Sophia von Sachsen

S. verlor bereits im Alter von vier Jahren ihren Vater und wurde von ihrer Mutter Sophia von Brandenburg, einer streng orthodoxen Lutheranerin, erzogen. Die Hochzeit von S. mit Herzog Franz I. von Pommern-Stettin im August 1610 ging v.a. auf die Initiative ihrer Mutter und deren Schwester Erdmuthe von Brandenburg - Witwe des 1600 verstorbenen Herzogs Joachim Friedrich von Pommern-Stettin und damit eine Tante von Franz - zurück. Franz I. lernte seine zukünftige Braut spätestens im Mai 1609 kennen, als jene gemeinsam mit ihrer Mutter in Pommern weilte und ihn in Köslin besuchte. S. war bereits 22 Jahre alt, Franz zehn Jahre älter. In der Folgezeit trat neben Erdmuthe auch die mecklenburgische Witwe Anna von Pommern-Wolgast als Vermittlerin in Erscheinung. Im Auftrag von Franz stand sie, wie auch Erdmuthe, mit der sächsischen Kurfürstenwitwe Sophia in Kontakt. Anna und Erdmuthe hatten gemeinsam bereits zwischen 1594 und 1601 die Ehe zwischen S.s älterem Bruder, dem sächsischen Kurfürsten Christian II., und der dänischen Prinzessin Hedwig vermittelt. – Während der Verhandlungen zu S.s Ehevertrag spielten von kursächsischer Seite neben dem Hofmeister der sächsischen Kurfürstin Hedwig von Dänemark, Ernst Dietrich von Starschedel, auch die beiden Geheimen Räte der Kurfürstenwitwe Sophia von Brandenburg, Sebastian Friedrich von Kötteritz und Benedikt Carpzow, eine entscheidende Rolle. S. erhielt das für kursächsische Prinzessinnen übliche Ehegeld in Höhe von 30.000 Reichstalern. Streitpunkt war lange Zeit die Höhe der Morgengabe. Schließlich setzte sich auch hier der sächsische Kurfürst mit seiner Forderung von 7.000 Reichstalern gegen die 2.000 von Pommern vorgeschlagenen Gulden durch. Als Witwensitz erhielt S. Bütow, welches 1619 gegen Wollin getauscht wurde. Der Hofmeister und Wittumshauptmann von S., Valentin von Güntersberg, wurde nach 1619 mit dem Umbau des Schlosses Wollin nach Maßgabe des von Herzog Franz nach Dresden übersandten Modells beauftragt. Güntersberg war mit Sophia von Carlowitz, einer sächsischen Adligen, verheiratet. Auch zahlreiche weitere Angehörige von S.s Hofstaat stammten aus Kursachsen. – S. und Franz blieben in den folgenden Jahren mit der kursächsischen Familie eng verbunden. 1616 reisten sie auf Bitte der kursächsischen Witwe persönlich nach Sachsen. Mit im Gepäck hatten sie zwei Porträts von sich, die später viele Jahre im Colditzer Wittumsschloss der Sophia von Brandenburg hingen. Zwei Jahre später erfolgte ein Gegenbesuch Sophias von Brandenburg bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in Pommern. Auch nach dem Tod ihres Ehemanns reiste S. häufig nach Dresden. Als Schwester des Kurfürsten war sie in das höfische Leben voll integriert, nahm an Feierlichkeiten teil und organisierte selbst höfische Schießwettkämpfe in Dresden. Die enge Bindung an ihre sächsische Heimat ist nicht zuletzt auch ein Zeichen dafür, dass die kinderlos verwitwete S. in Pommern nicht heimisch geworden war. Dies drückte sich auch in ihrem innigsten Wunsch aus, in Sachsen beerdigt zu werden. Ihr Bruder, der sächsische Kurfürst Johann Georg I., war schließlich ihr Haupterbe. – Bedingt durch die Ereignisse des Dreißigjährigen Kriegs lebte S. v.a. in ihrem Stadthaus in Stettin. Hier verstarb sie 1635. Zwei Jahre später folgte ihr 1637 der letzte Herzog von Pommern, Bogislaw XIV. 1638 beschlagnahmte Schweden, welches Pommern besetzt hatte, den größten Teil des beweglichen Nachlasses von S. Die Erbstreitigkeiten dauerten schließlich bis mindestens 1654 an. S.s sterbliche Überreste konnten erst 1650 nach Sachsen überführt werden. Bis dahin befand sich der Sarg erst in ihrem Stettiner Stadthaus, nach 1641 schließlich im Stettiner Schloss. S. wurde ihrem Wunsch entsprechend in der Dresdner Sophienkirche beigesetzt.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Urkunden; Staatsarchiv Stettin, Archiwum Państwowe Szczecinie, Archiwum Książąt Szczecińskich.

Literatur U. Essegern, Kursächsische Eheverträge in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in: M. Schattkowsky (Hg.), Witwenschaft in der Frühen Neuzeit, Leipzig 2003, S. 115-135; dies., Zur Werbung ich itzo mich gentzlich entschlossen, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 43/2005, H. 1, S. 27-35; dies., Keine Totenruhe für S. von Sachsen in Stettin, in: ebd. 44/2006, H. 2, S. 18-23.

Porträt S., Herzogin von Pommern-Stettin, geb. Prinzessin von Sachsen, J. Leonysig, um 1616, Öl auf Leinwand, vor 1939 Pommersches Landesmuseum Stettin (Kriegsverlust, Reproduktion in der Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Ute Essegern
6.8.2009


Empfohlene Zitierweise:
Ute Essegern, Artikel: Sophia von Sachsen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23432 [Zugriff 21.11.2024].

Sophia von Sachsen



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Urkunden; Staatsarchiv Stettin, Archiwum Państwowe Szczecinie, Archiwum Książąt Szczecińskich.

Literatur U. Essegern, Kursächsische Eheverträge in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in: M. Schattkowsky (Hg.), Witwenschaft in der Frühen Neuzeit, Leipzig 2003, S. 115-135; dies., Zur Werbung ich itzo mich gentzlich entschlossen, in: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte 43/2005, H. 1, S. 27-35; dies., Keine Totenruhe für S. von Sachsen in Stettin, in: ebd. 44/2006, H. 2, S. 18-23.

Porträt S., Herzogin von Pommern-Stettin, geb. Prinzessin von Sachsen, J. Leonysig, um 1616, Öl auf Leinwand, vor 1939 Pommersches Landesmuseum Stettin (Kriegsverlust, Reproduktion in der Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Ute Essegern
6.8.2009


Empfohlene Zitierweise:
Ute Essegern, Artikel: Sophia von Sachsen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23432 [Zugriff 21.11.2024].