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Volrad IV. von Mansfeld-Hinterort

Nach einem Studium an der Universität Wittenberg seit 1534 nahm V. 1544 in kaiserlichen Diensten am Feldzug gegen Frankreich teil. Unter dem sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich (der Großmütige) kämpfte er mit seinem Vater und seinen Brüdern im Schmalkaldischen Krieg gegen den Kaiser - ein Konflikt, der zugleich in einer Art „Stellvertreterkrieg“ gegen die im sächsisch-albertinischen Lager stehenden Verwandten in der eigenen Grafschaft ausgetragen wurde. Nach der Entscheidung bei Mühlberg 1547 verfielen die Hinterorter Grafen der Reichsacht, während die Mittel- und Vorderorter Verwandten mit dem hinterortischen Besitz belehnt wurden. Erst im Passauer Vertrag von 1552 wurden Albrecht IV. (VII.) und seine Söhne restituiert. – Die 1547 gedemütigten Ernestiner dachten V. eine tragende Rolle in einem politischen Projekt zu: Als Feldoberster sollte V. 1555/56 mit Unterstützung der Hanse den ernestinischen Herzog Johann Wilhelm auf den schwedischen Thron setzen. 1559 erhielt V. den Auftrag, in England für Johann Wilhelm um die Hand von Königin Elisabeth zu werben. Bei der Niederlage der Hugenotten in der Schlacht bei Moncontour 1569 kommandierte V. die von ihm 1568 zugeführten deutschen Hilfstruppen, wogegen sein katholischer Vorderorter Vetter Peter Ernst I. von Mansfeld-Friedeburg wesentlichen Anteil am Sieg der Katholiken besaß. – Nach dem Tod Albrechts IV. (VII.) teilten dessen drei noch lebenden Söhne 1561 den nicht verpfändeten hinterortischen Besitz, wobei V. die beiden Ämter Rammelburg und Sittichenbach erhielt. Der Verkauf der 1532 als kursächsisches Lehen erworbenen und wirtschaftlich wichtigen Herrschaft Probstzella an Christoph von Thüna scheiterte am lehnsherrlichen Widerspruch Herzog Johann Friedrichs II. von Sachsen, der die Herrschaft schließlich als erledigtes Lehen einzog. – V. widmete sich intensiv der Verwaltung seines Besitzes und insbesondere dem Ausbau der evangelischen Kirchenorganisation. Er unterstützte nachhaltig den Eislebener Prediger Cyriacus Spangenberg, der wohl Anfang der 1550er-Jahre mit der Abfassung der bekannten und als oftmals einzigen Quelle wichtigen Mansfelder Chronik beauftragt worden war. Auch in den teilweise tumultartigen Auseinandersetzungen um die flacianische Erbsündenlehre stand er auf Seiten Spangenbergs, der 1573 mit V.s Einwilligung auf Schloss Mansfeld flacianische Streitschriften drucken ließ. Dieser Konflikt destabilisierte zeitweilig das innere Herrschaftsgefüge der Grafschaft und begünstigte die lehnsherrliche Intervention Kursachsens und Magdeburgs, was schließlich 1575 zur militärischen Besetzung von Stadt und Schloss Mansfeld führte. V. verließ deshalb die Grafschaft und starb wenige Jahre später nach langer Krankheit in Peterstal bei Straßburg. – Seinem ungleich bedeutenderen Vater Albrecht IV. (VII.) nicht unähnlich, erscheint der gebildete, v.a. aber kampf- und unternehmungslustige V. als charakteristischer hochadliger Repräsentant der deutschen Renaissance.

Literatur J. G. Zeidler, Acht hundert jähriger an einander hangender Stammbaum Des Uralten Hochlöblichen Helden=Hauses … zu Mannsfeld …, Halle 1703; C. G. Hoffmann, Die Ehre des Fürst= und Gräflichen Hauses Von Mannsfeld …, Leipzig 1717; E. C. Francke, Historie der Graffschaft Manßfeld …, Leipzig 1723; L. F. Niemann, Geschichte der Grafen von Mansfeld, Aschersleben 1834; G. F. Busch, Chronik der Grafschaft Mansfeld, Leimbach 1849; K. Krumhaar, Die Grafschaft Mansfeld im Reformationszeitalter, Eisleben 1855; ders., Die Grafen von Mansfeld und ihre Besitzungen, Eisleben 1872; A. Meyer, Der Flacianismus in der Grafschaft Mansfeld in den Jahren 1571-1574, Halle 1873; W. Mück, Der Mansfelder Kupferschieferbergbau in seiner rechtsgeschichtlichen Entwicklung, 2 Bde., Eisleben 1910; H. Patze (Hg.), Geschichte Thüringens, Bd. 3, Köln/Graz 1967; H. Demattio, Die Herrschaft Lauenstein bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, Jena u.a. 1997; R. Seidel, Die Grafen von Mansfeld, Egelsbach/Frankfurt/Main/Washington 1998.

Jochen Vötsch
7.2.2005


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Volrad IV. von Mansfeld-Hinterort,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23555 [Zugriff 29.3.2024].

Volrad IV. von Mansfeld-Hinterort



Literatur J. G. Zeidler, Acht hundert jähriger an einander hangender Stammbaum Des Uralten Hochlöblichen Helden=Hauses … zu Mannsfeld …, Halle 1703; C. G. Hoffmann, Die Ehre des Fürst= und Gräflichen Hauses Von Mannsfeld …, Leipzig 1717; E. C. Francke, Historie der Graffschaft Manßfeld …, Leipzig 1723; L. F. Niemann, Geschichte der Grafen von Mansfeld, Aschersleben 1834; G. F. Busch, Chronik der Grafschaft Mansfeld, Leimbach 1849; K. Krumhaar, Die Grafschaft Mansfeld im Reformationszeitalter, Eisleben 1855; ders., Die Grafen von Mansfeld und ihre Besitzungen, Eisleben 1872; A. Meyer, Der Flacianismus in der Grafschaft Mansfeld in den Jahren 1571-1574, Halle 1873; W. Mück, Der Mansfelder Kupferschieferbergbau in seiner rechtsgeschichtlichen Entwicklung, 2 Bde., Eisleben 1910; H. Patze (Hg.), Geschichte Thüringens, Bd. 3, Köln/Graz 1967; H. Demattio, Die Herrschaft Lauenstein bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, Jena u.a. 1997; R. Seidel, Die Grafen von Mansfeld, Egelsbach/Frankfurt/Main/Washington 1998.

Jochen Vötsch
7.2.2005


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Volrad IV. von Mansfeld-Hinterort,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23555 [Zugriff 29.3.2024].