Ernst Zimmermann
Als Spezialist für ostasiatisches und Meißner Porzellan prägte Z. in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich die Geschichte der Porzellansammlung in Dresden, der er 1912 bis 1933 als Direktor vorstand. – Aus einer bildungsbürgerlichen Familie stammend, lernte Z. zunächst an einer Privatschule, bevor er am Realgymnasium des Johanneums in
Hamburg die Abschlussprüfung bestand und zusätzlich am Wilhelm-Gymnasium die Matura erwarb. 1887 nahm er an der Universität Leipzig ein Studium der Kunstgeschichte auf, wobei er einzelne Semester an den Universitäten in
München und
Berlin absolvierte und 1888/1889 bei August Schmarsow in
Florenz (Italien) studierte. 1892 wurde Z. als Schüler von Anton Springer und Heinrich Brockhaus in Leipzig mit einer Arbeit über „Die Landschaft in der venezianischen Malerei bis zum Tode Tizians“ promoviert. Nach diversen Studienreisen nach England, Frankreich, Belgien und Holland arbeitete er für zwei Jahre als Freiwilliger Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Kunstgewerbemuseum in
Köln. 1897 lebte Z. in
Wiesbaden, wo er an den Vorarbeiten zur Inventarisation der Kunstdenkmäler von Hessen-Nassau beteiligt war. Im Juli 1898 kam Z. als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an die Porzellansammlung in Dresden, die damals im Johanneum untergebracht war. Schnell arbeitete er sich in die Porzellankunde und die Sammlung ein, deren Bestände er 1901 neu aufstellte. Er widmete sich intensiv der Erforschung des ostasiatischen und Meißner Porzellans und war der Erste, der darüber zusammenfassend auf Deutsch publizierte. Mit seinem Werk „Die Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans“ von 1908 und der von ihm vorgenommenen Neubearbeitung des Buchs der Porzellanmarken von Johann Georg Graesse schuf er Standardwerke. Nach kurzer Zeit als Direktorialassistent wurde Z. im Oktober 1907 mit der Leitung der Sammlung beauftragt, jedoch erst im Juli 1912 zum Direktor ernannt. Er engagierte sich für eine bessere Unterbringung und Präsentation der Porzellansammlung, wofür er den Zwinger favorisierte. Doch diese Pläne wurden erst 1939 teilrealisiert und 1962 definitiv umgesetzt. Die bedeutendste der von ihm kuratierten Ausstellungen war „Johann Friedrich Böttger zum 250. Geburtstag“ (1932). Obwohl sich Z., mittlerweile 66-jährig, Anfang 1933 pensionieren lassen wollte, blieb er, da noch kein Nachfolger feststand, im Amt. Im Oktober 1933 musste sich Z., der nicht in die NSDAP eintrat, gegenüber dem Sächsischen Ministerium für Volksbildung für Objektankäufe bei jüdischen Kunsthändlern rechtfertigen. Zwei Monate später, am 15. Dezember 1933, übergab Z. nach über drei Jahrzehnten Tätigkeit in der Porzellansammlung die Dienstgeschäfte an Fritz Fichtner, der, seit drei Jahren als Volontär dort tätig, nun auch auf Betreiben von Z. zum Kustos und Leiter ernannt wurde. Nach seiner Pensionierung stand Z., trotz der Verschlechterung seiner Gesundheit, bis mindestens 1938 seinem Nachfolger als fachlicher Berater zur Seite.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Nr. 19192, Nr. 22891; Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Archiv, 01/PS 36, Bd. 1 u. 2, 01/PS 37, Bd. 1 u. 2, 01/PS 42, Bd. 1.
Werke Die Landschaft in der venezianischen Malerei bis zum Tode Tizians, Leipzig 1893; Die Erfindung und Frühzeit des Meissner Porzellans. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Keramik, Berlin 1908, ND Berlin/Boston 2021; Die Unterbringung der Porzellansammlung im Zwinger, in: Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen 1/1910, S. 31-39; (Bearb.), Johann Georg Theodor Graesse/Friedrich Jaenicke, Führer für Sammler von Porzellan und Fayence, Steinzeug, Steingut usw. Vollständiges Verzeichnis der auf älterem Porzellan, Fayence, Steingut usw. befindlichen Marken, Berlin 131910, Braunschweig 201963, ND London 2018; Chinesisches Porzellan. Seine Geschichte, Kunst und Technik, Leipzig 1913, 21923; Die alten Bestände von japanischem Porzellan in der Dresdner Porzellansammlung, in: Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen 7/1916, S. 81-111; Meissner Porzellan, Leipzig 1926; Altchinesische Porzellane im alten Serail, Berlin 1930.
