Werner Schwarze
S. engagierte sich in mehreren Ländern im kommunistischen Widerstand gegen die NS-Diktatur, gehörte nach Kriegsende dem Vorstand der sächsischen SED an und war viele Jahre als Funktionär der GST tätig. – Nach achtjähriger Schulzeit und anschließender Lehre in Dresden arbeitete S. u.a. bei der Firma Schmalzeder Erben als Schlosser. Er wurde Mitglied verschiedener proletarischer Organisationen (u.a. Sozialistische Arbeiterjugend, Kommunistischer Jugendverband, Rote Hilfe, Roter Frontkämpferbund) und trat 1929 der KPD bei. Als Arbeitsloser ging er 1930/31 „auf Wanderschaft“ nach Österreich, Italien und Jugoslawien. – Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ 1933 engagierte sich S. in der KPD-Gruppe Dresden-Cotta, stellte u.a. Flugblätter gegen den Reichstagsbrand her und organisierte deren Verbreitung. Im April 1933 emigrierte er in die Tschechoslowakei und beteiligte sich an illegaler Grenzarbeit in der Sächsischen Schweiz und im Erzgebirge. Häufig transportierte er Material und führte Personen über die Grenze. Anfang 1937 schickte ihn die KPD nach Spanien. Dort war er u.a. in der internationalen Gruppe der POUM-Miliz (Partido Obrero de Unificación Marxista) eingesetzt. Außerdem besuchte er die Politschule und wurde Kommissar der 1. Kompanie des Thälmann-Bataillons der für die spanische Republik kämpfenden Internationalen Brigaden sowie anschließend Mitarbeiter des militärischen Nachrichtendiensts. – Ab Sommer 1938 leistete S. in Belgien Grenzarbeit für das Gebiet Niederrhein. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht im Mai 1940 wurde er verhaftet und nach St. Cyprien (Frankreich) gebracht, wo ihm die Flucht gelang. Er blieb zunächst in Frankreich und fand unter falschem Namen eine Tätigkeit in einer Arbeitskompanie in Montauban. Als seine Auslieferung an Deutschland drohte, ging er nach Toulouse, wo er für den Druck und die Verbreitung von antifaschistischem Propagandamaterial für Wehrmachtangehörige in Südfrankreich verantwortlich war. Im April 1944 erneut verhaftet, floh er aus dem Lager Muret und übernahm die Leitung der Bewegung „Freies Deutschland“ für den Raum Lyon. – Nach der Befreiung von Paris durch die Alliierten wurde dort im September 1944 das Komitee „Freies Deutschland“ für den Westen, Comité „Allemagne libre“ pour l'Ouest (CALPO), gegründet. Es organisierte die antifaschistische Propaganda unter Angehörigen der Wehrmacht in Ostfrankreich und an der Atlantikküste. Als einer der etwa 80 Frontbeauftragten des CALPO kam S. u.a. am Kessel von Lorient zum Einsatz. Ein im Oktober 1944 dort unter den deutschen Soldaten verbreitetes Flugblatt „Macht Schluss mit den Kriegsverlängerern!“ war auch unterzeichnet von „Eugen“. Dies war, neben Jean-Pierre Bruckmann, Otto Lutz, Jean-Pierre Miro, Jean-Pierre Rigaud, Werner Schwitzer und Jean Vlasak, einer von S.s Decknamen während seines Wirkens gegen die Nationalsozialisten. – Gegen Ende des Krieges arbeitete S. gemeinsam mit einem Funker für die amerikanischen Streitkräfte in Süddeutschland, für die er auch kurzzeitig nach Ende des Zweiten Weltkriegs tätig war. – Im August 1945 kehrte S. nach Dresden zurück und arbeitete zunächst in der Kaderabteilung der KPD. Im April 1946 gehörte er der Mandatsprüfungskommission beim Vereinigungsparteitag von KPD und SPD in Berlin an und war 1946 bis 1948 als Abteilungsleiter im Landesvorstand der SED in Sachsen tätig. Nach dem Besuch der SED-Parteischule 1948 war er bis 1950 Direktor des Volkseigenen Erfassungs- und Aufkaufbetriebs für landwirtschaftliche Erzeugnisse (VEAB), dann bis 1953 Direktor der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe - Bäuerliche Handelsgenossenschaft (VdgB-BGH). Ab 1953 arbeitete S. bei der GST, war 1956 bis 1964 einer von vier stellvertretenden Vorsitzenden und 1964 bis 1968 Mitglied des Sekretariats des Zentralvorstandes.
