Wilhelm Lehmannbeer
Der unverheiratete Berufsoffizier Wilhelm Lehmannbeer brachte es im Sanitätskorps der sächsischen Armee bis zum Oberarzt Erster Klasse mit Majorsrang und gehört damit zu der sehr kleinen Gruppe von Offizieren jüdischer Herkunft. Innerhalb der Dresdner Gemeinde nahm er insbesondere als Vorsteher des wohltätigen Kranken-Unterstützungs-Instituts eine wichtige Funktion wahr. – Der Sohn des Kantors und Vorbeters
Louis Lehmannbeer war zunächst von seinem Vater unterrichtet worden und besuchte später wie seine Geschwister mit Ausnahme der jüngsten Schwester
Therese eine christliche Schule in Dresden. Lehmannbeer studierte Medizin an der Universität
Jena und wurde 1853 auch dort promoviert. – Am Beginn seiner beachtlichen Karriere stand der Eintritt in die sächsische Armee als Assistenzarzt 1856. 1858 absolvierte er an der Medizinischen Akademie Dresden erfolgreich die für auswärtig promovierte Ärzte vorgeschriebenen Prüfungen in innerer Heilkunde und Chirurgie. Damit qualifizierte sich Lehmannbeer als Arzt Erster Klasse und erwarb die Berechtigung zur Führung seines Jenaer Doktortitels. Im Militärdienst avancierte er 1863 zum Bataillonsarzt Zweiter Klasse (16. Infanteriebataillon) und 1867 zum Stabsarzt mit Hauptmannsrang im 1. (Leib-)Grenadierregiment. Im Verlauf des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/1871 wurde Lehmannbeer zum Oberstabsarzt befördert und schied 1875 als Oberarzt Erster Klasse mit dem Majorsrang sowie mit hohen Auszeichnungen - u.a. mit dem Eisernen Kreuz für seine Kriegsteilnahme und dem Sächsischen Verdienstorden - dekoriert aus dem aktiven Dienst aus. – Neben seiner Funktion als Vorsteher des wohltätigen Kranken-Unterstützungs-Instituts war der auf der Mathildestraße 39 wohnende pensionierte Berufsoffizier auch als Gemeinderat tätig. Bei der Gemeinderatswahl von 1880 gehörte Lehmannbeer zu den statutengemäß ausscheidenden, aber wiederwählbaren Kandidaten.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Nr. 10028/4; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25-1.4.2-9 Standesamt/Urkundenstelle, Standesamt I, Personenstandsbuch, Sterberegister 1882, Nr. 1479 (ancestry.de); Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3 (1866-2005); Dresdner Adressbuch 1882; Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1865-1867.
Werke De aёre atmosphaerico eiusque effectu in corpora ostra Continens, Jena 1853.
Literatur Der Fortschritt im Judenthume 1/1880, H. 16, S. 135; Die Juden als Soldaten, hrsg. vom Komitee zur Abwehr antisemitischer Angriffe in Berlin, Berlin 21897, S. 99; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden. Von den ersten Juden bis zur Blüte der Gemeinde und deren Ausrottung, Darmstadt 1973; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Michael Schäbitz, Juden in Sachsen - Jüdische Sachsen? Emanzipation, Akkulturation und Integration 1700-1914, Hannover 2006; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932: Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: Medaon. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, S. 1-58; Heike Pitsch, Bildungsbewusstsein und sozialer Aufstieg. Die jüdische Gemeindeschule Dresden 1836-1869, Berlin 2016.
Jochen Vötsch
24.7.2025
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Wilhelm Lehmannbeer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27896 [Zugriff 23.8.2025].
Wilhelm Lehmannbeer
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Nr. 10028/4; Stadtarchiv Dresden, 6.4.25-1.4.2-9 Standesamt/Urkundenstelle, Standesamt I, Personenstandsbuch, Sterberegister 1882, Nr. 1479 (ancestry.de); Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3 (1866-2005); Dresdner Adressbuch 1882; Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1865-1867.
Werke De aёre atmosphaerico eiusque effectu in corpora ostra Continens, Jena 1853.
Literatur Der Fortschritt im Judenthume 1/1880, H. 16, S. 135; Die Juden als Soldaten, hrsg. vom Komitee zur Abwehr antisemitischer Angriffe in Berlin, Berlin 21897, S. 99; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden. Von den ersten Juden bis zur Blüte der Gemeinde und deren Ausrottung, Darmstadt 1973; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Michael Schäbitz, Juden in Sachsen - Jüdische Sachsen? Emanzipation, Akkulturation und Integration 1700-1914, Hannover 2006; Daniel Ristau, Juden in Sachsen zwischen 1781 und 1932: Von der „Vorgeschichte“ der Shoa zur Vielfalt jüdischen Lebens, in: Medaon. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 6/2012, S. 1-58; Heike Pitsch, Bildungsbewusstsein und sozialer Aufstieg. Die jüdische Gemeindeschule Dresden 1836-1869, Berlin 2016.
Jochen Vötsch
24.7.2025
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Wilhelm Lehmannbeer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27896 [Zugriff 23.8.2025].