Literatur Fritz Fichtner, Die Bedeutung E. Z.s für die Chinaforschung und die Ostasiat. Abt. der Staatl. Porzellansammlung Dresden, in: Ostasiatische Zeitschrift 22/1936, S. 195-196; ders., Ernst Z. zum Gedächtnis, in: Ostasiatische Zeitschrift 25-26/1939-1940, S. 52-55; ders., E. Z. zum Gedächtnis, in: NASG 61/1940, H. 1, S. 88-94; Friedrich Reichel, Ernst Z. zum Gedächtnis, in: Dresdener Kunstblätter 9/1965, S. 110f.; Richard Seyffarth, In memoriam Prof. Dr. Ernst Z., in: Mitteilungsblatt Keramik-Freunde der Schweiz 5/1960, H. 49, S. 23f.; Karin Müller-Kelwing, Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre Mitarbeiter im Nationalsozialismus, Wien/Köln/Weimar 2020, S. 471-473 (P).
Porträt Ernst Z., Martin Richter, Glasnegativ, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Fotoarchiv der Porzellansammlung, Inventar-Nr.: GN_A_405 (Bildquelle).
Karin Müller-Kelwing
3.1.2022
Empfohlene Zitierweise:
Karin Müller-Kelwing, Artikel: Ernst Zimmermann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29199 [Zugriff 4.11.2024].
Ernst Zimmermann
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Nr. 19192, Nr. 22891; Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Archiv, 01/PS 36, Bd. 1 u. 2, 01/PS 37, Bd. 1 u. 2, 01/PS 42, Bd. 1.
Werke Die Landschaft in der venezianischen Malerei bis zum Tode Tizians, Leipzig 1893; Die Erfindung und Frühzeit des Meissner Porzellans. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Keramik, Berlin 1908, ND Berlin/Boston 2021; Die Unterbringung der Porzellansammlung im Zwinger, in: Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen 1/1910, S. 31-39; (Bearb.), Johann Georg Theodor Graesse/Friedrich Jaenicke, Führer für Sammler von Porzellan und Fayence, Steinzeug, Steingut usw. Vollständiges Verzeichnis der auf älterem Porzellan, Fayence, Steingut usw. befindlichen Marken, Berlin 131910, Braunschweig 201963, ND London 2018; Chinesisches Porzellan. Seine Geschichte, Kunst und Technik, Leipzig 1913, 21923; Die alten Bestände von japanischem Porzellan in der Dresdner Porzellansammlung, in: Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen 7/1916, S. 81-111; Meissner Porzellan, Leipzig 1926; Altchinesische Porzellane im alten Serail, Berlin 1930.
Literatur Fritz Fichtner, Die Bedeutung E. Z.s für die Chinaforschung und die Ostasiat. Abt. der Staatl. Porzellansammlung Dresden, in: Ostasiatische Zeitschrift 22/1936, S. 195-196; ders., Ernst Z. zum Gedächtnis, in: Ostasiatische Zeitschrift 25-26/1939-1940, S. 52-55; ders., E. Z. zum Gedächtnis, in: NASG 61/1940, H. 1, S. 88-94; Friedrich Reichel, Ernst Z. zum Gedächtnis, in: Dresdener Kunstblätter 9/1965, S. 110f.; Richard Seyffarth, In memoriam Prof. Dr. Ernst Z., in: Mitteilungsblatt Keramik-Freunde der Schweiz 5/1960, H. 49, S. 23f.; Karin Müller-Kelwing, Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre Mitarbeiter im Nationalsozialismus, Wien/Köln/Weimar 2020, S. 471-473 (P).
Porträt Ernst Z., Martin Richter, Glasnegativ, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Fotoarchiv der Porzellansammlung, Inventar-Nr.: GN_A_405 (Bildquelle).
Karin Müller-Kelwing
3.1.2022
Empfohlene Zitierweise:
Karin Müller-Kelwing, Artikel: Ernst Zimmermann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29199 [Zugriff 4.11.2024].