Traugott Andreas von Biedermann
B., als jüngstes der zehn Kinder des Annaberger Stadtsyndikus
Johann August Biedermann geboren, besuchte die Lateinschule seiner Heimatstadt und nahm im September 1759 ein Studium in Leipzig auf. Hier verweilte er jedoch nicht lange, sondern wechselte nach Frankfurt/Oder, wo er ab 1764 die Rechte studierte. 1769 wechselte er nach Halle, um sein Studium abzuschließen. Dort arbeitete er an den „Hallischen Gelehrten Zeitungen“ mit und verdingte sich außerdem als Hofmeister des Sohns des Geheimen Finanzrats Zinnow sowie danach des Sohns des preußischen Staatsministers
Ernst Wilhelm von Schlabrendorf. B. wurde schließlich 1771 in Halle promoviert. Anschließend kehrte er nach Leipzig zurück und veröffentlichte 1772 eine zweite Dissertation. Nun hielt er auch selbst juristische Vorlesungen als Privatdozent über das „deutsche Staats-, Privat- und Lehnrecht“ an der Leipziger Universität. Außerdem war er 1777 bis 1782 Oberhofgerichts- und Konsistorialadvokat sowie Konsulent der Kaufmannschaft. Literarisch wirkte er bei der „Unpartheyischen Critik“ August Friedrich Schotts, ebenfalls Professor der Hochschule, mit. Diese 1768 bis 1782 erschienene Reihe befasste sich mit den neuesten juristischen Schriften und den damaligen Zuständen an der Leipziger Universität. Ab 1783 nach Dresden in den Staatsdienst berufen, tauschte B. die Gelehrten- gegen die Beamtenlaufbahn und war zunächst kurfürstlich sächsischer Hof- und Justizrat. Im weiteren Verlauf seiner Karriere wurde er ab 1785 Geheimer Kabinettssekretär im Inländischen Department, unter Beibehaltung seines Postens bei der Landesregierung. Im selben Jahr ehelichte er die Tochter eines Dresdner Kaufmanns. 1801 stieg B. zum Direktor des Dritten Departements im Geheimen Finanzkollegium auf und wurde zum Geheimrat ernannt, worin er seinen am 25.10. verstorbenen Vorgänger Friedrich Wilhelm Freiherr von Ferber ablöste. B. avancierte im Geheimen Finanzkollegium zum Vizepräsident und später Präsident. – Als verdienter Beamter im höheren Staatsdienst wurde B. 1802 durch Kaiser
Franz II. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Im Diplom zur Verleihung dieses Rangs wird neben seinen hohen Verdiensten und seiner Pflichttreue auch auf die Abstammung seiner Mutter verwiesen, die den Nachkommen des angesehenen Adelsgeschlechts der schottischen Lindsays angehörte. In den Dokumenten, die seine erfolgreiche Laufbahn belegen, wird auf B.s Diensteifer, sein umfangreiches Wissen und seine Rechtschaffenheit hingewiesen. Er besaß das besondere Vertrauen König Friedrich Augusts I. und wurde u.a. 1807 als Mitglied einer Landeskommission mit der Klärung der Folgen der vorangegangenen Napoleonischen Kriege und deren Beseitigung betraut. – B. wurde in der Begräbnisstätte der Familie seiner Frau beigesetzt.
Quellen Ältere Universitätsmatrikel I: Universität Frankfurt/Oder, Bd. 1-3: 1649-1811, hrsg. von E. Friedländer, Osnabrück 1965; Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig, Bd. 3: 1559-1809, hrsg. von G. Erler, Leipzig 1909; Sächsische Staatshandbücher, Dresden 1728-1934 (CD-ROM Dresden 2001); Leipziger Adreß-, Post- und Reisekalender, 1774-1777; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Finanzarchiv, Spezialreskripte, 1784, Nr. 443, 1801, Nr. 1, 1807, Nr. 615, 1808, Nr. 668, 1812, Nr. 116.
Werke De iure reformandi teoritoriali ad tres religiones in imperio R. G. receptas haud restricto ad verba finalia art. VII, P. O., Diss. Halle 1771; De visitatione et revisione camerali tamquam causa regiminis vi potestatis inspectoriae instituenda, Diss. Leipzig 1772; A. F. Schott, Unpartheyische Critik über die neuesten juristischen Schriften: wie auch zuverlässige Nachrichten von dem gegenwärtigen Zustand der Leipziger Akademie, Leipzig 1768-1782.
Literatur C. W. Hering (Hg.), Geschichte des sächsischen Hochlandes, Leipzig 1828; C. Freifrau v. Biedermann, Geschichte des Rittergutes Nieder-Forchheim, Dresden 1869; Neue sächsische Kirchengalerie. Die Ephorie Marienberg, Leipzig 1908; Aus dem Familien-Archive der Reichsfreiherren von Biedermann, Bd. 3: Vom 17. zum 20. Jahrhundert, Leipzig 1914; W. Lorenz, Nachkommen des Annaberger Mühlamtsverwalters David Lindsay, in: Erzgebirgische Genealogien, Bd. 5, Annaberg-Buchholz 1998, S. 18, 21f., 24f. – DBA I, III; DBE 1, S. 518.
Ulrike Knoll
24.2.2010
Empfohlene Zitierweise:
Ulrike Knoll, Artikel: Traugott Andreas von Biedermann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/551 [Zugriff 2.11.2024].
Traugott Andreas von Biedermann
Quellen Ältere Universitätsmatrikel I: Universität Frankfurt/Oder, Bd. 1-3: 1649-1811, hrsg. von E. Friedländer, Osnabrück 1965; Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig, Bd. 3: 1559-1809, hrsg. von G. Erler, Leipzig 1909; Sächsische Staatshandbücher, Dresden 1728-1934 (CD-ROM Dresden 2001); Leipziger Adreß-, Post- und Reisekalender, 1774-1777; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Finanzarchiv, Spezialreskripte, 1784, Nr. 443, 1801, Nr. 1, 1807, Nr. 615, 1808, Nr. 668, 1812, Nr. 116.
Werke De iure reformandi teoritoriali ad tres religiones in imperio R. G. receptas haud restricto ad verba finalia art. VII, P. O., Diss. Halle 1771; De visitatione et revisione camerali tamquam causa regiminis vi potestatis inspectoriae instituenda, Diss. Leipzig 1772; A. F. Schott, Unpartheyische Critik über die neuesten juristischen Schriften: wie auch zuverlässige Nachrichten von dem gegenwärtigen Zustand der Leipziger Akademie, Leipzig 1768-1782.
Literatur C. W. Hering (Hg.), Geschichte des sächsischen Hochlandes, Leipzig 1828; C. Freifrau v. Biedermann, Geschichte des Rittergutes Nieder-Forchheim, Dresden 1869; Neue sächsische Kirchengalerie. Die Ephorie Marienberg, Leipzig 1908; Aus dem Familien-Archive der Reichsfreiherren von Biedermann, Bd. 3: Vom 17. zum 20. Jahrhundert, Leipzig 1914; W. Lorenz, Nachkommen des Annaberger Mühlamtsverwalters David Lindsay, in: Erzgebirgische Genealogien, Bd. 5, Annaberg-Buchholz 1998, S. 18, 21f., 24f. – DBA I, III; DBE 1, S. 518.
Ulrike Knoll
24.2.2010
Empfohlene Zitierweise:
Ulrike Knoll, Artikel: Traugott Andreas von Biedermann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/551 [Zugriff 2.11.2024].