Quellen Auskunft Landesbetrieb Krematorium Berlin, 20.2.2008; Auskunft Standesamt Bürgel/Thüringen, 2.4.2008; Auskunft Landeshauptstadt Dresden, Standesamt, 3.4.2008; Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden, Sachgebiet Schriftgut, Werner S.
Werke Die Materialübergabe auf dem Friedhof, in: E. Krüger/G. Glondajewski (Bearb.), Schon damals kämpften wir gemeinsam, Berlin 1961, S. 90-95; Massenausbruch aus dem Gefängnis Castres, in: H. Maaßen (Hg.), Brigada Internacional ist unser Ehrenname, Bd. 2, Berlin 1974, S. 418-423; mit D. Gingold, Im Kessel von Lorient, in: D. Schaul (Bearb.), Résistance, Berlin 11973, Berlin 31985, S. 394-401.
Literatur H. Kühne, Pasaremos, Berlin 1970; K. Mewis, Im Auftrag der Partei, Berlin 1971; K. Pech, An der Seite der Résistance, Berlin 1974; H. Teubner, Exilland Schweiz, Berlin 1975; [Nachruf des Zentralvorstands der GST], in: Neues Deutschland 10.7.1975, S. 5; H. Teubner (Red.), Die Völker der Welt an der Seite der spanischen Republik 1936-1939, Moskau 1975; F. Dahlem, Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, Bd. 1, Berlin 1977; W. Schumann (Hg.), Deutschland im Zweiten Weltkrieg, Bd. 6, Berlin 1985; Patrioten gegen Barbaren, hrsg. von der Stadtleitung Dresden der SED, Dresden 1985; W. Eltze, Chronik zur Geschichte der Gesellschaft für Sport und Technik 1952-1984, Berlin 1987; Spanienkämpfer in der Deutschen Demokratischen Republik, hrsg. vom Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR, Berlin 1988; S. Doernberg (Hg.), Im Bunde mit dem Feind, Berlin 1995; G. Hamacher, Gegen Hitler, Berlin 2005. – DBA II, III; W. Röder/H. A. Strauss (Hg.) Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1, München 1980, S. 679.
Porträt Fotografie, 1943, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden (Bildquelle).
Christian Hermann
21.10.2010
Empfohlene Zitierweise:
Christian Hermann, Artikel: Werner Schwarze,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9981 [Zugriff 21.11.2024].
Werner Schwarze
Quellen Auskunft Landesbetrieb Krematorium Berlin, 20.2.2008; Auskunft Standesamt Bürgel/Thüringen, 2.4.2008; Auskunft Landeshauptstadt Dresden, Standesamt, 3.4.2008; Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden, Sachgebiet Schriftgut, Werner S.
Werke Die Materialübergabe auf dem Friedhof, in: E. Krüger/G. Glondajewski (Bearb.), Schon damals kämpften wir gemeinsam, Berlin 1961, S. 90-95; Massenausbruch aus dem Gefängnis Castres, in: H. Maaßen (Hg.), Brigada Internacional ist unser Ehrenname, Bd. 2, Berlin 1974, S. 418-423; mit D. Gingold, Im Kessel von Lorient, in: D. Schaul (Bearb.), Résistance, Berlin 11973, Berlin 31985, S. 394-401.
Literatur H. Kühne, Pasaremos, Berlin 1970; K. Mewis, Im Auftrag der Partei, Berlin 1971; K. Pech, An der Seite der Résistance, Berlin 1974; H. Teubner, Exilland Schweiz, Berlin 1975; [Nachruf des Zentralvorstands der GST], in: Neues Deutschland 10.7.1975, S. 5; H. Teubner (Red.), Die Völker der Welt an der Seite der spanischen Republik 1936-1939, Moskau 1975; F. Dahlem, Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, Bd. 1, Berlin 1977; W. Schumann (Hg.), Deutschland im Zweiten Weltkrieg, Bd. 6, Berlin 1985; Patrioten gegen Barbaren, hrsg. von der Stadtleitung Dresden der SED, Dresden 1985; W. Eltze, Chronik zur Geschichte der Gesellschaft für Sport und Technik 1952-1984, Berlin 1987; Spanienkämpfer in der Deutschen Demokratischen Republik, hrsg. vom Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR, Berlin 1988; S. Doernberg (Hg.), Im Bunde mit dem Feind, Berlin 1995; G. Hamacher, Gegen Hitler, Berlin 2005. – DBA II, III; W. Röder/H. A. Strauss (Hg.) Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1, München 1980, S. 679.
Porträt Fotografie, 1943, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden (Bildquelle).
Christian Hermann
21.10.2010
Empfohlene Zitierweise:
Christian Hermann, Artikel: Werner Schwarze,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9981 [Zugriff 21.11.2024].