11.2024].