Walter Dönicke
D. besuchte die Bürgerschule und die Gewerbeschule in Leipzig. 1914 bis 1917 absolvierte er eine Tischlerlehre. Ab 1919 arbeitete er ein Jahrzehnt lang als Tischlergehilfe. Bereits 1925 trat D. der NSDAP bei. Die Leipziger Ortsgruppe bestand seit dem 22.11.1922 und kam somit bereits zwei Jahre nach der Gründung der NSDAP in München zustande. Von März 1923 bis Dezember 1924 war die Partei in Sachsen verboten, und als sie nach der Aufhebung des Verbots in Leipzig eine Rednerschule gründete, zählte D. zu deren Schülern. Am 6.7.1926 rückte der 27-Jährige bereits zum Ortsgruppenleiter der Leipziger NSDAP auf, und am 1.4.1927 übernahm D. auch die Leitung seiner Partei für den gesamten Kreis Leipzig.
Nach der Landtagswahl im Mai 1929 wurde er Mitglied des Sächsischen Landtags und erst 1932 Stadtverordneter der Messestadt. Mit der Machtübernahme Hitlers wurde D. zum Staatskommissar der sächsischen Regierung und zum Präsidenten des gleichgeschalteten Landtags ernannt. Als das Parlament am 16.5.1933 zur Eröffnungssitzung zusammenkam, bestand es wegen des Ausschlusses der kommunistischen und sozialdemokratischen Abgeordneten nur noch aus 71 statt wie bislang aus 96 Abgeordneten. D. blieb Präsident des Landtags, bis dieser durch das Gesetz über den Neuaufbau des Reichs vom 30.1.1934 aufgelöst wurde. Die weitere Karriere des Funktionärs, der in Leipzig die NSDAP wesentlich mit aufgebaut hatte und für die Gleichschaltung der fünftgrößten Stadt Deutschlands stand, erreichte rasch ihren Höhepunkt. Noch 1933 wurde D. Kreishauptmann in Leipzig. Er gab dieses Amt im Oktober 1937 auf, um Leipziger Oberbürgermeister zu werden, konnte aber nur ein Jahr Stadtoberhaupt bleiben. Ein anderer Leipziger Nationalsozialist, Hans Rudolf Haake, betrieb erfolgreich seine Amtsenthebung, indem er D.s mangelnde Befähigung zur Ausübung dieser Funktion bei der Führung der NSDAP meldete. Daraufhin wurde die Berufung D.s zurückgenommen, und er verlor 1938 sämtliche Staats- und Parteiämter. Am 19.4.1945 beging er beim Einmarsch der amerikanischen Truppen in Leipzig Selbstmord.
Werke Deutscher Geist, deutsche Tat, Leipzig 1938.
Literatur R. Klingemann, Der Kampf um die Macht in Leipzig, in: Leipziger Kalender 13/1938, S. 31-41; Kurt Walter D., in: K. Kühling/D. Mundus, Leipzigs regierende Bürgermeister vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Beucha 2000, S. 71; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 148f. (P). – DBA II.
Josef Matzerath
17.7.2008
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Walter Dönicke,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16599 [Zugriff 25.11.2024].
Walter Dönicke
Werke Deutscher Geist, deutsche Tat, Leipzig 1938.
Literatur R. Klingemann, Der Kampf um die Macht in Leipzig, in: Leipziger Kalender 13/1938, S. 31-41; Kurt Walter D., in: K. Kühling/D. Mundus, Leipzigs regierende Bürgermeister vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Beucha 2000, S. 71; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 148f. (P). – DBA II.
Josef Matzerath
17.7.2008
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Walter Dönicke,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/16599 [Zugriff 25.11.2024].